Zschabers Börsenblick
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Wo für Investoren die Sonne scheint

Spanien gilt vielen Anlegern noch als Krisenland. Doch weit gefehlt! Beim Wachstum hängt das Königreich den Rest Europas bereits ab. Trotz der Parlamentswahlen Ende April könnte sich ein Investment auszahlen.

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Achtzehn Grad. Wolkenloser Himmel. Sonne. Während in Deutschland das wechselhafte Aprilwetter regiert, sieht es in großen Teilen Spaniens schon ganz anders aus. Viele Deutsche werden während der vergangenen Regentage wehmütig den nächsten Urlaub herbeigesehnt haben. Doch auch aus anderen Gründen lohnt es sich, die iberische Halbinsel im Blick zu haben. Während die OECD kürzlich ihre Wachstumsprognose für den Euroraum kräftig revidiert hat und nunmehr nur noch von einem Plus von einem Prozent ausgeht, schwingt sich das ehemalige Krisenland Spanien zur Wachstumslokomotive auf. Immerhin ein Wachstum von 2,2 Prozent erwarten Ökonomen für Spanien. Grund genug, das Land einmal näher unter die Lupe zu nehmen. Womöglich bietet es sich sogar an, den einen oder anderen Euro statt in Tapas, guten Wein und die Miete für den Strandkorb in den spanischen Leitindex zu stecken? Doch dazu später mehr.

Spanische Parlamentswahl: Risiken sind überschaubar

Erinnern Sie sich noch an die monatelange Hängepartie und den Streit zwischen Katalonien und Madrid rund um die Unabhängigkeitsbestrebungen der Region? Mit Blick auf die bevorstehenden Parlamentswahlen am 28. April dürften nicht wenige Investoren Parallelen sehen. Aktuelle Umfragen lassen noch keine klare Tendenz erkennen. Nach wie vor sind verschiedene Konstellationen – auch ein Rechtsbündnis – möglich. Angesichts der zersplitterten Parteienlandschaft könnte es bis weit in den Mai hinein dauern, bis Spanien eine Regierung hat. Unter Umständen sogar noch länger.

Diesem Risiko steht die Tatsache gegenüber, dass Spanien im Vergleich zu anderen europäischen Ländern kein großes Problem mit Populisten hat. Zwar feierten bei den Regionalwahlen in Andalusien Ende 2018 rechte Kräfte einen Achtungserfolg, doch ist dieser Effekt landesweit noch nicht zum Tragen gekommen. Selbst wenn sich die Regierungsbildung in Spanien schwieriger gestalten dürfte als von Investoren erhofft, droht noch immer kein Europa-skeptischer Kurs, wie ihn beispielsweise die Regierungen in Italien, Polen oder Ungarn fahren. Das politische Risiko ist vor der Wahl in Spanien daher ungleich geringer, als es das vor anderen Wahlgängen in Europa während der vergangenen Jahre war.

Spanien-Investoren müssen keine „Brexit-Angst“ haben

Hinzu kommt die ökonomische Leistungsfähigkeit der viertgrößten Volkswirtschaft des Euroraums: Die eingangs erläuterte Diskrepanz zwischen den starken Wachstumserwartungen Spaniens und der schwächelnden Eurozone sind keinesfalls ein Einmaleffekt: Bereits während der vergangenen vier Jahre ließ Spanien den Rest der EU weitgehend hinter sich. Selbst die Arbeitslosigkeit nimmt Stück für Stück ab. Der Umstand, dass Spanien trotz der noch immer zu hohen Quote von rund 14 Prozent ein derartiges Wachstum verfolgen kann, zeigt ebenfalls, wie stark Spaniens Wirtschaft aufgestellt ist.

Maßgeblichen Anteil an der Erfolgsgeschichte haben die privaten Haushalte, die seit Jahren in Konsumlaune sind. Auch der Außenhandel gilt als Treiber der positiven Entwicklung. Angesichts des Brexit und der noch immer schwelenden weltweiten Handelskonflikte bleibt zwar auch Spanien anfällig für Rückschläge, doch dürften die Märkte das Schlimmste bereits seit einiger Zeit eingepreist haben – die Gefahr weiterer Rückschläge erscheint überschaubar.

Gebündelt in international tätige Unternehmen investieren

Blickt man nur einmal auf die Zusammensetzung des Börsenindex MSCI Spain, so wird deutlich, welche Branchen die Richtung vorgeben: Finanzen, Industrie und Kommunikation stellen rund 55 Prozent der Marktkapitalisierung spanischer Standardwerte. Hinzu kommen zyklische Konsumgüter, Technologie-Titel, Grundstoffe und weitere.

Für Investoren, die innerhalb der Eurozone stabile Aktien-Investments suchen, bietet sich Spanien trotz der bevorstehenden Wahlen und der drohenden Hängepartie bei der Regierungsbildung an. Das Land ist auf einem guten Weg, wächst robust und verfügt über zahlreiche international tätige Unternehmen. Anleger, die die Auswahl und umfangreiche Analyse von Einzeltiteln scheuen, können sich mit einer geringen Gewichtung an ETFs halten – etwa auf den MSCI Spain oder den IBEX 35, das spanische Pendant zum Dax. Mit diesem Vorgehen kann auch das eigene Portfolio ein paar Sonnenstrahlen erhalten, denn bis dato bleiben die Aussichten für Spanien-Investoren freundlich – fast so gut wie die Wetterprognose für Palma, Sevilla und Co.

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