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Quelle: REUTERS

Elon Musk würde nur müde lächeln

Beat Balzli
Beat Balzli Ehem. Chefredakteur WirtschaftsWoche Zur Kolumnen-Übersicht: Balzli direkt

Mit seinem Für-alle-etwas-Programm schafft Armin Laschet wohl den Sprung ins Kanzleramt, aber sicher nicht den nötigen Innovationsschub fürs Land.

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Der Geist aus dem Jahr 2005 weht immer noch durchs Land. Damals veranstaltet die Innovationsagentur Darpa des US-Verteidigungsministeriums die Darpa Grand Challenge. Es geht um das beste selbstfahrende Fahrzeug. Deutschland gewinnt den Wettbewerb gleich doppelt. Erstens steht am Ende das Team des deutschen Stanford-Professors Sebastian Thrun auf dem Podest, zweitens ist ihr Siegerauto Stanley ein umgebauter VW Touareg. Und wie geht die Geschichte weiter? Genau, in Wolfsburg und Berlin interessiert sich keiner dafür. Die fetten Verbrennermargen haben Deutschlands Kernindustrie und mit ihr das Land zu Tode saturiert. Heute wäre das garantiert anders. VW-CEO Herbert Diess würde vor Ort jubeln, danach sein LinkedIn-Konto mit Siegerbildchen fluten – und Glückwünsche der Kanzlerin zitieren.

Und doch hat sich in den letzten eineinhalb Jahrzehnten in Sachen Innovationsförderung zu wenig geändert, allem voran die Geschwindigkeit auf staatlicher Seite. Erst 2019 nimmt sich Deutschland die Darpa zum Vorbild und gründet die Agentur für Sprunginnovation. Es braucht zwei weitere Jahre, bis allen die Konstruktionsfehler der Agentur auffallen. Zu viel Bürokratie, wer hätte das gedacht. Elon Musk, den die Aufträge des US-Verteidigungsministeriums erst recht so richtig groß gemacht haben, würde über die Fortschrittazubis wohl nur müde lächeln.

Die Agentur für Sprüngcheninnovation ist nur ein Problem von vielen, das CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet richtig erkannt hat. Doch wie das so ist, wenn man es jeder und jedem recht machen will: In seinem Wahlprogramm wirkt auch das Kapitel 7 „Neuer Mut zur Innovation“ wie ein eilig zusammengeschustertes Sammelsurium von Maßnahmen ohne Priorisierung oder Zeitplan. Neuer Mut zur Fokussierung wäre da wohl zielführender gewesen. Weniger Hebel, dafür mit mehr Wums. Wer wie Laschet ohne Steuererhöhungen operieren will, braucht Wachstum. Und das liefert nur ein hochinnovativer Standort. Der hat nicht noch mal 16 Jahre Zeit.

Mehr zum Thema: Was taugen die Wahlprogramme der Parteien zum Klimaschutz? Die Wirtschaftsweise Veronika Grimm hat für die WirtschaftsWoche einen Blick hinein geworfen. Was sie vorschlägt, dürfte Verbraucher freuen, die Grünen weniger.

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