Bestellung von Transporthubschrauber Berlin dementiert Chinook-Preissteigerungen – um sie dann doch noch einzugestehen

Probleme im Anflug - der Boeing Transporthubschrauber CH-47 Chinook Quelle: imago images

In einem Brief an den Bundestag weist das Verteidigungsministerium Berichte über Mehrkosten oder technische Probleme bei der bevorstehenden Bestellung des schweren Transporthubschrauber Chinook zurück. Doch in den Details offenbart das Schreiben, dass der Auftrag wohl nicht wie geplant läuft.

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Wenn das deutsche Verteidigungsministerium an den Bundestag schreibt, geht es normalerweise nicht um Presseberichte. Doch gestern nutzte Staatssekretärin Siemtje Möller einen Brief, um im Vorgriff auf die heutige Sitzung des Verteidigungsausschusses detailliert einen Bericht des „Business Insider“ zu dementieren. In dem Artikel ging es um bevorstehende Probleme beim schweren Transporthubschrauber Chinook. Von dem System will Deutschland beim US-Hersteller Boeing 60 Exemplare für mindestens sechs Milliarden Euro bestellen.

Kern des Schreibens ist: Für den berichteten Kostenanstieg auf zwölf Milliarden Euro gebe es „keine belegbare Grundlage“, so Möller im Schreiben an die Ausschussvorsitzende Marie-Agnes Strack-Zimmermann, das der WirtschaftsWoche vorliegt. Noch schärfer als diese extra unterstrichene Passage ist die Aussage zu angeblichen Problemen bei der von Deutschland bestellten technischen Ausstattung. Warnhinweise „zu deutschen Extrawünschen und fehlender Entwicklungsreife entbehren der Grundlage“, so Möller. Und bei Schwierigkeiten mit Rotorblättern sei das „Presseformat“ schlicht „nicht auf dem aktuellen Stand“.

Doch zumindest zwei der drei Dementis werfen mehr Fragen auf als sie beantworten. Dazu geht Möller nicht drauf ein, dass die Boeingflieger erst verspätet ab 2026 kommen sollen.

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Die Aussage zu den endgültigen Kosten erweist sich auf den zweiten Blick als wachsweich, wenn nicht gar widersprüchlich. Denn Möller gibt zu, dass „Kostensteigerungen aufgrund der Inflation, einem ungünstigeren Wechselkurs sowie Lieferengpässen nicht ausgeschlossen werden können“. Die genaue Höhe wisse man aber erst im März, wenn die USA wahrscheinlich das finale Angebot vorlegen. Die kaum versteckte Botschaft: Es wird fast sicher teurer als die im November 2021 und April 2022 veranschlagten sechs Milliarden – offen ist nur wieviel.

Etwas versteckter rudert Möller zurück bei der Technik. Zwar betont die Staatssekretärin, „dass grundsätzlich nur Ausstattungsanteile angefragt wurden, die auch von der US-Seite angeboten und in ‚Chinook‘-Varianten genutzt werden“. Zur Luftbetankungsfähigkeit heißt es, bereits der erste Hubschrauber werde über „die entsprechende Hardware verfügen“. Doch dann kommt die Ergänzung, „die Freigabe zur Nutzung erfolgt auf Basis von Flugversuchen in der finalen Konfiguration nach der Erstauslieferung“. Mit anderen Worten: das von Deutschland bestellte Extra ist von den USA noch nicht zugelassen.   

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Am auffälligsten ist jedoch, dass Möller auf einen Punkt des „Business Insider“ gar nicht eingeht. Der hatte berichtet, die ersten Exemplare würden wohl erst ab Ende 2026 kommen, statt wie geplant ab 2025. Zudem kämen sie nicht in der gewünschten Ausstattung. „Das werten wir dann mal als Bestätigung“, so ein Rüstungsmanager und ergänzt: „Und es würde mich nicht wundern, wenn es bei dem System noch ein paar weitere Überraschungen gibt.“

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