Frankfurt Die Riester-Rente hat ein Imageproblem. Eigentlich sollen die staatlich geförderten Altersvorsorgeverträge die Deutschen zum Sparen animieren. Stattdessen stehen sie immer wieder wegen hoher Gebühren und versteckter Kosten in der Kritik. Im Frühjahr hat die Stiftung Warentest herausgefunden, dass sogar Riester-Banksparpläne, die bis dato als positive Ausnahme galten, nicht so günstig sind wie gedacht.
Der Grund: Vor der Auszahlung können dabei neue Gebühren anfallen. Die Arbeitgeberverbände wollen derweil den Ruf der Riester-Rente retten und fordern höhere staatliche Zuschüsse. Darüber hinaus sollen sich Riester-Beiträge nach ihrem Willen künftig in einem höheren Maß von der Steuer absetzen lassen als bisher. Die Bundesregierung diskutiert derzeit über eine generelle Reform des Rentensystems. Ergebnisse stehen noch aus.
Wer riestern will, hat die Wahl zwischen mehreren Varianten. Es gibt klassische Rentenversicherungen, Investmentfonds-Lösungen, Banksparpläne sowie geförderte Bausparverträge oder Immobiliendarlehen, bekannt unter dem Schlagwort Wohn-Riester. Versicherungsverträge machen den Löwenanteil der Riester-Produkte aus. Im ersten Quartal 2016 hatten rund elf Millionen Deutsche für die private Altersvorsorge eine Riester-Versicherungslösung gewählt, zeigen Zahlen des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales. Zum Vergleich: 3,1 Millionen Deutsche setzten auf fondsgebundene Lösungen und 1,6 Millionen auf Wohn-Riester. Nur 0,8 Millionen hatten sich für einen Banksparvertrag entschieden.
Durch die Finanzaufsicht Bafin zertifizierte Riester-Verträge müssen bestimmte Kriterien erfüllen. Der Anbieter muss den Erhalt der eingezahlten Beträge sowie staatlicher Zulagen garantieren. Die Leistungen aus den Verträgen dürfen frühestens ab dem 62. Lebensjahr ausgezahlt werden. Versicherer müssen umfangreiche Informationen offenlegen, Abschluss- und Vertriebskosten mindestens auf fünf Jahre verteilen und Kunden die Möglichkeit bieten, den Vertrag zu kündigen oder ruhen zu lassen.
Trotz der vielen Vorschriften unterscheiden sich Riester-Versicherungsverträge je nach Anbieter deutlich. Das Analysehaus Franke und Bornberg hat unterschiedliche Angebote unter die Lupe genommen. Ergebnis: Bei der Höhe der garantierten Auszahlung zeigen sich hohe Differenzen. Die Experten haben drei Arten versicherungsbasierter Riester-Lösungen benotet: klassische Rentenversicherungen, sogenannte hybride Produkte und Indexpolicen.
Als Beispielfall hat Franke und Bornberg eine 32-jährige, ledige und kinderlose Person gewählt, deren Riester-Vertrag 35 Jahre läuft. Bis zum Alter von 67 Jahren zahlt der fiktive Sparer monatlich 100 Euro in seinen Riester-Vertrag ein. In die Bewertungen der Verträge fließen mehrere Kriterien ein, darunter die Flexibilität des Vertrags und die Höhe der garantierten Auszahlung.
Die Klassiker
Überblick 1: Klassische Rentenversicherungen
Die klassische Rentenversicherung ist das konservativste unter den Riester-Produkten. Versicherer investieren die Beiträge ihrer Kunden in vergleichsweise sichere Anlageklassen, meist Anleihen. Dabei macht der Assekuranz das Niedrigzinsumfeld zu schaffen. Der Garantiezins für Lebensversicherungen liegt derzeit bei nur noch 1,25 Prozent, auch die Überschussbeteiligung ist in den vergangenen Jahren deutlich gesunken.
Bei den Verträgen, die Franke und Bornberg bewertet hat, liegt die monatliche Rente inklusive staatlicher Zulagen bei Einzahlungen in Höhe von 100 Euro pro Monat garantiert zwischen 154 und 174 Euro. Daneben weisen Versicherer auch eine mögliche Rente aus, die mit nicht garantierten Überschüsse erreichbar ist. Hier variieren die monatlichen Zahlungen zwischen 220 und 263 Euro. Marktbeobachter gehen allerdings davon aus, dass die Überschussbeteiligung in Zukunft niedriger ausfallen wird als bisher geschätzt.
Sechs Klassik-Verträge haben von dem Ratinghaus die Note „sehr gut“ bekommen, darunter Rentenversicherungen von HUK 24, Targo und Hannoversche. Sechsmal vergaben die Experten die Note „gut“, viermal „befriedigend“. Vier Anbieter bekamen für ihre Produkte nur die Note „ausreichend“: Barmenia, Volkswohl Bund, Inter und Universa.
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Die Hybriden
Überblick 2: Hybride Produkte
Bei Hybridpolicen wird der größte Teil des Kapitals ebenfalls in klassische konservative Anlageformen gesteckt. Ein kleiner Teil wird allerdings in risikoreichere Instrumente wie Aktienfonds investiert. So können die Anbieter einerseits, wie von den Aufsichtsbehörden vorgeschrieben, den Kapitalerhalt garantieren. Andererseits wollen sie höhere Renditechancen bieten. Mit welchen Instrumenten Versicherer die Garantie abdecken, variiert. Viele sammeln die nötigen Beträge in ihrem Deckungsstock, wo sie fest verzinst werden. Oft wird die Garantie auch über einen sogenannten Wertsicherungsfonds abgebildet.
Bei den getesteten Verträgen liegt die garantierte monatliche Rente inklusive staatlicher Zulagen zwischen 131 und 152 Euro. Darüber hinaus haben die Versicherer angegeben, mit welchen Summen Anleger rechnen können, wenn die Kapitalanlageseite der Police drei beziehungsweise sechs Prozent Plus pro Jahr bringt. Hier liegen die monatlichen Rentenzahlungen deutlich höher, nämlich zwischen 217 und 251 beziehungsweise zwischen 255 und 467 Euro pro Monat. Renditen von sechs Prozent sind derzeit aber eher unrealistisch.
Franke und Bornberg hat sechs Hybridpolicen mit „sehr gut“ bewertet, elf bekamen die Note „gut“. Am besten schnitt ein Angebot der Württembergischen ab. Mit zehnmal „befriedigend“ und dreimal „ausreichend“ wurde ein Gutteil der Verträge nur mäßig bewertet. Am schlechtesten kam ein Angebot der Arag weg, das deutlich niedrigere Auszahlungen in Aussicht stellt als die Angebote der Konkurrenz.
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Die Index-Policen
Überblick 3: Indexpolicen
Sogenannte Indexpolicen sind eine relativ neue Riester-Variante. Dabei investiert der Versicherer die über die Garantie hinaus erwirtschafteten Erträge in einen Aktienindex. Das soll auf lange Sicht mehr Rendite bringen als festverzinsliche Anlageformen. Die Krux: Anleger bekommen meist keinen Garantiezins mehr, der über den Erhalt der eingezahlten Beiträge hinausreicht. Verbraucherschützer sehen die Indexpolicen kritisch. Sie bemängeln, dass die Produkte nur geringe Renditechancen, aber hohe Kosten aufweisen. Doch Versicherer bringen zunehmend Indexpolicen auf den Markt.
Die garantierte monatliche Rente der getesteten Indexpolicen fällt tatsächlich vergleichsweise niedrig aus. Mit Beträgen zwischen 133 und 153 Euro inklusive Zulagen versprechen die Produkte weniger als klassische Riester-Rentenversicherungen. Nimmt man für den Index-Teil der Verträge eine jährliche Rendite von drei oder sechs Prozent pro Jahr an, sieht es besser aus. Diese Renditeerwartungen müssen sich aber erst einmal erfüllen – und das ist keineswegs sicher.
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Drei von sechs getesteten Indexpolicen bekamen dennoch die Note „sehr gut“. Am besten schnitt der „Index Select“-Tarif der Allianz ab. Zwei Verträge wurden mit „gut“ bewertet. Schlusslicht ist mit der Note „ausreichend“ der Tarif „Klassik modern“ des Versicherers Volkswohl Bund.