Pro & Contra Aus für den 500-Euro-Schein – die richtige Entscheidung?

Nur noch heute ist der 500-Euro-Schein bei der Deutschen Bundesbank und der Österreichischen Nationalbank zu haben. Quelle: imago images

Die Europäische Zentralbank schafft den 500-Euro-Schein ab. Viel Lärm um nichts oder gibt es doch handfeste Gründe, warum wir die „lila Lappen“ vermissen werden? Ist das Ende des Fünfhunderters gar der Anfang vom Ende des Bargelds? Ein Pro und Contra.

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Pro Abschaffung: Viel Lärm um nichts

Saskia Littmann

Mal ehrlich: Wer von Ihnen hatte schon mal einen 500-Euro-Schein im Portemonnaie? Vermutlich die wenigsten. Warum also die ganze Aufregung um einen Schein, den kaum ein normalsterblicher Verbraucher jemals benutzt. Gerade mal etwas mehr als drei Prozent aller Geldscheine in der Euro-Zone sind Fünfhunderter. Allein die Kosten-Nutzen-Rechnung für das Papier fällt damit negativ aus, jeder Cent an Herstellungskosten scheint zu viel, wenn nur ein Bruchteil der Bevölkerung mal mit einem 500-Euro-Schein bezahlt hat.

Viel schwerer wiegt allerdings der Sicherheitsaspekt. Für Geldwäscher, Betrüger und Steuerhinterzieher ist der lila Schein erste Wahl, wenn es um unsaubere Geschäfte geht. Klar, so lassen sich große Summen Bargeld auf kleinem Raum im Geldkoffer verstauen, illegal über die Grenze transportieren oder dem Autohändler offerieren. Das Beispiel Spanien illustriert, worum es geht. Zur Zeit des dortigen Immobilienbooms 2007, kurz vor Ausbrechen der Finanzkrise, war Spanien das Land, in dem es die meisten 500-Euro-Scheine Europas gab. Damals war es üblich, bei einem Immobilienkauf einen größeren Teil des Kaufpreises in bar zu bezahlen, am Fiskus vorbei, mit dem Fünfhunderter. Spanien verlor viele Steuereinnahmen, die es in der Krise gut hätte gebrauchen können.

Nun wird kaum ein Verbrecher Abstand von illegalen Geschäften nehmen, nur weil es den lila Schein nicht mehr gibt. Das zu glauben, wäre eine Illusion. Trotzdem ist es gut, wenn Aufseher zumindest versuchen, Sicherheitslücken einzudämmen. Werden krumme Geschäfte und Steuerhinterziehung zumindest erschwert, ist das ein erster Schritt in die richtige Richtung.

Kritiker argumentieren, ohne den 500-Euro-Schein werde es Sparern und Banken erschwert, größere Mengen Bargeld zu horten. Mario Draghi, der Chef der Europäischen Zentralbank (EZB), wolle so erreichen, dass mehr Geld für Negativzins bei der EZB eingelagert wird. Für Privatleute sei es so oder so dahingestellt, wie sinnvoll die Notreserve in bar unterm Kopfkissen tatsächlich ist. Nicht jeder, der nun auf Hunderter und Zweihunderter angewiesen ist, wird aus Platzmangel gleich in einen neuen Tresor investieren müssen. Und Banken? Der 500-Euro-Schein wird ja nicht sofort abgeschafft, er wird lediglich nicht mehr ausgegeben. Seine Gültigkeit verliert er nicht, die Zentralbanken tauschen den Schein zeitlich unbegrenzt um.

Wer nun argumentiert, das Ende des Fünfhunderters sei der Anfang vom Ende des Bargelds, verklärt die Realität, denn von Abschaffung kann bisher keine Rede sein. Nicht mal die kleinen 1- oder 2-Cent-Münzen müssen dran glauben, obwohl Münzen mit solchen Kleinstbeträgen in anderen Ländern längst Geschichte sind. Deshalb wird auch die Freiheit, die Bargeld freilich bietet, nicht eingeschränkt. Wer will, kann in Deutschland wie gewohnt bar bezahlen. Auch wer größere Beträge lieber mit Scheinen zahlt, weil er Angst um seine Daten hat, nimmt eben künftig fünf Hunderter. Oder einen Hunderter und zwei Zweihunderter. Oder, oder, oder.

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