Besonders sensibel auf Statistiken reagieren die Rohstoffmärkte. Schon kleine Änderungen beispielsweise bei Lagerbeständen lösen große Preisbewegungen aus. Strittig sind Zahlen zu Chinas Rohstofflagern. Analysten argwöhnen, dass in chinesischen Depots weit mehr Rohstoffe schlummern als in den offiziellen Beständen der Rohstoffbörsen. „Für das Wachstum, das uns die Indikatoren für den Konsum oder den Immobilienmarkt anzeigen, wären weniger Rohstoffimporte nötig als offiziell angegeben“, sagt Torsten Dennin, Rohstoffexperte von Tiberius Asset Management. Es sei wahrscheinlich, dass China seine Bestände mit nicht benötigten Rohstoffen weiter aufstocke.
Investoren sind daher im Rohstoffsektor mit Unternehmen gut beraten, die nicht so stark am Rohstoffpreis hängen. Dazu gehören etwa die schwedische Boliden und die deutsche Aurubis. Beide verdienen am Schmelzen von Industriemetallen. Schmelzlöhne werden vertraglich im Voraus vereinbart. Deren Höhe hängt mehr an der Auslastung der Schmelzen als am Rohstoffpreis. Entsprechend stabiler sind die Aktien der Schmelzspezialisten. Boliden (empfohlen in WirtschaftsWoche 51/2015) legte seit Dezember 2015 um 84 Prozent zu.
Instabil ist dagegen der Ölpreis. Vom Sommer 2014 an ging es zunächst bergab. Auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos am 19. Januar sagte der saudische Ölminister, die gedrosselte Produktion würde die Ölbestände in diesem Jahr spürbar drücken. Prompt stieg der Ölpreis von 51 auf 54 Dollar je Fass. Tatsächlich aber wurde mehr gefördert, die US-Ölbestände wuchsen in diesem Jahr um vier Prozent. Anfang März rutschte der Ölpreis deshalb auf 50 Dollar. Hätten Anleger am 19. Januar auf die für Ölkonzerne vermeintlich positiven Nachrichten Aktien gekauft, dann hätten sie mit Zitronen gehandelt. Der Kurs von ExxonMobil etwa ist seither um 4,5 Prozent gerutscht.
Wer am Ölgeschäft verdienen, aber nicht am politisch beeinflussten Ölpreis hängen will, sollte in Betreiber von Pipelines und Öllagern investieren. Dazu gehört die kanadische TransCanada. TransCanada profitiert von US-Präsident Donald Trump, der Pipelines, die sein Vorgänger Barrack Obama blockiert hatte, absegnet.
Alternative Mathematik
Trump ist bekanntermaßen kreativ. So wollte er beim Handelsministerium durchboxen, dass das – aus seiner Sicht zu geringe – Handelsbilanzdefizit neu berechnet wird. Offiziell betrug das Defizit im vergangenen Jahr nur 2,7 Prozent des BIPs, weniger als der Durchschnitt der vergangenen 15 Jahre mit 3,8 Prozent. Trump machte aus mickrigen 2,7 Prozent imposante 5,1 Prozent. Dazu schlug er Waren, die die USA als Transitland passieren, den Importen zu.
Der Schaden, den Trump anrichtet, wenn er über kreative Berechnungen seinem Protektionismus Vorschub leistet, ist an der Börse spürbar. Der deutsche Maschinenbauer Krones zum Beispiel macht 14 Prozent seines Umsatzes in den USA. Als die Deutsche Bank am 22. März auf negative Folgen der US-Handelspolitik für Krones hinwies, rutschte die Aktie um 3,5 Prozent ab. Noch größer hatte sich die Schere zwischen Krones und dem MDax unmittelbar nach den US-Wahlen am 8. November aufgetan (siehe Grafik). Krones beschwichtigt. „Wir haben zwar Wettbewerber in den USA, die starken sitzen aber in Europa“, sagt Vorstandschef Christoph Klenk.
So können falsche Kursreaktionen auf gefälschte Berechnungen auch eine Chance für Anleger sein: Krones etwa dürfte seine Verluste wieder aufholen.