Bundesparteitag der Grünen „Wir müssen es so machen, dass es keinen Kulturkampf gibt“

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„Wir werden um jedes zehntel Grad weniger kämpfen“

Ist es ein Zugeständnis an die Wirtschaft, dass die Grünen ihr Klimaziel im Programm aufweichen? Da ist nun die Rede von den Zielen von Paris, der Weltklimakonferenz 2015, wo eine höchstens zwei Grad Celsius höhere Temperatur auf der Erde angestrebt wird. Früher haben die Grünen 1,5 Grad Celsius als oberste Grenze propagiert.
Wir wollen eine radikalen Modernisierung unserer Volkswirtschaft, wir wollen die vollständige Dekarbonisierung. Ich sehe nicht, was daran weichgespült ist. Wir Grüne sind die Partei, die jeden Bereich ihrer Politik konsequent mit Paris in Einklang bringt. Paris sagt deutlich unter zwei Grad. Wir wissen, 1,5 Grad wären noch besser.

Die Grünen könnten in der nächsten Bundesregierung mitmischen. Darauf setzen Wirtschaftsleute, denen die Ökos früher fern waren. Ein Zirkel aus Unternehmern und Abgeordneten bereitet sich vor.
von Cordula Tutt

Zwei Grad als Ziel sind etwas leichter zu erreichen als höchstens 1,5 Grad…
Wir werden um jedes zehntel Grad weniger kämpfen. Uns läuft die Zeit davon und niemand von uns Grünen kann etwas daran ändern, dass die letzten Bundesregierungen, an denen wir nicht beteiligt waren, die Zeit hier überwiegend mit Wegschauen und Schlafen verbracht haben. Das Bundesverkehrsministerium war die letzten zehn Jahre zum Beispiel mit Ministern besetzt, die vielleicht alles können, nur nicht ihr Ressort führen.

Das klingt sehr bissig gegenüber einem potenziellen Koalitionspartner, der CSU…
Es trifft die Situation. Wir müssen in der nächsten Bundesregierung den Turbo fürs Klima starten und wir müssen es so machen, dass es keinen Kulturkampf gibt. Ich will keine neuen Gelbwesten, ich will keine Betriebsräte, die von rechts unterwandert werden und ich will auch, dass es zum Beispiel den Leuten in meinem Wahlkreis Stuttgart weiter gut geht. Das ist keine Abkehr von unserer Überzeugung. Das ist das Bewusstsein dafür, dass wir in einer Demokratie konstant um Mehrheiten werben müssen. Wir müssen viel erklären, vermitteln und uns den Leuten stellen.


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Wer von beiden Parteivorsitzenden, Robert Habeck oder Annalena Baerbock, könnte das im Wahlkampf besser? Es geht ja darum, eine Person als Zugpferd an die Spitze zu stellen.
Beide machen einen klasse Job und sie werden uns, wenn es soweit ist, sicher einen passenden Vorschlag unterbreiten. Es ist vernünftig, die Debatte um die Kanzlerkandidatur einer Person erst zu ihrer Zeit zu führen. Jetzt ist es noch zu früh.

Mehr zum Thema: Die Grünen in der Bundesregierung? Warum sich Bosse bei den Ökos einbringen

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