Staatsbesuch Erdogan nimmt Venezuelas Staatschef Maduro in Schutz

Zum ersten Mal besucht ein türkischer Staatschef Venezuela. Erdogan ist voll des Lobes über Maduro – und wischt internationale Kritik beiseite.

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Türkei: Recep Tayyip Erdogan nimmt Nicolás Maduro in Schutz Quelle: Reuters

Caracas Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat sich bei einem historischen Besuch in Venezuela demonstrativ hinter den umstrittenen Staatschef Nicolás Maduro gestellt. Die Regierung in Caracas sei zu Unrecht inmitten einer schweren Wirtschaftskrise von internationalen Sanktionen getroffen worden, erklärte Erdogan am Montag an der Seite Maduros.

Ein ganzes Land werde so bestraft. Die USA und etliche EU-Länder wollen mit Sanktionen die Führung um Maduro zur Abkehr von einer Politik bewegen, die als zunehmend autokratisch kritisiert wird.

Venezuela und die Türkei würden auf dem bestehenden wirtschaftlichen und diplomatischen Fundament aufbauen, betonte Maduro. Mit Erdogan unterzeichnete er eine Serie von Abkommen auf Gebieten wie Bergbau und Gewerbe. Die Staatschefs zurrten zudem eine Kooperation zwischen den staatlichen Ölgesellschaften ihrer Länder offiziell fest.

Erdogan sagte Venezuela indes weitere Hilfe zu und überschüttete seinen Gastgeber mit Lob. Maduro hebe sich von anderen Staatenlenkern in der Welt ab, die Spaltung förderten. Er halte dessen Haltung für vorbildhaft in einer Zeit, in der Feindseligkeit gegenüber dem Islam zunehme und westliche Länder die Ablehnung von Ausländern schürten, ergänzte Erdogan.

Der türkische Präsident hatte nach seiner Teilnahme am G20-Gipfel in Buenos Aires einen Zwischenstopp in Caracas eingelegt. Es war der erste Besuch eines türkischen Staatschefs in Venezuela überhaupt.

Aus Daten des türkischen Statistikinstituts geht hervor, dass die Türkei in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres in Venezuela gewonnenes Gold im Wert von 900 Millionen Dollar kaufte. Die Einnahmen halfen dem südamerikanischen Krisenland, den Einbruch im Ölgeschäft abzumildern.

Zwar zielten US-Sanktionen auch auf die venezolanischen Goldverkäufe ab, sagte Maduro. Doch lasse er sich nicht davon abhalten, den verstärkten Handel mit der Türkei voranzutreiben. „Nächstes Jahr brechen wir einen Rekord, indem wir unsere Produktion verdreifachen“, sagte Maduro. In der Tat hat sich laut Regierungsvertretern der Handel zwischen Venezuela und der Türkei inzwischen dramatisch erhöht. Noch im Jahr 2016 umfasste dessen Volumen lediglich 84 Millionen Dollar.

Zugleich bestritt Maduro, dass Profite aus den Goldgeschäften in seine Taschen wanderten. Das Geld fließe vielmehr in den Bau von Häusern, in Schulen, die Medikamentenversorgung und soziale Dienste. Die Opposition wirft Maduro vor, der Kopf einer korrupten Regierung zu sein, die sich auf Volkskosten bereichere.

Erst zu Jahresbeginn hatte der Staatschef den Zorn von Kritikern auf sich gezogen, als er bei einem Zwischenstopp in Istanbul in ein Luxus-Steakhaus ging. Videoclips in sozialen Medien zeigten Maduro beim Genuss von Fleisch bester Qualität, beim Rauchen einer Zigarre und beim Posieren mit dem schillernden Starkoch des Restaurants. In Venezuela haben die Menschen mit grassierender Lebensmittelknappheit zu kämpfen.

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