Die Bundesregierung will dazu beitragen, dass der Weltklimavertrag von Paris möglichst schnell in Kraft tritt. Die Umweltverbände finden das gut. Sie halten aber das, was die Regierung im Inland tut, um klimaschädigende Treibhausgas-Emissionen zu reduzieren, für unzureichend. Wie am Montag aus Regierungskreisen verlautete, soll die Ratifizierung des Pariser Abkommens an diesem Mittwoch im Bundeskabinett beschlossen werden.
Die Weltgemeinschaft hatte im Dezember in Paris vereinbart, den globalen Temperaturanstieg auf unter zwei Grad zu begrenzen. Idealerweise soll die 1,5-Grad-Marke angepeilt werden. Bisher haben 19 von 197 Staaten das Abkommen ratifiziert. Es tritt in Kraft, wenn es 55 Länder ratifiziert haben, die zusammen 55 Prozent der aktuellen CO2-Emissionen ausmachen.
Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) kündigte zu Beginn des „Petersberger Klimadialogs“ in Berlin eine gemeinsame Klima-Initiative mit dem von Gerd Müller (CSU) geführten Entwicklungsministerium an. Ziel ist es, Entwicklungsländern beim Ausbau erneuerbarer Energien zu helfen. Weitere Schwerpunkte sind nachhaltige Stadtentwicklung und die Umstellung auf Anbaumethoden, die dem Klimawandel angepasst sind.
Aus diesen Gründen schwitzt die Erde
Die Anzahl der Menschen auf der Erde wächst jedes Jahr um etwa 70 bis 80 Millionen Personen. Das entspricht fast der Bevölkerungsgröße Deutschlands. Bis 2050 soll laut Schätzungen der Vereinten Nationen die Weltbevölkerung auf knapp 10 Milliarden Menschen angewachsen sein. Dass die Kinder nicht hierzulande oder bei unseren europäischen Nachbarn geboren werden, ist hinreichend bekannt. Vor allem in den Schwellen- und Entwicklungsländern in Afrika und Asien wächst die Bevölkerungszahl. Dadurch wächst auch der Bedarf an Rohstoffen, Energie, Wasser und Nahrung.
Trotz Kyoto-Protokoll aus dem Jahr 1992 hat sich der CO2-Ausstoß kaum verringert. Lediglich als 2009 aufgrund der Wirtschafts- und Finanzkrise viele Industriestätten weniger produzierten, sank der Wert der Kohlendioxidemission auf 784 Millionen Tonnen. Schon ein Jahr später lag der Wert wieder bei 819 Millionen Tonnen. Dabei entsteht ein Großteil der Emissionen in nur wenigen Ländern wie China, den USA und der EU.
Während Carsharing und der öffentliche Nahverkehr in Ländern wie Deutschland in Zeiten hoher Benzinkosten viele Anhänger findet, ist der weltweite Trend eindeutig ein anderer. Immer mehr PKW fahren über den Globus. 2010 wurde erstmals die Eine-Milliarde-Marke geknackt. Besonders viele Autos pro Einwohner werden in Monaco und den USA gefahren.
Der seit Mai 2012 stetig ansteigende Ölpreis hat dafür gesorgt, dass Kohle wieder an Attraktivität gewonnen hat. Die Wiederauferstehung der Kohle ist für die Umwelt eine Katstrophe. Laut BUND sind Kohlekraftwerke mehr als doppelt so klimaschädlich wie moderne Gaskraftwerke. Die großen Dampfwolken aus den Kühltürmen der Kraftwerke machen ein anderes Problem deutlich: Mehr als die Hälfte der eingesetzten Energie geht meist als ungenutzte Wärme verloren.
Das Handout der Umweltschutzorganisation WWF zeigt die illegale Abholzung eines Waldgebietes in Sumatra (Indonesien). Jährlich gehen knapp 5,6 Millionen Hektar Wald verloren. Die fortschreitende Abholzung von Regenwäldern trägt entsprechend mit zur globalen Erderwärmung bei. Denn die Wälder speichern Kohlendioxid.
Rinder sind wahre CO2-Schleudern. Die Produktion von einem Kilogramm Rindfleisch in Brasilien erzeugt genauso viel klimaschädliches Kohlendioxid wie eine 1.600 Kilometer lange Autofahrt. In diese Rechnung fließen mehrere Faktoren ein. Zum einen können auf dem für die Rinder genutzten Weideland keine Wälder mehr wachsen. Zum anderen scheiden Rinder das klimaschädliche Gas Methan aus. Laut WWF sind in Deutschland fast 70 Prozent der direkten Treibhausemissionen auf die Ernährung mit tierischen Produkten zurückzuführen.
Nicht nur Unmengen an Verpackungsmüll produzieren die Deutschen. Wir schmeißen auch jede Menge Lebensmittel weg, pro Kopf etwa 100 Kilogramm pro Jahr. Auch diese Verschwendung wirkt sich massiv negativ auf das Klima aus.
Flugzeuge stoßen CO2, Stickoide, Wasserdampf, Ruß, Sulfat und andere Partikel aus und verpesten so die Umwelt. Die größte Klimawirkung hat laut atmosfair.de das reine CO2, das immer beim Verbrennen von Benzin oder Kerosin entsteht. Außerdem die Bildung von Schleierwolken und Kondensstreifen, der Aufbau vom Treibhausgas Ozon in einem sensiblen atmosphärischen Stockwerk sowie der Abbau von Methan.
„Auch national machen wir unsere Hausaufgaben“, betonte Hendricks. Die Umweltverbände hatten moniert, ihr Entwurf für den deutschen Klimaschutzplan bis 2050 enthalte weder einen klaren Fahrplan für den Kohleausstieg noch eine Aufteilung der Treibhausgas-Minderung nach Sektoren. Der Plan sei „keineswegs konfliktfrei“, räumte Hendricks ein. „Wir müssen immer wieder Überzeugungsarbeit leisten“, fügte sie hinzu. Konkret nannte sie die CSU-geführten Ressorts Verkehr und Landwirtschaft.
Kritiker werfen Hendricks vor, sie trete beim Klimaschutz gegenüber ihrem Parteikollegen, Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel, nicht selbstbewusst genug auf. Die nächste Weltklimakonferenz findet im November in Marokko statt. An dem zweitägigen Klimadialog in Berlin beteiligen sich Minister aus 35 Staaten. Am Dienstag nimmt auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) teil.