„Terrorvorwürfe“ Prozess gegen Deutschen Adil Demirci beginnt in Istanbul

Erneut steht ein Deutscher in der Türkei wegen „Terrorvorwürfen“ vor Gericht. Kritiker sehen ein konstruiertes und „politisch motiviertes Verfahren.“

  • Teilen per:
  • Teilen per:

Istanbul Am 25. Strafgericht im Istanbuler Stadtviertel Caglayan hat am Mittag der Prozess gegen den Deutschen Adil Demirci begonnen. Der Kölner Sozialarbeiter (32) war im April in Istanbul während eines Kurzurlaubs inhaftiert worden.

Die Staatsanwaltschaft wirft Demirci, der auch für die linke Nachrichtenagentur Etha geschrieben hat, unter anderem Mitgliedschaft in der linksextremen Marxistisch-Leninistischen Kommunistischen Partei vor. Die MLKP gilt in der Türkei als Terrororganisation.

Laut Anklageschrift, die der dpa vorliegt, weist Demirci alle Terrorvorwürfe zurück. Zusammen mit ihm stehen 22 weitere Angeklagte wegen ähnlicher Vorwürfe vor Gericht.

Der Prozess gegen Demirci ist der dritte gegen deutsche Staatsbürger wegen „Terrorvorwürfen“ innerhalb kurzer Zeit. Die beiden jüngsten Prozesse gegen Patrick K. aus Gießen und eine Sängerin mit dem Künstlernamen Hozan Cane aus Köln, mündeten Ende Oktober und Mitte November in Gefängnisstrafen von mehr als sechs Jahren. Das Auswärtige Amt zählt derzeit noch fünf Bundesbürger, die aus „politischen Gründen“ in der Türkei in Haft sind.

Viele Beobachter aus Deutschland

Im Gerichtssaal waren viele Beobachter aus Deutschland anwesend. Unter ihnen waren Generalkonsul Michael Reiffenstuel, der Aktivist und Autor Günter Wallraff, die Linken-Abgeordnete Heike Hänsel und der SPD-Bundestagsabgeordnete Rolf Mützenich.

Demircis Anwalt Keles Öztürk sagte am Morgen, er werde die Freilassung seines Mandanten aus der U-Haft fordern. Die Linken-Abgeordnete Heike Hänsel sagte, die Anklage gegen Adil Demirci sei „ähnlich konstruiert wie die gegen die deutsche Übersetzerin und Journalistin Mesale Tolu“, die im Spätsommer nach Deutschland ausreisen durfte – die Entlassung aus der U-Haft sei also möglich.

Mützenich kritisierte die „lange U-Haft“. Dies sei ein politisch motiviertes Verfahren.“

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%