Görlachs Gedanken
Dass beim UN-Klimagipfel in New York Weichen in Richtung echten Wandel gestellt werden, darf getrost bezweifelt werden, meint Alexander Görlach. Quelle: REUTERS

Immer wieder Klima-Debatte. Wird sich niemals etwas ändern?

Nicht zum ersten Mal führen wir eine Debatte über Klima und Umweltschutz. Echte Erfolge sind kaum zu sehen. Es ist zum Heulen.

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Die Debatte um das Weltklima und Greta Thunberg müssen einen traurig stimmen. Nicht, weil Greta nach Ansicht ihrer Kritiker zu einer Heiligen verklärt wird. Nicht, weil Schüler auf der ganzen Welt den Unterricht schwänzen. Sondern, weil dieselbe Debatten im Turnus wieder kehren ähnlich laut geführt werden, um dann am Ende wieder zu versiegen.

Eisbär Knut, wer erinnert sich? In den achtziger und neunziger Jahren waren es saurer Regen und Waldsterben, gegen die auch wir als Schüler protestiert haben. Im Rhein gab es damals keine Fische mehr. Heute sind alle Weltmeere mit Mikroplastik verseucht.

Heute wie damals sind es brandgerodete Urwälder, die die Menschen sprachlos machen. Damals schon hieß es, dass täglich so und so viele Fußballfelder Urwalds abgefackelt werden. Dass der Mensch dreißig Jahre später noch immer dabei ist, die Lungen der Erde zu zerstören, kann nur als Beleg dafür dienen, dass sich niemals irgendetwas ändern wird. Der Klimawandel ist da, in Fakten und Zahlen. Gleichzeitig sagt eine Person wie der Präsident der USA, dass die Chinesen den Klimawandel nur erfunden hätten.

In Deutschland hatten wir mit vielem Erfolg: Den Wäldern geht es besser und es schwimmen wieder Fische im Rhein. Aber das Ökosystem der Erde wird weder von Deutschland aus gelenkt noch gerettet. Die politischen Stimmen, die auf globale Lösungen dringen, haben damit recht. Doch kommen diese globalen Lösungen? Auch hier hilft die Erinnerung: 2006, als Knut der Eisbär Furore machte, hat das IPCC, ein Gremium der UN, mit einem Bericht dargelegt, was zu tun sei, um eine Erderwärmung von mehr als zwei Grad Celsius aufzuhalten. Darauf hat man dann weltweit gepfiffen, übrigens auch ein ganz großes Stückweit in Deutschland, und nun stehen wir genauso da, wie vorher.

Dass also in dieser Woche in New York Weichen in Richtung echten Wandel gestellt werden, darf also getrost bezweifelt werden.

Was kann der Einzelne tun, was muss staatlich gelenkt werden? Die Demonstranten, die sich dieser Tage auf der ganzen Welt zusammen gefunden haben, stehen hoffentlich für einen Wandel auf individueller Ebene. Spruchbänder „Rettet die Erde, denn es ist der einzige Planet mit Nutella“ sollten inhaltlich nicht überbewertet werden. Gleichzeitig zeigt es aber, wie schwer individueller Wandel wirklich ist. Für Palmöl werden in Indonesien riesige Flächen brandgerodet. Das ist nicht geil für das Klima.

Was wird also passieren? Der Klima-Genozid wird im Laufe dieses Jahrhunderts, wie prognostiziert, kommen. Der schreckliche Begriff stellt klar heraus, dass am Ende hunderte Millionen Menschen verenden werden. Weil sie kein Trinkwasser mehr haben, weil auf den Böden nichts mehr wächst. Selbst dieses Szenario reicht nicht aus, um die Welt zum handeln und die Konzerne in die Knie zu zwingen. Es interessiert ja ohnehin wenig, dass aufgrund unseres Verhaltens Arten aussterben und der Planet für immer entstellt wird.

Wir werden alle paar Jahre einen neuen Eisbären Knut und eine neue Greta hervorbringen. Ändern wird sich nichts. Leider. Es ist zum Heulen.

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