Sie lohnt sich. Sie lohnt sich nicht. Sie lohnt sich vielleicht. Ob die Riester-Rente sich lohnt, daran scheiden sich immer noch die Geister. In den allermeisten Fällen ist sie jedenfalls nicht die ultimative Altersvorsorge, die dank staatlicher Förderung zu hohen Renten bei niedrigem eigenen Einsatz führt. Doch derzeit, im Niedrigzinsumfeld, mehren sich die Stimmen, die eine vermeintlich versöhnliche Wahrheit propagieren. Sie liegt irgendwo zwischen den beiden Extremen ("Lohnt sich nicht" versus "Lohnt sich").
Die Argumentation geht ungefähr so: Nein, Riester sei kein Wundermittel. Aber durch die Riester-Förderung könnten Sparer ihre Rendite um einen Prozentpunkt steigern. Und das sei bei den derzeit extrem niedrigen Zinsen eine wichtige Unterstützung beim langfristigen Ziel, ausreichend fürs Alter vorzusorgen. Von Beispielrechnungen wird diese Argumentation selten begleitet. Kein Wunder. Denn derartige pauschale Aussagen mit einer exakten Zahl müssen falsch sein. Sie können nicht stimmen, weil die genaue Rendite aus der Altersvorsorge mit Riester extrem vom Einzelfall (Alter, Einkommen, Kinder, Lebensdauer) abhängt.
Trotzdem führen die Aussagen zu einer wichtigen Frage: Bringt die Förderung aus der Riester-Rente überhaupt einen Vorteil? Oder schneiden Sparer genauso gut ab, wenn sie gleich viel eigenes Geld einsetzen und ohne Förderung anlegen? Wir rechnen nach!
Gute Beratung ist das A und O
Riester-Sparer können zwischen verschiedenen Anlageformen wählen: Rentenversicherung, Bank-Sparplan, Fonds-Sparplan und - seit 2008 - auch Bausparverträge und Immobilienkredite (Wohn-Riester). Die Kreditvariante des Wohn-Riesters lohnt fast immer, wenn ohnehin ein Immobilienkauf geplant ist und die Förderung infrage kommt. Hier ist allerdings gute Beratung nötig, da Immobilieneigentümer nicht mehr ganz frei über ihre Immobilie entscheiden können - also zum Beispiel ausziehen und die Immobilie vermieten -, ohne die Förderung zu gefährden.
Für die Sparvarianten der Riester-Förderung ist die Frage nicht so leicht zu beantworten. Grundsätzlich funktioniert die Förderung so: Jeder Förderberechtigte bekommt pro Jahr 154 Euro Zulage vom Staat, pro Kind gibt es weitere 300 Euro (für vor 2008 geborene Kinder: 185 Euro). Anspruch auf Zulagen in voller Höhe haben Sparer, wenn sie inklusive Zulagen wenigstens vier Prozent ihres Vorjahres-Bruttoeinkommen einzahlen. Wer als Single 40.000 Euro verdient, müsste also 1446 Euro im Jahr selbst einzahlen (vier Prozent des Einkommens abzüglich 154 Euro Zulage). Die Einzahlungen werden außerdem vom zu versteuernden Einkommen abgezogen, so dass sie steuerfrei bleiben. Die Zulagen werden mit dem rechnerischen Steuervorteil (Einzahlungen mal persönlicher Steuersatz) allerdings verrechnet. Ist die Summe der Zulagen, etwa bei Eltern in Großfamilien, größer als der rechnerische Steuervorteil, gibt es keinen zusätzlichen Steuerbonus.
Gegenstück der Steuerfreiheit in der Sparphase ist eine volle Besteuerung in der Rentenphase. Bei den später gezahlten Riester-Renten werden also nicht nur die Gewinne besteuert, sondern die Renten in voller Höhe mit dem persönlichen Steuersatz. Ein echter Steuervorteil entsteht deshalb nur, wenn der Steuersatz im Alter deutlich niedriger ist als während der Einzahlungen.
Das gilt vor allem für Gutverdiener, die im Berufsleben den Spitzensteuersatz zahlen und im Ruhestand deutlich niedrigere Steuersätze erwarten können. Insofern überrascht es nicht, dass Gutverdiener die Riester-Förderung intensiv nutzen. So kam eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) und der Freien Universität Berlin jüngst zu dem Ergebnis, dass 38 Prozent der gesamten Riester-Förderung an die 20 Prozent einkommensstärksten Deutschen fließen.