Syrien-Krieg Größte Rebellengruppe beginnt offenbar Abzug aus Ost-Ghuta

Am Montag haben knapp 450 Rebellen und ihre Familien die Stadt Duma Richtung Norden verlassen. Aber nicht alle von ihnen wollen aufgeben.

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Die Stadt Duma bei Damaskus war ein Zentrum der Proteste gegen Machthaber Assad 2011. Quelle: dpa

Beirut Die syrische Rebellengruppe Dschaisch al-Islam hat mit dem Abzug aus der letzten von Aufständischen gehaltenen Stadt in Ost-Ghuta begonnen. Die Regierung habe mehr als 50 Busse bereitgestellt, mit denen Rebellen und ihre Familien aus Duma Richtung Dscharablus gebracht werden sollten, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Sana am Montag. Die ersten Fahrzeuge seien am Morgen aufgebrochen. Bis Mittag seien 448 Personen abgereist. Dschaisch al-Islam äußerte sich zunächst nicht.

Die in Großbritannien beheimatete Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtete ebenfalls von einem Abtransport. Teile der Dschaisch al-Islam seien jedoch gegen eine Evakuierung, die praktisch einer Übergabe der Stadt an die Regierung von Präsident Baschar al-Assad gleichkommt. Die nordsyrische Stadt Dscharablus steht unter der Kontrolle von Rebellen und des türkischen Militärs.

Duma bei Damaskus war eines der ersten Zentren von Protesten gegen Assad im März 2011, die sich wenig später zum Bürgerkrieg auswuchsen. In den vergangenen Wochen belagerten regierungstreue Kräfte die Stadt und die umliegende Rebellenregion Ost-Ghuta. Nachschub mit Lebensmitteln und medizinischem Gerät wurde blockiert. Krankenhäuser und Wohngebiete kamen unter Beschuss.

Die vorrückenden Regierungstruppen stellten die Rebellen im kampffähigen Alter vor die Wahl, entweder eine Amnestie in Anspruch zu nehmen und zur Armee einberufen zu werden oder nach Nordsyrien zu gehen. Nach russischen Angaben verließen mehr als 120.000 Menschen ihre Häuser und stellten sich unter den Schutz der Regierung, 40.000 weitere gingen in Rebellengebiete in Nordsyrien.

Nach Angaben lokaler Aktivisten waren zuletzt noch mehr als 100.000 Zivilisten in Duma eingeschlossen. Sollten regierungstreue Kräfte die Stadt einnehmen, hätte Assad Ost-Ghuta nach sieben Jahren wieder unter Kontrolle.

Assads Verbündeter Russland begrüßte am Montag die Ankündigung von US-Präsident Donald Trump, dessen Kräfte „sehr bald“ aus Syrien abzuziehen. Trump habe zwar schon früher zugesagt, die USA würden nach einem Sieg über die Terrormiliz Islamischer Staat Syrien verlassen, sagte Außenminister Sergej Lawrow. Russland sei aber besorgt, weil sich die USA am Ostufer des Euphrat ein „bedeutendes Sprungbrett“ gesichert hätten. Immerhin zeige Trump jetzt, dass er sich an seine Zusagen gebunden fühle.

Die USA haben den Kampf gegen den IS vor allem mit Hilfe kurdischer Milizen geführt, die sie mit Material und Luftangriffen unterstützten. Sie haben aber auch Hunderte eigene Soldaten zu den Milizen entsandt.

Der syrische Bürgerkrieg hat etwa 450.000 Menschen das Leben gekostet. Mehr als elf Millionen mussten ihre Häuser verlassen. Fünf Millionen von ihnen flohen nach UN-Angaben außer Landes. Die UN schätzen die Kriegsschäden auf knapp 250 Milliarden US-Dollar.

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