Facebook-Analyse zur Bundestagswahl Martin Schulz gefällt das

Kurz vor der Wahl haben die Spitzenkandidaten mehr Beiträge auf Facebook veröffentlicht als in vorherigen Wochen. Doch dass sich die Nutzer mit seinen Inhalten auseinandersetzen, schafft vor allem einer: Martin Schulz.

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Martin Schulz hat vor der Bundestagswahl die meisten Interaktionen auf Facebook erreicht. Quelle: dpa

Berlin Auf Facebook haben Nutzer die Wahl: Sie können angeben, dass ihnen der Beitrag einer Seite gefällt oder mit einer Emotion auf ihn reagieren. Sie können einen Beitrag teilen, kommentieren – oder ihn ignorieren. Entscheiden sie sich bei vielen Beiträgen derselben Seite für letzteres, so wird diese bald dauerhaft aus ihrem Blickfeld verschwinden. Deshalb sind Interaktionen die wichtigste Währung auf Facebook – auch für die Spitzenkandidaten der Parteien im Wahlkampf.

Ginge es nach der Zahl ihrer Abonnenten, so wäre Bundeskanzlerin Angela Merkel mit über 2,5 Millionen Followern die erfolgreichste Spitzenkandidatin auf Facebook. Doch am meisten Interaktionen hat vor der Bundestagswahl ihr Herausforderer Martin Schulz erreicht. Das zeigte ein Handelsblatt-Vergleich mit Hilfe des Tools Crowdtangle.

Schulz hat im Gegensatz zu Merkel zwar nur etwa 460.000 Follower, jedoch erreichte er im Zeitraum vom 23. Juni bis 23. September über 1,7 Millionen Interaktionen auf Facebook. Das heißt, so häufig wurden Beiträge seiner Seite geteilt, kommentiert oder mit einem „Like“, einem „Wow“, einem wütenden Smiley oder einer anderen Emotion markiert – häufiger als die Beiträge der sieben anderen Spitzenkandidaten. Alexander Gauland von der AfD hat keine Facebook-Seite.

Mit den Beiträgen von Angela Merkels Facebook-Seite haben Nutzer im selben Zeitraum über 1,2 Millionen Mal interagiert, sie ist damit die zweiterfolgreichste Spitzenkandidatin auf Facebook. AfD-Spitzenkandidatin Alice Weidel liegt auf Platz drei (rund 902.000 Interaktionen), dicht gefolgt von Sahra Wagenknecht (879.000).
Auf der Seite von FDP-Spitzenkandidat Christian Lindner wurden im Schnitt drei Beiträge pro Tag gepostet, mehr als auf jeder anderen Seite. Dennoch erreichten seine Beiträge nur 839.000 Interaktionen. Auf der Facebook-Seite von Martin Schulz wurden im Schnitt zweimal am Tag Beiträge veröffentlicht, auf Merkels Seite sogar nur einmal.

Christian Lindner liegt aber weit vor den drei am wenigsten erfolgreichen Spitzenkandidaten auf Facebook: Cem Özdemir erreichte nur 132.000 Interaktionen, Linke-Politiker Dietmar Bartsch nur 94.000. Am wenigsten Interaktionen erzielte Katrin Göring-Eckardt (34.000).

Auch in den letzten sieben Tagen vor der Bundestagswahl erreichte Martin Schulz am meisten Interaktionen (212.000). Alle Kandidaten erhöhten so kurz vor der Bundestagswahl noch einmal die Schlagzahl ihrer Beiträge auf Facebook. Auf der Seite von Martin Schulz wurden im Schnitt vier Beiträge pro Tag gepostet, ebenso auf der Seite von Alice Weidel. Auf der Seite von Angela Merkel wurden etwa zwei Beiträge veröffentlicht.

Wieder zeigt sich, dass viele Posts nicht unbedingt viele Interaktionen hervorrufen: Obwohl Christian Lindner mit sechs Posts pro Tag aktiver als jeder andere Spitzenkandidat auf Facebook war, landet er auch im kürzeren Vergleichs-Zeitraum der meisten Interaktionen nur auf Platz fünf.

Der viralste Facebook-Beitrag der Spitzenkandidaten in den vergangenen sieben Tagen stammte von Martin Schulz: Sein Post zur Pflegepolitik am Montag wurde über 2.900 Mal geteilt und rief 23.100 Reaktionen wie Likes hervor. Über 4.470 Nutzer kommentierten den Post.

Der SPD-Kanzlerkandidat ruft immer wieder dazu auf, ihn ins Gespräch zu bringen – auf Facebook und bei Auftritten wie auf dem Gendarmenmarkt am Freitag in Berlin. Zumindest in den sozialen Netzwerken hat er dieses Ziel wohl erreicht. Der Algorithmus von Facebook sorgt dafür, dass Nutzern auch Beiträge, mit denen Freunde interagiert haben, angezeigt werden. Auf Twitter war Schulz der meist erwähnte Spitzenkandidat in der Hauptphase des Bundestagswahlkampfes.

Am Sonntag wird dann aber wieder in einer anderen Währung gerechnet: Nicht Interaktionen, sondern Wählerstimmen entscheiden, welcher Spitzenkandidat vorne liegen wird. Vielleicht kann Schulz mit seinem am Samstagnachmittag geplanten Facebook-Live-Video ja noch einige davon sammeln.

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