Stratege Albert Edwards Kaum jemand beachtet den Ölpreis-Einbruch, obwohl der ein Zeichen sein könnte

In den vergangenen zwölf Monaten sind der Ölpreis und die Industrierohstoffe um etwa 30 Prozent und die Agrarpreise um etwa 20 Prozent gefallen Quelle: imago images

Vor lauter Bankenbeben registrierte so gut wie niemand den Einbruch der Rohstoffpreise. Der berühmte Stratege Albert Edwards sieht darin einen Abwärtstrend. Er erwartet, dass die US-Inflation wieder unter null fallen wird – und der Fed den Vorwand liefert, die Zinsen zu senken.

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Eine Folge der Turbulenzen bei den Banken sei, dass Anleger offensichtlich nicht mehr daran glauben, dass die US-Notenbank Fed ihre straffe Geldpolitik fortsetzen wird – sondern dass sie die Zinsen bald senken wird, schreibt Albert Edwards, der berühmte Stratege der französischen Großbank Société Generale, in einem internen Blogbeitrag und einem Brief an seine Kunden.

Edwards weiter: „Eine weitere wichtige Marktfolge, die mir aufgefallen ist, ist der gestrige Einbruch des Ölpreises um etwa fünf Prozent.“ Die meisten Kommentare erklärten dies damit, dass Anleger in Folge der Bankenturbulenzen Angst vor einer weltweiten Rezession hätten – in der normalerweise weniger Öl verbrannt und damit nachgefragt wird.

„Dies brachte mich zum Nachdenken darüber (was immer gefährlich ist),“ schreibt Edwards, „wie schwach die Industrierohstoffe in letzter Zeit trotz des Versprechens einer sich belebenden chinesischen Wirtschaft waren.“ Ölpreis und die Preise von Industriemetallen wie Kupfer, Aluminium und Nickel hatten schon vor ihrem jüngsten Einbruch zu kämpfen.

In den vergangenen zwölf Monaten sind der Ölpreis und die Industrierohstoffe um etwa 30 Prozent und die Agrarpreise um etwa 20 Prozent gefallen: „Dies wird sich ziemlich stark auf den Verbraucherpreisindex auswirken, da die Lebensmittel- und Energieinflation nachzieht und stark ins Negative kippt,“ prognostiziert Edwards.

Die von Edwards so definierte „Super-Kerninflation (ohne Lebensmittel- und Energiepreise sowie ohne Mieten) in den USA sei jetzt bereits wieder auf den Stand der Zeit vor der Pandemie zurückgefallen, sie liegt bei 0,2 Prozent: „Es sieht so aus, als ob sich die Super-Kerninflation tatsächlich als vorübergehend erwiesen hat – auch wenn sie viel länger anhielt, als man dachte.“

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Der Rückgang der Rohstoffpreise um 20 bis 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr werde sich schnell im Verbraucherpreisindex für Lebensmittel und Energie niederschlagen. Zudem werde die Inflation bei Wohnimmobilien auch zurückgehen. Die Notenbank Fed werde dann „jeden deflationären Vorwand“ haben, um wieder in den Zinssenkungsmodus umzuschalten, wenn sie dies wünscht.

Edwards: „Ich persönlich rechne immer noch damit, dass der Verbraucherpreisindex irgendwann unter null fallen wird. Das wäre eine Überraschung und ein guter Vorwand, um die Zinsen zu senken.“

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Edwards wurde Ende der 1990er-Jahre berühmt mit seiner Vorhersage einer „Eiszeit“ an den Kapitalmärkten, in der die Anleiherenditen in den negativen Bereich fallen und die Aktienkurse crashen würden. Er gewinnt regelmäßig die wichtigsten Analystenrankings in der Kategorie „Globale Strategie“.

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