Arbeitslosigkeit steigt Coronakrise beendet Aufwärtstrend am Arbeitsmarkt nach 14 Jahren

Die Coronakrise hat 2020 den mehr als ein Jahrzehnt währenden Aufwärtstrend am deutschen Arbeitsmarkt abrupt beendet. Quelle: dpa

Seit 2007 wuchs die Beschäftigung in Deutschland. Durch die Folgen der Coronakrise liegt die Zahl der Erwerbstätigen nun rund 1,1 Prozent unter dem Wert von 2019.

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Die Coronakrise hat 2020 den mehr als ein Jahrzehnt währenden Aufwärtstrend am deutschen Arbeitsmarkt abrupt beendet. Im Jahresdurchschnitt 2020 waren rund 44,8 Millionen Personen mit Arbeitsort in Deutschland erwerbstätig. Nach vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes lag die Zahl damit um 477.000 oder 1,1 Prozent niedriger als 2019. „Damit endete in der Coronakrise der über 14 Jahre, auch während der globalen Wirtschafts- und Finanzkrise 2008/2009 anhaltende Anstieg der Erwerbstätigkeit in Deutschland“, erklärten die Statistiker.

Allerdings wäre der seit 2007 dauernde Beschäftigungszuwachs vermutlich auch ohne die Coronakrise bald zum Ende gekommen, hieß es. Der Grund: Das sogenannte Erwerbspersonenpotenzial schwindet aufgrund des demografischen Wandels. „Diese Entwicklung wird derzeit immer schwächer durch eine höhere Erwerbsbeteiligung der inländischen Bevölkerung sowie die Zuwanderung ausländischer Arbeitskräfte kompensiert“, so das Statistikamt dazu.

Den stärksten Rückgang der Erwerbstätigen gab es im vergangenen Jahr bei den Dienstleistern mit 281.000. Insgesamt waren noch rund 33,5 Millionen Personen in den Dienstleistungsbereichen tätig. Die größten Beschäftigungsverluste darunter hatten der Bereich Handel, Verkehr, Gastgewerbe mit 207.000 Erwerbstätigen und die Unternehmensdienstleister mit 156.000, zu denen auch die Arbeitnehmerüberlassung zählt. Beschäftigungsgewinne gab es hingegen im Bereich Öffentliche Dienstleister, Erziehung, Gesundheit mit 153.000.

Im Produzierenden Gewerbe (ohne Bau) sank die Erwerbstätigenzahl um 191.000 auf rund 8,2 Millionen. Vom Baugewerbe kamen mit einem Anstieg um 17.000 auf rund 2,6 Millionen noch positive Impulse. In der Land- und Forstwirtschaft, Fischerei waren 22.000 Personen weniger erwerbstätig als 2019.

Betroffen sind außerdem vor allem Frauen: In Deutschland stieg die Arbeitslosigkeit unter Frauen zwischen Februar und Mai um 19 Prozent, bei den Männern nur um 14 Prozent. Die Vermutung, der Konjunkturcrash könne Frauen stärker treffen als Männer, gab es schon zu Beginn der Coronakrise: Hausarbeit und Kinderbetreuung würden vor allem an ihnen hängenbleiben, der Rückzug aus dem Arbeitsmarkt wäre die Folge. Ein paar Monate später zeigt sich in mehreren aktuellen Untersuchungen, dass es tatsächlich so gekommen ist – und wahrscheinlich sogar noch viel schlimmer.

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Arbeitslos zu werden ist die größte Angst vieler Angestellter in Deutschland. Doch die Krise scheint immerhin eine positive Folge zu haben: Sie nimmt der Arbeitslosigkeit ein wenig das Stigma. Das ist das Ergebnis einer Umfrage des Netzwerks LinkedIn unter 2002 Arbeitssuchenden. Darin bestätigten zwar 82 Prozent der Befragten das Stigma des Jobverlusts. 70 Prozent waren aber der Meinung, dass sich Entlassungen als Folge der Coronakrise weniger schlimm auf den Ruf einer Person auswirken. Sie vermuten, dass angesichts der wirtschaftlichen Lage eine schlechte Leistung oder mangelnde Eignung seltener Kündigungsgründe sind.

Mehr zum Thema: Alle Arbeitslosen sind faul und unqualifiziert? Einer Umfrage zufolge hat die Coronakrise deutsche Arbeitnehmer hier zu einem Umdenken gebracht.

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