Bürgerkriegsland Syrische Währung fällt auf dem Schwarzmarkt auf Rekordtiefstand

Härteren Sanktionen des Westens und mangelndes Eingreifen der Notenbank wirken sich auf die Wirtschaft des Bürgerkriegslandes aus. Das Pfund hatte fast zwei Jahre einen relativ stabilen Kurs gehalten.

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Eine syrische Frau in Damaskus: Die Krise im Bürgerkriegsland belastet Wirtschaft und Menschen immer stärker. Quelle: AP

Das syrische Pfund ist auf dem Schwarzmarkt auf einen Rekordtiefstand abgestürzt. Gründe seien das mangelnde Eingreifen der Notenbank und die Auswirkungen der härteren Sanktionen des Westens auf die Wirtschaft des Bürgerkriegslandes, sagten Händler und Geschäftsleute am Donnerstag. Ein Dollar habe auf der Straße in Syrien am Dienstag 650 syrische Pfund gekostet. Vor Beginn des Bürgerkriegs im Jahr 2011 lag der Wechselkurs dagegen bei 47 Pfund je Dollar. Seither belasten internationale Sanktionen, die Kriegsschäden an der Industrie sowie panische Geldtransfers der Bürger ins Ausland die syrische Währung.

2016 sei der Wechselkurs einmal kurz auf 660 Pfund je Dollar abgestürzt, berichteten Händler. Der jetzige Kursverfall sei das aber das erste Mal, dass das Pfund tagelang auf ähnlich niedrigen Werten verharre. „Die Nachfrage nach Dollar ist aus einer ganzen Reihe von Gründen hoch...die Nachfrage ist schlicht höher als der Dollar-Bestand, deshalb steigt dessen Kurs“, sagte Khalil Touma, ein führender Geschäftsmann in Damaskus, der Nachrichtenagentur Reuters.

Nach dem Eingreifen Russlands und vom Iran unterstützter Milizen in den Konflikt, was das Blatt unerwartet doch wieder zugunsten von Staatschef Baschar al-Assad wendete, hatte das Pfund fast zwei Jahre lang einen relativ stabilen Kurs gehalten. Im November hatten die USA und die EU die Sanktionen gegen Syrien dann auf Geschäftsleute in der Umgebung Assads und Firmen aus Drittstaaten, die mit Syrien Handel treiben, ausgeweitet. Dies hält internationale Konzerne davon ab, in den Wiederaufbau des Bürgerkriegslandes zu investieren, solange Assad an der Macht ist.

Anleger vor Ort gehen außerdem davon aus, dass der Währung auch enttäuschte Hoffnungen auf die Heimkehr reicher Syrer nach den Erfolgen Assads auf dem Schlachtfeld zusetzen. Auch diese Geschäftsleute würden durch die verschärften Sanktionen abgeschreckt. Zudem habe die syrische Notenbank Stützungskäufe in den vergangenen Monaten weitgehend aufgegeben, um ihre Devisenreserven nicht aufzubrauchen. Der offizielle Wechselkurs bei der Notenbank lag am Mittwoch bei 438 Pfund je Dollar.

Die Notenbank stelle zu einem Vorzugskurs zwar noch Dollar für den Import 40 lebenswichtiger Güter bereit, sagte ein Banker in Damaskus. Ansonsten überlasse sie den Kurs weitgehend dem freien Spiel des Marktes. Dass das Pfund nicht längst im freien Fall sei, liege an den Geldtransfers von im Ausland lebenden Syrern an ihre Familien daheim sowie Geldspritzen des Verbündeten Iran.

Experten gehen davon aus, dass der Iran in den vergangenen Jahren Hunderte Millionen Dollar bei der syrischen Notenbank deponiert hat, deren nun stark geschröpfte Reserven sich vor dem Krieg auf 17 Milliarden Dollar beliefen. Das Bröckeln der syrischen Währung treibt die Inflation und erschwert das Leben der Einheimischen weiter, die nun mehr Geld für Lebensmittel und Strom ausgeben müssen. Viele Syrer horten daher Dollar, um sich vor dem Schlimmsten zu schützen.

Mehr: Die Krise in der letzten großen Rebellenhochburg Syriens hält an. Russland und die Türkei wollen sie lösen – einen Plan stellen sie aber nicht vor.

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