Fake News Die Jäger der falschen Nachrichten

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Breitbart will nach Deutschland - da wartet schon Schmalbart

Breitbart hat angekündigt, nach Deutschland expandieren zu wollen. Ihre Gegner erwarten sie schon: Mitte Januar kommen im Berliner Betahaus, wo sich sonst Start-up-Menschen treffen, rund 200 Wahrheitssucher zusammen, um sich Gegenmaßnahmen zu überlegen. „Schmalbart“ lautet der ironisch gemeinte Projektname, es soll Lügen von Breitbart und anderen Fake-News-Plattformen sichtbar machen.

Der Publizist und Digitalberater Christoph Kappes hat die Initiative gegründet. „Wir wollen die Demokratie stärken“, sagt er. Ursprünglich wollte er gemeinsam mit Gleichgesinnten das Portal in der Freizeit betreiben. Doch die Resonanz war riesig. Hunderte wollen mitmachen – Wissenschaftler, Aktivisten, Journalisten, Rentner und Lobbyisten.

Eines der Projekte, das Schmalbart nun angehen möchte, ist eine Faktenbank. Wer zu einem umstrittenen Thema Fakten und eben keine Gerüchte sucht, soll sie hier finden. Sauber recherchiert und gut belegt. „Die Suche nach Fakten kann anstrengend und mühsam sein“, sagt ein Aktivist, Ende 20, in einer der Diskussionsrunden. „Haben wir nicht genau dafür Journalisten?“ Ein anderer sagt: „Die Menschen vertrauen Journalisten eben nicht mehr, genauso wie sie vielen Politikern nicht trauen.“ Und so wird an diesem Samstag klar, dass Schmalbart nicht alle Probleme lösen wird.

Für jeden Wahrheitsmacher hat die Lüge eine andere Dimension: Die Idealisten von Schmalbart oder Mimikama sehen den gesellschaftlichen Konsens bedroht, die EU-Truppe von „Disinformation Review“ bekämpft politische Propaganda, und die Techriesen sehen ihre Geschäftsmodelle in Gefahr. Dabei gibt es auch die Möglichkeit, alle Ziele miteinander zu verbinden.

Im September 2016 hat die gebürtige Australierin Jenni Sargent das First Draft Partner Network gegründet. Hier will sie alle zwei Monate Internetakteure mit Journalisten und Nichtregierungsorganisationen an einen Tisch bringen. Sie sollen einheitliche Methoden zum Faktencheck entwickeln, ethische Standards für die Veröffentlichung von Videos diskutieren oder Plattformen schaffen, wo sie gemeinsam Falschinfos identifizieren.

Rund 80 Mitglieder haben sich bereits angeschlossen. Facebook und Twitter sind ebenso dabei wie CNN, die ARD oder Amnesty International.

„Die sozialen Netzwerke entwickeln sich zu so etwas wie Verlagen. Deshalb sollten sie bei der Verifizierung von Videos und Fotos helfen“, sagt Sargent. „Das ist neu für sie. Sie können viel von den traditionellen Medienhäusern lernen, etwa, was ethische Grundsätze angeht“, fügt sie hinzu.

Zudem zeigt etwa Facebook den Nutzern, wie sie selbst Fake News erkennen. Denn es gibt durchaus Indizien für Netz-Lügen: Etwa, dass eine Seite wie eine Nachrichtenplattform aussieht, aber von Pornowerbung flankiert wird. Oder dass die Quelle unbekannt ist und eine obskure Domain hat. Letztlich entscheiden die Nutzer, ob sich eine Lüge weiterverbreitet. „Im Internet ist jeder ein Sender“, sagt Fake-Jäger Wolf. Die wichtigste Regel im Kampf um die Wahrheit steht deshalb auf der Mimikama-Facebook-Seite: „Zuerst denken, dann klicken.“

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