Nordkorea-Konflikt Trump droht "Waffen sind vorbereitet und einsatzbereit"

Donald Trump setzt weiter auf Eskalation. Auf Twitter schreibt er, für den Fall, dass Nordkorea unklug agiere, seien die USA "nun vollständig vorbereitet". Und weiter: "Hoffentlich findet Kim Jong Un einen anderen Weg!"

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Die verbalen Kriegsandrohungen zwischen den USA und Nordkorea gehen weiter. Quelle: AP

Ungeachtet weltweiter Aufforderungen zur Mäßigung geht der verbale Schlagabtausch zwischen US-Präsident Donald Trump und der nordkoreanischen Regierung weiter. Die militärischen Lösungen seien "komplett vorbereitet und einsatzbereit" ("locked and loaded") für den Fall, dass die Führung in Pjöngjang unklug handeln sollte, erklärte Trump am Freitag über Twitter. Mit Blick auf Nordkoreas Staatschef fügte er hinzu: "Hoffentlich findet Kim Jong Un einen anderen Weg!" Bundeskanzlerin Angela Merkel setzte sich deutlich von Trump ab und warnte, dass die Eskalation der Sprache nicht zu einer Lösung des Konflikts beitragen werde. Russlands Außenminister Sergej Lawrow nannte die Wortwahl aus Washington und Pjöngjang übertrieben.

Die gegenseitigen Drohungen machten Russland sehr besorgt, sagte Lawrow weiter. Er kündigte einen chinesisch-russischen Vermittlungsversuch an. Der Plan zur Entschärfung der Krise sehe vor, dass Nordkorea seine Raketentests einstellen und die USA sowie Südkorea ihrerseits auf große Militärmanöver verzichten müssten. Russland und China sind neben Südkorea Nachbarstaaten Nordkoreas und wie die USA Vetomächte im UN-Sicherheitsrat.

Die Nordkorea-Krise belastete auch am Freitag weltweit die Börsen. Der Dax rutschte erstmals seit vier Monaten zeitweise unter die psychologisch wichtige Marke von 12.000 Punkten. Gleichzeitig flüchteten Investoren in "sichere Häfen" wie Bundesanleihen und Gold. Seit der Drohung Trumps vom Dienstag, Nordkorea für den Fall weiterer Provokationen mit "Feuer und Zorn" zu antworten, verloren die Aktienmärkte Reuters-Daten zufolge insgesamt etwa eine Billion Dollar an Wert.

Zuvor hatte US-Präsident Donald Trump im Atomkonflikt mit Nordkorea bereits nachgelegt und das kommunistische Land eindringlich vor Militäroperationen gegen die USA gewarnt. An die Adresse des Machthabers in Pjöngjang, Kim Jong Un, sagte Trump: „Wenn er etwas in Guam unternimmt, dann wird es ein Ereignis sein, wie es noch niemand zuvor gesehen hat, was in Nordkorea passiert.“ Pjöngjang hatte zuvor mit möglichen Raketenangriffen in Richtung auf das US-Außengebiet Guam im Pazifik gedroht, sollten die USA ihre „provokativen“ Handlungen nicht einstellen.

Trump will von seiner umstrittenen „Feuer und Wut“-Drohung an die Adresse Nordkoreas nicht abrücken. Im Gegenteil: Die Bemerkung sei sogar „vielleicht nicht scharf genug“ gewesen, sagte der US-Präsident am Donnerstag in seinem Urlaubsdomizil in Bedminster (New Jersey) weiter. Es sei an der Zeit gewesen, dass jemand für die Amerikaner und die Menschen anderer Nationen eintrete, rechtfertigte Trump seine drastische Rhetorik gegenüber Pjöngjang.

Auf die Frage, ob er an einen Präventivschlag denke, antwortete der US-Präsident: „Darüber reden wir nicht. Ich mache das nie.“

Nordkorea sollte „sehr, sehr nervös“ sein, wenn es an einen Angriff auf die USA auch nur denke, sagte Trump weiter. Das international isolierte Land solle sich lieber zusammenreißen, andernfalls sei es in Schwierigkeiten, wie sie nur wenige Staaten erlebt hätten und niemand für möglich gehalten habe.

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Die Top-Sicherheitsberater der Regierungen in Washington und Seoul vereinbarten nach südkoreanischen Angaben vom Freitag, ihr künftiges Vorgehen gegen die Bedrohung durch Nordkorea im Voraus zu besprechen. Trotz der Spannungen halten Südkorea und die USA aber an ihren Manöverplänen für August fest. Ungeachtet der Drohungen aus Nordkorea solle die Übung wie geplant vom 21. bis 31. August stattfinden, erklärten Beamte des südkoreanischen Verteidigungsministeriums am Freitag. Nach US-Angaben sollen sich daran etwa 40 000 Soldaten beteiligen und zusammen mit Regierungsangestellten Zivilschutzmaßnahmen trainieren. Derartige Übungen finden jedes Jahr statt und sollen der Abschreckung Nordkoreas dienen.

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Australiens Regierungschef Malcolm Turnbull kündigte am Freitag an, dass sein Land im Falle eines nordkoreanischen Angriffs auf die USA zum Beistand verpflichtet sei. Der pazifische Sicherheitspakt ANZUS sehe dies zwingend vor.

Trumps Wortwahl in dem derzeit wohl gefährlichsten Konflikt der Welt ist auch in den USA umstritten. Kritiker wie der republikanische Außenpolitik-Experte John McCain sagen, es sei gefährlich, Rote Linien zu ziehen und sich damit selbst unter Zugzwang zu setzen. Der US-Präsident verwies erneut darauf, dass das US-Atomwaffenarsenal in einem guten Zustand sei. „Es ist in Tip-Top-Verfassung“, sagte Trump. „Niemand, das gilt auch für Nordkorea, sollte uns mit irgendetwas bedrohen.“ Er kündigte auch an, dass die USA ihre Raketenabwehr aufstocken würden. Er werde dafür einen signifikanten Milliardenbetrag bereitstellen, sagte Trump.

Zwar fügte er hinzu, die USA müssten Verhandlungen jederzeit erwägen. „Aber sie haben jetzt 25 Jahre lang verhandelt.“ Dass die jüngst einstimmig im Sicherheitsrat beschlossenen UN-Sanktionen den erwünschten Effekt haben würden, zweifelte Trump offen an. Er glaube, dass China in dem Konflikt deutlich mehr tun und den Druck auf Nordkorea erhöhen werde.

Nordkorea hat die jüngsten Sanktionen der Vereinten Nationen gegen das isolierte Land als Verletzung seiner Souveränität kritisiert und Gegenmaßnahmen angekündigt.

Die Sprecherin des US-Außenministeriums, Heather Nauert, bezeichnete die US-Politik des wirtschaftlichen Drucks als durchaus erfolgversprechend. Sie forderte, kein Land soll mehr Gastarbeiter aus Nordkorea aufnehmen - denn das von ihnen verdiente Geld fließe nicht in die Familien, sondern in Rüstungsprogramme der Regierung.

Nordkoreas Führung hatte am Donnerstag demonstrativ unbeeindruckt und mit Spott auf die jüngsten Drohungen Trumps reagiert. „Sachlicher Dialog ist mit so einem Typen bar jeder Vernunft nicht möglich, nur mit absoluter Stärke ist ihm beizukommen“, hieß es in einer von den Staatsmedien verbreiteten Stellungnahme der Streitkräfte. Am Freitag (Ortszeit) hieß es dann aus Pjöngjang, die USA müssten mit einer „schandvollen Niederlage“ rechnen, sollten sie weiter auf „extreme militärische Abenteuer“ sowie Sanktionen und Druck bestehen.

Nordkorea hatte trotz Verboten des UN-Sicherheitsrats und Warnungen aus dem Ausland am 28. Juli eine Interkontinentalrakete getestet. Diese hatte nach Berechnungen von Experten eine theoretische Reichweite von rund 10 000 Kilometern. Nordkoreas Staatschef Kim sagte nach dem Test, das Festland der USA sei jetzt in Reichweite. Als Reaktion auf den Raketentest verhängte der UN-Sicherheitsrat die bislang schärfsten Wirtschaftssanktionen gegen Nordkorea.

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