Teuteberg galt als Kandidatin mit durchaus guten Chancen, seit bekannt wurde, dass Nicola Beer als Spitzenkandidatin in den Europawahlkampf gehen würde. Die Brandenburgerin hat ihre Parteikarriere gegen Widerstände im eigenen Landeverband vorangetrieben, saß fünf Jahre im Potsdamer Landtag, kennt Regierungshandeln aus einer Anstellung im Bundesbildungsministerium. Und sie hat sich in den vergangenen eineinhalb Jahren im Bundestag als Fachpolitikerin mit großer Sachkenntnis einen Namen gemacht.
Sie habe Respekt vor dieser Aufgabe, bekannte Teuteberg, nachdem Lindner sie am Mittwoch der Presse als seine Kandidatin präsentiert hatte. „Auch Demut“, fügte sie noch hinzu. Und dann begann gleich eine dieser journalistischen Fragerunden quer durch alle aktuellen Themen, wie sie für eine neue FDP-Generalsekretärin bald Alltag sein werden.
Die Frage zur nach unten korrigierten Konjunkturprognose ging dabei dann aber doch wieder an Lindner. Teuteberg schwieg, sie sang nicht den politischen Evergreen dieses Frühjahrs, überließ das Hohelied der Altmaier-Kritik ihrem Parteichef. Was die Frage aufwirft: Wie tickt die künftige Generalsekretärin der selbst ernannten „Partei der Marktwirtschaft“ eigentlich wirtschaftspolitisch?
Die knappe Antwort lautet: Teuteberg hat sich öffentlich bislang nicht groß zu ökonomischen Fragen geäußert, ihre Themen sind andere: Inneres, Recht, Migration. Der ehrliche Zusatz lautet: Und das ist auch völlig in Ordnung so.
Teuteberg verbreitere das „thematische Portfolio in der engeren Spitze der Parteiführung“. So hat Lindner seine Entscheidung für sie begründet und dabei nochmal seine eigenen Schwerpunkte in Abgrenzung dazu aufgelistet: Digitalisierung, Finanzen, Bildung. Soll heißen: Parteichef und Generalsekretärin müssen zwar zu allem sprechfähig sein – aber ihre Lieblingsthemen doch bitte weiter beackern dürfen.
Als migrationspolitische Sprecherin im Bundestag, so Lindner weiter, habe Teuteberg für die FDP klar die gewünschte „Position der Mitte“ besetzt. Sie habe gezeigt, dass „Weltoffenheit und Empathie“ nicht im Widerspruch stehen müssten „zu Konsequenz und Rechtstaatlichkeit“. Auch bei ihrer Vorstellung als designierte Generalsekretärin beantwortete Teuteberg alle Fragen zu strengeren Abschiebe-Regeln gewohnt sachlich und souverän.
Bei anderen Themen, etwa beim Klimaschutz, bat sie um Zeit, sich richtig einzuarbeiten. Und komplett geschwiegen hat sie dann doch nicht zur Wirtschaftspolitik. Sie wolle „noch breiter liberale Antworten“ auf Zukunftsfragen entwickeln, kündigte Teuteberg an, nannte als Beispiele die demographische Entwicklung und die unterschiedlichen Lebensverhältnisse zwischen Stadt und Land. In ihrer Heimat in Ostdeutschland, ergänzte sie, könne man wie unter einem Brennglas vieles deutlich früher beobachten, das später auch relevant für andere Regionen in Deutschland werde.
In einem Jahr mit Wahlen in Brandenburg, Sachsen und Thüringen ist solche Standortsensibilität vermutlich kein schlechter wirtschaftspolitischer Ansatz.