Spurensuche Wie kann so viel schmutziges Geld in Immobilien fließen?

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Bei Nicht-Befolgen drohen dem Makler hohe Strafen

Immobilienexperten wie Dahl sind besonders vorsichtig bei Geldern aus dem Ausland sowie bei komplexen Gesellschaftsstrukturen, aus denen die wirtschaftlich berechtigten Personen nicht genau hervorgehen. „Geht es etwa um eine Luxemburger Gesellschaft, deren Strukturen unübersichtlich sind und mit Anteilseignern aus dem außereuropäischen Ausland, dann würden wir erst einmal sehr intensiv prüfen und danach gegebenenfalls melden“ sagt Dahl. Doch bislang sei ein solcher Fall nicht vorgekommen.  

„Würden wir die Geldwäsche-Regeln nicht streng befolgen, drohten mir als Geschäftsführer bei Versäumnissen hohe Strafen“, sagt Dahl. Bislang allerdings ist auch dem Experten kein Fall bekannt, in dem Immobilienmakler wegen des Geldwäschegesetzes bestraft wurden. 

Der Immobilienexperte vermutet, dass Geldwäsche mitunter leichter in kleineren Märkten betrieben werden könne als in den Metropolen mit ihren sehr hohen Preisen. „In Städten mit niedrigeren Immobilienpreisen sind die einzelnen Einsätze für den Kauf nicht so hoch und es fällt vielleicht weniger stark auf, wenn Gelder auf viele kleinere Immobilien verteilt werden“, sagt Dahl. Es muss also gar nicht unbedingt die Luxusimmobilie sein, die als Geldwaschanlage funktioniert. Ein Mehrfamilienhaus mit Renovierungsstau in der Provinz ist mitunter weniger auffällig und für den Zweck besser geeignet.

Deutschland gilt seit Jahren als Paradies für Geldwäscher. Dass es selbst prominente Fintechs nicht besser machen, zeugt von skandalöser Ignoranz.
von Beat Balzli

Auch der Großmakler BNP Paribas Real Estate, Teil des börsennotierten französischen Bankkonzerns BNP Paribas, gibt an, das Thema Geldwäsche ernst zu nehmen. Das Deutschland-Team wickelte im Jahr 2017 Immobilientransaktionen im Umfang von 11,3 Milliarden Euro ab – vor allem mit Gewerbeimmobilien. Entsprechend werden viele internationale Kunden bedient. Bei den Anforderungen an die Geldwäsche orientieren sich die Experten an der Bankmutter. Die Abteilung für Compliance („Einhaltung gesetzlicher Vorschriften“) ist auch bei der Real-Estate-Einheit dem Management direkt unterstellt. Für die Mitarbeiter sind Compliance-Anforderungen im Arbeitsvertrag festgelegt und in allen Ländern einheitlich für jeden bindend. Nach eigenen Angaben verlangt die BNP-Gruppe auch bei Vermietungs- und Consultinggeschäften eine strenge Prüfung, die dazu führen soll, dass sie manche Mandate ablehnen, etwa wenn Kunden auf internationalen Sanktionslisten auftauchen. Als Datenbanken werden das Handelsregister sowie etwa die Orbis- oder die Markus-Datenbank ausgewertet. Sie enthält Informationen zu mehr als zwei Millionen Unternehmen aus Deutschland, Österreich und Luxemburg. Dadurch sollen Gesellschaftsstrukturen identifiziert und analysiert werden können. 

Ein Geldwäsche-Skandal wäre für den bekannten Großmakler rufschädigend und wohl sehr teuer. Die unternehmenseigene „Know your customer“-Datenbank sei mit dem „Customer-Relationship-Management-System“ gekoppelt, ein „Scoring-Modell“ führe dann eine Risikoeinschätzung des Kunden durch, heißt es bei BNP. Jeder Mitarbeiter durchlaufe regelmäßig Online-Pflichttrainings zu Anti-Geldwäsche und Korruptionsbekämpfung. Ein spezielles „KYC-Operations-Team“ unterstützt die Berater bei der Prüfung der Kunden. BNP hat sich zudem mit fünf weiteren Gewerbeimmobilienhäusern zusammengeschlossen hat, um in der Immobilienbranche einheitliche Standards durchzusetzen. So sollen es Kriminelle bei ihnen noch schwerer haben, eine Immobilie zu kaufen. Bleibt die Vielzahl kleinerer Makler. Sie haben mitunter gar nicht die Mittel, teure Datenbanken anzuschaffen oder Mitarbeiter laufend zu schulen. Bei manchen mag auch die Gier größer sein, als das Risiko, bei schmutzigen Deals aufzufliegen. 

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