Gesetzliche Rente Altersarmut wirksam vorbeugen

Ein Leben lang hart arbeiten, unfreiwillig Beiträge an die gesetzliche Rentenversicherung abführen und dann reicht das Geld doch nicht. Dieses Szenario haben viele Menschen vor Augen, die sich mit dem Thema befassen. Höchste Zeit also, sich ein paar Gedanken zur staatlichen Vorsorge zu machen.

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Die gesetzliche Rente wird künftig immer geringer ausfallen Quelle: imago / f. berger

Fast 28 Millionen Beschäftigte und ihre Arbeitgeber zahlen zurzeit in die gesetzliche Rentenversicherung ein. Doch angesichts des demografischen Wandels mit immer mehr Rentenbeziehern wird die Lücke zwischen Nettoeinkommen und Rente tendenziell größer. So konnte ein Standardrentner, der durchschnittlich verdient und 45 Jahre lang in die Staatskasse eingezahlt hat, bei Rentenbeginn ab 2005 noch mit fast 70 Prozent seines letzten Lohns rechnen – für die meisten eine hinreichende Versorgung. Doch bis 2030 soll die Rente auf 59 Prozent des früheren Nettoeinkommens sinken, so das Institut für Altersvorsorge in Berlin. Damit bleibt die gesetzliche Rente wichtigster Teil der Altersvorsorge, erfordert aber mehr Planung und ergänzende Maßnahmen. „Um die Rentenlücke zu schließen, müssen die vorhandenen Möglichkeiten der privaten und betrieblichen Altersvorsorge genutzt werden“, so auch Benedikt Dederichs vom Sozialverband Deutschland in Berlin.

Wann die Europäer in Rente gehen
DeutschlandDie Arbeitnehmer in Deutschland sind nach Informationen der „Bild-Zeitung“ im vergangenen Jahr so spät in Rente gegangen wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Gleichzeitig sanken die Abschläge wegen vorgezogenen Renteneintritts auf den niedrigsten Wert seit 2003, berichtet die Zeitung unter Berufung auf die neueste Rentenzugangsstatistik der Deutschen Rentenversicherung. Danach stieg das durchschnittliche Renteneintrittsalter der Männer 2012 von 60,9 auf 61,2 Jahre. Frauen gingen mit 61 (2011: 60,8) Jahren in Rente. Das waren die höchsten Werte seit mehr als 20 Jahren. Im Jahr 2000 wechselten Männer noch im Schnitt mit 59,8 Jahren aufs Altenteil, Frauen mit 60,5 Jahren. Quelle: dpa
FrankreichAuch in Frankreich ist das Renteneintrittsalter gestiegen: 2009 - vor der Anhebung der Altersgrenze - gingen die Franzosen noch mit durchschnittlich 59,3 Jahren in Pension, 2012 waren sie im Schnitt 62 Jahre und 2 Monate alt (2011: 61 Jahre und 11 Monate). Wer vor seinem 20 Lebensjahr angefangen hat zu arbeiten und in die Rentenkasse einzuzahlen, darf bereits mit 60 Jahren aufs Altenteil wechseln, ohne Abschläge befürchten zu müssen. Quelle: AP
Griechenland2012 haben sich die griechische Regierung und die Troika aus Europäischer Zentralbank, Europäischer Union und Internationalem Währungsfondsdarauf geeinigt, das Renteneintrittsalter in dem Schuldenstaat anzuheben. Seit dem gehen die Griechen - zumindest nach Plan - mit 67 statt wie zuvor mit 65 Jahren in den Ruhestand. 2011 betrug das durchschnittliche Renteneintrittsalter in Griechenland 61,4 Jahre. Quelle: dpa
ItalienItalienische Frauen verbringen inzwischen durchschnittlich 27,3 Jahre im Ruhestand, Männer knapp 23. In Rente gehen die Italiener im Schnitt mit 60,8 Jahren. Wenn sie keine Abschläge hinnehmen wollen, müssten sie eigentlich bis 62 arbeiten. Quelle: AP
Spanien2011 hat sich auch die spanische Regierung angesichts eines gigantischen Schuldenberges dazu entschlossen, die Altersgrenze anzuheben: Wie auch in Deutschland und Griechenland soll das Renteneintrittsalter schrittweise auf 67 Jahre angehoben werden. Zuvor gingen die Spanier im Schnitt mit 62,6 statt 65 Jahren in Rente. Beschäftigte, die bereits 38,5 Jahre gearbeitet haben, haben allerdings weiterhin ab dem 65 Lebensjahr einen Anspruch auf volle Rentenbezüge. Quelle: dapd
GroßbritannienSeit 2011 gibt es in Großbritannien kein offizielles Rentenalter mehr. Die Briten können also selbst entscheiden, wann sie in den Ruhestand gehen. Zuvor konnten die Briten mit 60 Jahren (Frauen) beziehungsweise 65 Jahren (Männer) die Arbeit Arbeit sein lassen. Das tatsächliche Eintrittsalter lag vor der Abschaffung des Rentenalters bei 63,1 Jahren. Quelle: AP
IrlandDie Iren arbeiten am längsten: So müssen auf der grünen Insel Männer und Frauen noch bis 65 arbeiten und tun es auch - zumindest bis sie (im Durchschnitt) 64,1 Jahre alt werden. Wegen des Schuldenberges der grünen Insel erhöht die irische Regierung nun schrittweise das Rentenalter von 65 auf 68 Jahre. Quelle: AP

System verstehen

Wer sich etwas genauer mit dem System der gesetzlichen Rente befasst, kann besser planen. Denn am Ende des Berufslebens zahlt der Staat nicht irgendeinen Betrag aus, den Computer nach mirakulöser Formel berechnen.  Die Voraussetzungen, wer später wie viel erwarten kann, sollte jeder Versicherte kennen.

Hauptsächlich zählen für die spätere Rente die Pflichtbeiträge. Doch mit Anrechnungszeiten berücksichtigt die Rentenversicherung auch beitragsfreie Zeiten. Hierzu gehören etwa Schulbesuch und Studium: Den Besuch einer allgemeinbildenden Schule, einer berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahme, der Fachhochschule oder Universität registriert die Rentenversicherung ab dem 17. Lebensjahr als Anrechnungszeit. Maximal acht Jahre kommen so aufs Rentenkonto. Ob die Schule erfolgreich absolviert wurde, spielt dabei keine Rolle.

Dossier Lebensversicherer

Beispiel: Kevin Meier hat im Juli 1987 seinen 17. Geburtstag gefeiert. Von Juli 1987 bis Juni 1990 ging er aufs Gymnasium. Danach studierte er bis 1996 Medizin. Von den insgesamt neun Jahren schreibt ihm die Rentenversicherung wegen der Obergrenze von acht Jahren diese als Anrechnungszeit gut.

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