US-Autokredite Nächstes Ziel Finanzkrise

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Geht die Liquidität, droht ein Teufelskreis

Subprime-Finanzierer fahren mit ihren Krediten inzwischen wieder Verluste ein wie im Nachgang der Finanzkrise, meldet die Ratingagentur S&P. Die in ABS gebündelten Kredite hätten im Januar, aufs Jahr hochgerechnet, 9,2 Prozent an Wert verloren. Die Laufzeit der Kredite muss immer weiter gestreckt werden, damit sich Schuldner ihre Raten noch leisten können. Bei schlechter Bonität liegt sie schon bei sechs Jahren – ein historischer Rekord. Bei Zahlungsausfällen brachte die Verwertung der Sicherheiten – sprich: der Verkauf der Autos – den Finanzierern zuletzt immer weniger ein. Im Schnitt holten sie nur noch 34,8 Prozent der Kreditsumme raus.

Deutsche Bank verliert Anschluss an US-Riesen
US-Investmentbanken profitieren von Donald Trump, die europäischen Geldhäuser schwächeln weiter. Das zeigt eine Studie der Marktforschungsfirma Coalition, die zweimal im Jahr die Ertragslage der weltgrößten Investmentbanken untersucht. Die Daten beinhalten die Erträge der Geldhäuser aus den drei wichtigsten Feldern des Investmentbanken-Geschäfts: dem Anleihehandel, dem Aktienhandel und dem sogenannten Investmentbanking, zu dem Fusionsberatung sowie das Platzieren von Aktien und Anleihen für Kunden zählt. Wie die Institute derzeit dastehen. Quelle: dpa
Auf Platz zwölf steht wie auch schon im Vorjahr die Société Générale. Das französische Institut sticht dabei allerdings mit zwei Spitzenplätzen im Wertpapiergeschäft hervor. Bei Aktienderivaten (Platz zwei) und bei Termingeschäften (Platz 3) landen die Franzosen jeweils auf dem Treppchen. Quelle: REUTERS
MIT BNP Paribas steht auch auf Platz 11 ein französisches Institut. Auch das größte Geldhaus des Landes hat sich damit im Coalition-Ranking weder verbessern, noch verschlechtern können. Das Institut hatte erst im März angekündigt, das Investmentbanking in Deutschland ausbauen zu wollen. Quelle: dpa
Den neunten Platz im Ranking teilen sich zwei Institute. Die UBS hatte die Platzierung im Vorjahr noch exklusiv inne. Doch die Schweizer zeigten sich zuletzt etwas schwächer und mussten ihre beiden dritten Plätze bei den Geschäften mit Devisen und Derivaten abtreten. Quelle: REUTERS
Teilen muss sich die UBS den neunten Platz mit der HSBC, die sich damit um einen Platz im Ranking verbessert. Das in London ansässige, aber auf Asien fokussierte Institut hatte erst im März einen Führungswechsel eingeleitet. Quelle: dpa
Einen Platz abwärts geht es für die Credit Suisse, die vom siebten auf den achten Rang abrutscht. Im Geschäft mit verbrieften Krediten und Wertpapieren verlieren die Schweizer ihren dritten Platz. Quelle: dpa
Barclays hat mit der Credit Suisse die Plätze getauscht und verbessert damit sich vom achten auf den siebten Platz. Die Briten agieren in keinem Segment herausragend, allerdings in beinah jedem Geschäftsbereich auf Top-Ten-Niveau. Quelle: dpa

Sollten in Zukunft noch mehr Kredite platzen und die Gebrauchtwagenpreise weiter fallen, drückt das den Wert der ABS. Ein Teufelskreis setzt ein: Investoren verlangen höhere Renditen, um noch in ABS zu investieren. Schon jetzt muss zum Beispiel American Credit Acceptance Investoren 4,6 Prozent Rendite bieten. Kreditgeber können sich nur noch teurer refinanzieren – und müssen von Schuldnern noch höhere Zinsen fordern. Schnell könnte der ABS-Markt für Subprime-Autokredite dann austrocknen. Die Käufer der schrottreifen Autokredite säßen wie einst die Käufer von Subprime-Immobilienkrediten auf Sicherheiten, die nur noch wenig wert sind. Kreditanbieter gerieten in Liquiditätsnot.

Bisher hat sich diese Gefahr kaum in den ABS-Ratings niedergeschlagen – auch das eine Parallele zur Zeit vor der Finanzkrise. Zwar bereiten die Entwicklungen der Federal Reserve Bank of New York „erhebliche Sorgen“. Die meisten Autofinanzierungen seien aber unverändert solide, betonen die Notenbanker. So wie Ex-US-Notenbankpräsident Ben Bernanke, der im September 2007 die denkbaren Verluste aus der Subprime-Immobilienkrise auf 50 bis maximal 100 Milliarden Dollar bezifferte. Am Ende überstiegen sie 500 Milliarden Dollar.

Steve Eisman hatte Bernanke die Schätzung damals nicht abgekauft. Er erlangte als Vorlage für die Figur des Hedgefondsmanagers Michael Burry im Buch „The Big Short“ von Michael Lewis Berühmtheit. Der Hedgefondsmanager spekulierte zwischen 2005 und 2008 auf einen Zusammenbruch des US-Immobilienmarktes – und gewann Hunderte Millionen Dollar für seinen damaligen Arbeitgeber. Eisman, der heute für die New Yorker Investmentfirma Neuberger Berman Group arbeitet, warnt jetzt vor Verwerfungen auf dem US-Subprime-Automarkt. Er sagt aber auch: „Der Markt ist nicht groß genug, um das gesamte Finanzsystem aus den Angeln zu heben wie damals der US-Häusermarkt.“ In Not gerieten vermutlich nur Autokredite an Subprime-Kunden, maximal 400 Milliarden Dollar Kreditvolumen.

Die wertvollsten Unternehmen der Welt

Der Schaden könnte trotzdem größer ausfallen: Viele Käufer der Subprime-ABS haben diese als Sicherheiten eingesetzt, um sich selbst Geld zu borgen. Solche mehrfachen Verpfändungen derselben Sicherheit sind im heutigen Finanzsystem eine der Hauptquellen für Kredite. Im Schnitt wird eine Sicherheit im US-Finanzsystem zwei bis drei Mal eingesetzt.

„The Big Short“ ist der US-Autokreditmarkt daher vielleicht nicht – ohne Schmerzen wird sich aber auch dieser Markt nicht von faulen Krediten bereinigen lassen.

Malerin Carla aus Santa Cruz arbeitet daran, dass zumindest ihr Kredit nicht dazugehört. Die Galerie war an ihren Landschaftsbildern jedenfalls interessiert – ein guter Anfang.

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