+++ Bei der AfD wird die Hymne angestimmt +++
Riesiger Jubel bei der AfD als die Balken auf über 13 Prozent hochklettern. Zugabe, Zugabe Rufe. Es läuft ZDF. Auf der Bühne jubeln Alexander Gauland, Beatrix von Storch, Armin-Paul Hampel und Georg Pazderski. Alice Weidel hebt sich den Jubel für später auf. Hampel feuert das Publikum an. "Es ist nicht immer leichter an der Spitze zu stehen, aber es ist manchmal leichter als morgens Flyer auszuteilen," sagte AfD Spitzenkandidat Alexander Gauland in einem ersten Statement. "Die Bundesregierung, wie immer sie aussieht, kann sich warm anziehen, wir werden sie jagen", sagte Gauland.
+++ Erste Prognose: CDU stark, SPD abgeschlagen, AfD drittstärkste Kraft +++
+++ Ausgelassene Stimmung bei der AfD +++
Eine Viertelstunde vor den ersten Hochrechnungen steigen Beatrix von Storch und Alexander Gauland aufs Pult. Von Storch filmt in die Menge und grinst. Auch Gauland schmunzelt.
+++ Schlange bei den Grünen +++
Für ein 🇩🇪, in dem unsere Kinder ein gute Zukunft haben. Geben Sie beide Stimmen der #CDU, damit #Merkel Kanzlerin bleibt. #fedidwgugl pic.twitter.com/oGBJ8N8z6G
— CDU Deutschlands (@CDU) 24. September 2017
Volles Haus bei der Wahlparty der Grünen im Vollgutlager in Berlin-Neukölln. Schon draußen müssen die Menschen Schlange stehen. Renate Künast fährt mit ihrem Wahlkampfauto vor, einem Tesla S.
+++ SPD schon jetzt resigniert +++
Im Willy-Brandt-Haus, der SPD-Parteizentrale, keine Spur von Vorfreude, erst recht nicht von Euphorie. "Ich habe Taschentücher dabei", sagt eine Genossin unserem Kollegen Max Haerder. " Hoffentlich brauche ich die nicht."
+++ Polizei vor der Wahlparty der AfD +++
Eine gute halbe Stunde vor den ersten Prognosen ist es noch ruhig bei der AfD. Draußen patrouillieren Polizisten vor der Wahlparty in der Nähe des Berliner Alexanderplatzes. Drinnen hat die Partei “Trau dich“ in weiß-blau hinter die Theke geschrieben. Beatrix von Storch und Alexander Gauland geben die ersten Statements ab, schreibt unser Politikredakteur Thomas Schmelzer.
+++ Gute Stimmung bislang bei den Linken +++
„Sozial, gerecht, Frieden für alle“. Reicht das Wahlkampfmotto der Linken für zweistellig? Darauf hoffen einige hier auf Wahlparty der Linken im Festsaal Kreuzberg. Für die nächste Zeit wird schon mit einer Spendenbox gesammelt, 0.4 Liter Fassbier kosten hier 3,50 Euro, berichtet Reporter Christina Schlesiger. Inzwischen sind mehr als 200 Menschen auf der Wahlparty - es wird wohl kuschelig warm werden.
+++ Wer ist der jüngste, wer die älteste Kandidatin? +++
Mit 1323 Bewerbern gehört ein Großteil der Altersgruppe der 50- bis 59-Jährigen an. Der jüngste Bewerber wird nach eigenen Angaben erst einige Tage vor der Wahl 18: der in Berlin geborene Schüler Floris Beer, der für Die PARTEI in Fürstenwalde antritt. Die älteste Kandidatin ist die 89-jährige ehemalige Autorin und Schauspielerin Barbara Rütting, die für die V-Partei für Veränderung in Bayern antritt.
+++ Wahlbeteiligung im Vergleich +++
Die höchste Wahlbeteiligung gab es 1972 mit über 90 Prozent der Stimmen, der niedrigste Wert bislang lag 2009 bei 70,8 Prozent. Deutschland verzeichnet damit den zweitgrößten Rückgang bei der Wahlbeteiligung von allen Demokratien, hinter Portugal und vor Frankreich. Gründe dafür sind, dass Nichtwähler zwar politisch interessiert und informiert sind, aber Unmut über Politiker sowie Unzufriedenheit mit Programme der Parteien zeigen wollen.
+++ Wahlkampf im Netz bis zur letzten Minute +++
In den Stunden bis zur Prognose um 18 Uhr herrscht auf den Social-Media-Kanälen von Parteien und Politikern ein letztes Mal Wahlkampf-Hochbetrieb. Mit eindringlichen Botschaften riefen sie die Menschen zum Abstimmen auf. „Raus aus den Federn & rein ins Wahllokal!“, mahnte die SPD ihre Anhänger schon morgens via Twitter. Kanzlerkandidat Martin Schulz postete nach Abgabe seiner Stimme ein Video aus seiner nordrhein-westfälischen Heimatstadt Würselen, wünschte den Zuhörern einen schönen Tag - „aber: Ihr müsst wählen gehen!“. Die CDU versuchte auf ihrem Facebook-Kanal, die Komplexität der politischen Streitpunkte in einen Satz zu pressen: „Darum geht's: Familien und Kinder fördern, sichere Arbeit und starke Wirtschaft.“
+++ 60 OSZE-Beobachter bei der Bundestagswahl +++
Rund 60 Beobachter der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit (OSZE) sind bei der Bundestagwahl im Einsatz. Die Mission wird von George Tsereteli aus Georgien geleitet. Nach 2009 und 2013 sind Beobachter der OSZE zum dritten Mal bei einer Bundestagswahl dabei. Sie waren von der Bundesregierung eingeladen worden. Dies sei „übliche Praxis“ der OSZE-Mitgliedsstaaten, sagte Tsereteli. Teams von jeweils zwei Beobachtern sollten Wahllokale in mehreren deutschen Städten besuchen. Sie informieren sich über die Abläufe, sprechen mit den Wahlhelfern und beobachten die Stimmabgabe. „Wir sind keine Wahl-Polizei“, betonte Tsereteli. Schon vor Monaten hatte die OSZE erklärt, es bestehe kein Zweifel an den rechtmäßigen Abläufen, allerdings hätten einige Ansprechpartner Sorge über gleiche Chancen im Wahlkampf und bei dessen Finanzierung geäußert.
+++ Rege Wahlbeteiligung bis Mittag +++
Vielerorts deutet sich eine höhere Beteiligung als 2013 an. Das geht aus Mitteilungen der Landeswahlleiter zu mehreren Großstädten hervor. In Hamburg hatten bis 11 Uhr 37,4 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme abgegeben. Vor vier Jahren waren es nach Angaben des Statistikamtes Nord zu diesem Zeitpunkt erst 35,4 Prozent. In Stuttgart hatten bis 12 Uhr 19,6 Prozent der Wahlberechtigten ihre Kreuze gemacht. Das waren 0,5 Prozentpunkte mehr als 2013. In Potsdam bildeten sich nach Angaben eines Stadtsprechers vielerorts Schlangen vor den Wahllokalen. In Sachsen-Anhalt hatten bis 12 Uhr 29,6 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme abgegeben. Vor vier Jahren waren es zum gleichen Zeitpunkt 25,8 Prozent.
Allerdings meldeten einige Bundesländer auch einen ruhigen Start der Wahl. In Sachsen blieb die Wahlbeteiligung bis zum Mittag im Vergleich zu 2013 unverändert. In Thüringen sank sie sogar auf 24,5 Prozent. 2013 hatten zu diesem Zeitpunkt schon 31,2 Prozent gewählt. Der Bundeswahlleiter will gegen 15.30 Uhr erste bundesweite Zahlen zur Wahlbeteiligung veröffentlichen.
+++ Warum ist eine Ecke des Stimmzettels besonders markiert? +++
Wer schon gewählt hat, könnte es bemerkt haben: Bei den Wahlzetteln fehlt rechts oben entweder eine Ecke, oder sie ist mit einem Loch markiert. Das soll blinden und sehbehinderten Menschen helfen, ihre Stimme ohne fremde Hilfe abgeben zu können. Ihre Schablonen, denen auch die entsprechende Ecke fehlt, passen dann genau auf den Wahlzettel. Auf der Schablone sind Informationen zum Stimmzettel angegeben - etwa als Punktschrift oder in Großdruck.
+++ Steinmeier dankt Wahlhelfern +++
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat den rund 650.000 Wahlhelfern bei der Bundestagswahl gedankt. Sie trügen auch in diesem Jahr zu einem reibungslosen Ablauf der Wahl bei, sagte er bei der Stimmabgabe in Berlin. Steinmeier kam bei kühlem, regnerischen Wetter in Begleitung seiner Frau Elke Büdenbender in das Wahllokal in einer Grundschule im Stadtteil Zehlendorf. Dort reihten sich beide zunächst geduldig in die Warteschlange ein und redeten mit anderen Wahlberechtigten, ehe sie zur Wahl schritten. Steinmeier zeigte sich erfreut über die offenkundig rege Wahlbeteiligung, die er in der Schule erleben konnte. In der „Bild am Sonntag“ hatte das Staatsoberhaupt die deutschen aufgerufen, von ihrem Wahlrecht Gebrauch zu machen. „Wahlrecht ist Bürgerrecht. Für mich ist es in einer Demokratie vornehmste Bürgerpflicht. Gehen Sie zur Wahl!“, schrieb er in der Zeitung.
+++ DStGB-Chef: Viele Wahlversprechen nicht einlösbar +++
Viele Versprechungen der Parteien im Wahlkampf werden sich nach Ansicht des Deutschen Städte- und Gemeindebundes (DStGB) wegen der Finanznöte auf kommunaler Ebene kurzfristig kaum oder gar nicht umsetzen lassen. Der Hauptgeschäftsführer des Verbandes Gerd Landsberg wies in dem "Interview der Woche" des Deutschlandfunks darauf hin, dass Ankündigungen zu Themen wie Kinderbetreuung, mehr Polizisten vor Ort oder Ganztagsschulen den Kommunen einiges abverlangten, was die nur schwer schultern könnten. Wenn etwa vom Rechtsanspruch auf Ganztagesbetreuung von Grundschülern die Rede sei, sei das kurzfristig, "ich würde sogar sagen mittelfristig, weder umsetzbar, nicht finanzierbar und auch nicht organisierbar". Hier gehe es um rund 1,2 Millionen Schüler, um Betriebskosten von schätzungsweise 18 Milliarden Euro pro Jahr und um Investitionen von 1,4 Milliarden Euro.