So reagiert Russland auf Trumps Sieg Ein US-Präsident ganz nach Putins Geschmack

Moskau feiert Donald Trump und dessen Wahl-Triumph: Vom zukünftigen US-Präsidenten erhofft sich der Kreml einen Neustart der bilateralen Beziehungen – und die Anerkennung des russischen Großmacht-Status.

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Vladimir Putin. Quelle: AP

Kremlchef Wladimir Putin war einer der ersten, die Donald Trump am Mittwochmorgen zum Sieg gratulierten. In einer Mitteilung ließ er ausrichten, er sei bereit zur Wiederherstellung der bilateralen Beziehungen – auch wenn das „angesichts ihres Zerfalls nicht einfach“ werde. Den Hinweis, am miserablen Verhältnis beider Länder sei nicht Russland schuld, konnte er sich dabei nicht verkneifen. Zu diesem Zeitpunkt feierte das russische Staatsfernsehen den neuen Präsidenten bereits als „unseren Trump“.

In Russland überwiegt die Freude über den triumphalen Wahlsieg des Immobilientycoons. Der hatte im Wahlkampf keinen Hehl aus seiner Sympathie für Putin gemacht, Kooperation bei der Lösung des Syrienkriegs in Aussicht gestellt und sich ebenfalls einen „Neustart“ der zerrütteten bilateralen Beziehungen zum Ziel gesetzt. Gefallen dürfte manchem auch, dass Trump von der Nato wenig hält und sich aus internationalen Konflikten im Zweifel heraus halten will.

Entsprechend euphorisch wirken auch russische Politiker, die mehr oder weniger alle loyal zu Putin stehen. Wjatscheslaw Wolodin, Sprecher der Staatsduma, hält „einen konstruktiveren Dialog“ mit Trump für möglich. Wladimir Schirinowski, der die rechtspopulistische Partei LDPR anführt und gern ähnlich provokant-polemisierend auftritt wie Trump, erwartet ein Ende der Sanktionen – und dass der US-Präsident „die Ukraine zur Ruhe bringen“ werde.

Der Duma-Abgeordnete Sergej Mironow jubelt vor allem über die Niederlage von Hillary Clinton. Man habe sie noch gut „in Erinnerung als Außenministerin, die Chaos und Blut in den Nahen Osten und vor allem Nordafrika gebracht hat“. Sie hege persönliche Abneigungen gegen Russland und „unseren Führer“ (Putin). Bei Trump sei das anders, so Mironow, dessen Partei „Gerechtes Russland“ früher beinahe als oppositionell gelten konnte.

Keine Wahl der Welt erfährt in Russland einen solchen Widerhall wie die amerikanische – mitunter nicht einmal eine russische. Wie es Washington mit Moskau hält, interessiert die Russen ungemein, denn sie messen und vergleichen sich wie im Kalten Krieg mit der Supermacht jenseits des Atlantiks. Das Verhältnis ist ambivalent: Einerseits schauen die Russen auf zu Amerika mit seiner kulturellen und ökonomischen Stärke. Andererseits betrachten sie die USA immer noch als Feind.

Im Grunde will Russland vor allem respektiert werden: als Großmacht mit Mitspracherecht in der Weltpolitik. Um diesen Anspruch zu zementieren, bombardiert Putins Luftwaffe Syrien an der Seite des Damaszener Schlächters Baschar al-Assad. Die Russen sollen Stolz auf die eigene Stärke sein, weshalb die Erfolgsmeldungen der Militäreinsätze im Staatsfernsehen arg gefiltert am laufenden Band gezeigt werden.

Dieser Stolz soll Putins autoritäres Regime in Zeiten stabilisieren, da es mit der heimischen Wirtschaft wahrlich nicht mehr rund läuft. Insofern war es Obamas größter Fehler in der Russlandpolitik, Putins Möchtegern-Imperium als „Regionalmacht“ zu verspotteten. Von Donald Trump erhofft man sich zumindest Wiedergutmachung, indem Amerika den Russen mehr Respekt zeigt. So trivial können bilaterale Beziehungen funktionieren.

"Zuallererst sind wir Amerikaner"

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