Staraufgebot für Hillary Clinton Kämpfen bis zur letzten Minute

Die USA wählen einen neuen Präsidenten. Es wird eng. Und so kämpfen beide Seiten bis zur letzten Minute um die Wähler. Hillary Clinton kann dabei auf prominente Unterstützung bauen.

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Was Sie über Hillary Clinton wissen sollten
Hillary Clinton (zweite von links, Aufnahme aus dem Jahr 1969) wird am 26. Oktober 1947 als erstes von drei Kindern von Dorothy und Hugh E. Rodham, mittelständischer Textilunternehmer, geboren. Von 1961 bis 1965 ist sie Schülerin der Maine Township East High und Maine South High in Park Ridge, Illinois. Von 1965 bis 1969: Studium der Politikwissenschaften mit Nebenfach Psychologie am Wellesley College. Quelle: REUTERS
Hillary Clinton, Dorothy Clinton und Hugh Clinton Quelle: AP
Children's-Defense-Fund Quelle: AP
Von 1977 bis 1992 war Hillary Clinton Anwältin und Partnerin der Kanzlei Rose in Little Rock, Arkansas. Von 1979 bis 1981 dauerte die erste Amtszeit von Ehemann Bill als Gouverneur von Arkansas Quelle: AP
Geburt-von-Tochter-Chelsea Quelle: AP
1993 bis 2001 war sie First Lady der USA während der Präsidentschaft von Ehemann Bill. Quelle: AP
US-Außenministerin Quelle: AP

Wieder Philadelphia. Zwei Wochen nach ihrem letzten Besuch in der Gründungsstadt der Vereinigten Staaten ist Hillary Clinton erneut zu Gast in der Millionenmetropole an der Ostküste. Die größte Stadt im Bundesstaat Pennsylvania könnte das Zünglein an der Waage für die Demokratin spielen. Der Ostküstenstaat ist hart umkämpft, in Umfragen liegt Clinton knapp vor ihrem Herausforderer Donald Trump. Der dürfte in weiten Teilen des Bundeslandes siegen, in den ländlichen, spärlich besiedelten Gebieten. So wie Mitt Romney 2012. Er siegte in 55 von 67 Walbezirken. Dennoch verlor er den Bundesstaat, weil Obama mit weitem Abstand die Großstädte Pittsburgh und Philadelphia samt deren Vororte holte.

Clinton braucht einen deutlichen Sieg in Philadelphia. Wenn alle diejenigen, die am Montagabend beim Wahlkampfauftritt der ehemaligen First Lady und Außenministerin am Dienstag ihr Kreuz bei der Demokratin machen, stehen die Chancen Clintons nicht schlecht, Pennsylvania demokratisch zu halten. 33.000 Zuschauer besuchten laut Veranstalterangaben den Wahlkampfauftritt. Einzig: Wie viele davon wegen Hillary Clinton gekommen sind, bleibt fraglich. Clinton brachte prominente Unterstützung mit nach Philadelphia: Jon Bon Jovi, Bruce Springsteen, Ehemann und Ex-Präsident Bill Clinton – und vor allem das so beliebte Präsidentenpaar Michelle und Barack Obama.

Die Letztgenannten erhielten den meisten Jubel. „We love you“, schallte es aus dem Publikum der First Lady entgegen, als Michelle Obama ans Mikrofon tritt. Die bedankte sich artig „für die Liebe, für die Unterstützung“, die Barack Obama und sie im Amt von den Bürgern erhalten hätten. Nun gelte es, den Weg, den ihr Ehemann eingeschlagen habe, fortzusetzen. „Wir wollen, dass meine Freundin Hillary Clinton zur nächsten Präsidentin gewählt wird.“

Clintons wirtschaftspolitische Pläne

Warum das gut für das Land wäre, führte Barack Obama anschließend aus. Clinton sei weltweit angesehen, sie werde in außenpolitischen Fragen auf die Partner zugehen statt langjährige Allianzen aufzukündigen, so Obama mit Seitenhieb auf Trump. Der Republikaner zweifelt schließlich öffentlich am Sinn des Militärbündnisses NATO. Ein gefundenes Fressen für den Präsidenten – ebenso wie das Twitter-Verbot des streitbaren Milliardärs, das sein eigenes Team gegen ihn verhängt hat, um die Siegchancen mit unbedachten Äußerungen nicht zu gefährden. „Wenn seine eigenen Leuten ihm nicht einmal zutrauen, verantwortungsvoll zu twittern, sollten wir ihm nicht die Codes der Atomwaffen anvertrauen“, so Obama unter dem Gelächter der Masse.

Ein paar Angriffe auf Trump, ein paar nette Worte für Clinton: Insgesamt fällt auf, wie wenig Substanzielles so kurz vor der Wahl noch übriggeblieben ist. Die Demokraten gehen offenbar davon aus, dass die Argumente ausgetauscht sind. Jetzt geht es nicht mehr darum, die Wähler von der eigenen Kandidatin zu überzeugen, sondern dafür zu sorgen, dass das eigene Lager am Dienstag auch zur Wahl geht.

Hillary Clinton im Portrait

Nur rund die Hälfte der US-Bürger macht traditionell von ihrem Wahlrecht Gebrauch. Die Wahlbeteiligung könnte gerade in den umkämpften Swing States den Unterschied machen. Barack Obama schaffte es 2008 und 2012 vorbildlich, seine Wähler an die Urne zu bringen. Doch von der Begeisterung für den ersten afroamerikanischen Präsidenten ist bei den Demokraten nicht mehr viel geblieben. Viele unterstützen Hillary Clinton, weil sie das scheinbar kleinere Übel ist. Massen lassen sich mit diesem Argument gleichwohl nicht mobilisieren.

Barack Obama will von alldem nichts wissen. „Ich wette darauf, dass die Weisheit und der Anstand und die Großzügigkeit des amerikanischen Volkes abermals obsiegen werden, und dies ist eine Wette, die ich bislang niemals verloren habe“, sagte er.

Clintons wirtschaftspolitische Pläne

Die Fußstapfen Barack Obamas sind groß: Sowohl an diesem Abend in Philadelphia, als auch jene als Präsident im Weißen Haus - sollte Clinton auf den Noch-Amtsinhaber folgen. Im Vergleich zu Obama wirkt Clinton auch in Philadelphia bieder, steif, weniger visionär. „Ihr habt die Wahl zwischen einer verlässlichen und starken Staatsführung und einem unsicheren Kantonisten, der alles aufs Spiel setzt“, so Clinton umständlich. Und: „Wir stehen vor der größten Prüfung unserer Zeit.“

Während Clinton noch spricht, machen sich die ersten Besucher auf dem Heimweg, obwohl es noch nicht einmal 21.30 Uhr Ortszeit ist. Eine Viertelstunde später bricht auch Clinton auf. Es geht weiter nach North Carolina. Auch dort ist das Rennen denkbar eng. Auch dort muss Clinton muss bis zur letzten Minute kämpfen. In North Carolina gleichwohl ohne die prominente Unterstützung des Präsidentenpaares.

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