Unter Quarantäne im Land der Inkas, Teil 1 Coronakrise in Peru: „It's a madhouse!“

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Berlin holt deutsche Touristen aus der Karibik zurück – aber was ist mit Peru?

Auf Facebook machen Horrorgeschichten die Runde. Ein Hostel soll Gäste mit einem Vorhängeschloss eingeschlossen haben. Wer darauf pocht, herausgelassen zu werden, kommt nicht mehr rein. Auch andere Gerüchte kursieren. Angeblich schickt Peru leere Flieger nach Deutschland, um dort Landsleute einzusammeln. Falls das stimmt: Warum, um Himmels Willen, nehmen die uns dann nicht mit?

Und wie sieht es mit den Aktivitäten der deutschen Regierung aus, die deutschen Gestrandeten aus Peru auszufliegen? Auf der Homepage der Deutschen Botschaft in Lima ist zu lesen: „Die Peru normalerweise anreisenden Fluggesellschaften stehen mit dem peruanischen Außenministerium in Kontakt, um möglichst bald Rückflüge zu organisieren. Konkrete Flugdaten sind uns nicht bekannt.“
Berlin holt gerade 3000 bis 4000 deutsche Touristen aus der Karibik und von den Kanaren zurück. Außenminister Heiko Maas will in den kommenden Tagen mit einer „Luftbrücke“ nochmal Tausende Bundesbürger nach Hause schaffen. Das lässt sich die Regierung 50 Millionen Euro kosten. Leider fallen nur die Ländernamen Marokko, Ägypten, Philippinen, Malediven und Dominikanische Republik. Von Peru ist nirgendwo die Rede.

Hoffentlich laufen zumindest hinter den Kulissen Verhandlungen mit der peruanischen Regierung, uns auszufliegen. Unser Reiseveranstalter teilt uns per E-Mail mit: „Hinsichtlich möglicher Rückholaktionen durch die Bundesrepublik Deutschland wurde Stand heute Vormittag (17. März) durch das Auswärtige Amt leider keine Information hinsichtlich Lateinamerika ausgegeben.“

Später kommt die Meldung, die Deutsche Botschaft versuche zusammen mit anderen EU-Vertretungen, bei der peruanischen Regierung zu erreichen, dass Sonderflüge europäischer Airlines zugelassen werden. Aber ist das auch für unsere Gruppe eine gute Nachricht? Wir sind mit der südamerikanischen Fluglinie Latam ins Land gekommen.

Und wie ist die Stimmung in unserer kleinen Reisegruppe? Wir vertragen uns gut und entwickeln einen fatalistischen Galgenhumor. Da ständig jemand unter Durchfall leidet, werden untereinander eifrig Medikamente gespendet (besonders begehrt sind Elektrolytlösungen und hellrote Wunderpillen, die es ohne Rezept und Verpackung in der Apotheke gibt). Wir versuchen, uns im Corona-Exil zu organisieren. Ein Mitglied unserer Gruppe fotografiert die Kolibris im kleinen Garten des Hotels, andere lernen Spanisch. Heute Abend gibt es eine Kartenspiel-Runde. Ich werde mir den letzten „Tatort“ auf dem Handy angucken.

Gleich gibt es Mittagessen. Im Essraum läuft das obligatorische Hintergrundgedudel. Normalerweise kann ich diesen musikalischen Schrott ausblenden, aber diesmal nicht: Im saxofonigen Loungestil wird „Killing me softly“ gegeben – und danach der Titelsong von „Titanic“.

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