Jeden Montag im Frankfurter Flughafen: Demonstranten begehren auf gegen Nachtlärm und Ausbaupläne. Sie „sind in der Mehrheit älter, gut gebildet, Rentner und Pensionäre, zeitreich und politisch eher Mitte-links orientiert“, heißt es in einer Studie der Stiftung Marktwirtschaft. Jeder Zweite ist Rentner. „Selbst für die alternde Gesellschaft ist diese Protestgruppe überdurchschnittlich alt“, sagt Stiftungsvorsitzender Michael Eilfort.
Der Frankfurter Volkszorn gibt einen Vorgeschmack auf künftige Proteste, deren „Zeit gerade erst begonnen haben“ dürfte, schreibt der Politologe Franz Walter in seinem Buch „Die neue Macht der Bürger“. Er leitetet das Institut für Demokratieforschung an der Universität Göttingen. „Ein bisschen salopp orakelt: Spätestens zwischen 2015 und 2035 werden sich Hunderttausende hoch motivierter und rüstiger Rentner mit dem gesammelten Rüstzeug der in den Jugendjahren reichlich gesammelten Demonstrationserfahrungen in den öffentlich vorgetragenen Widerspruch begeben.“
Auf der Strecke bleiben die Jungen, denen die Politik Fortschritt missgönnt. Für Wählerstimmen redet sie Saturierten das Wort. Bei der Bundestagswahl im September ist die Mehrheit der Wähler jünger als 55 Jahre. In vier Jahren kippt das Verhältnis. „Ab 55 Jahren nimmt die Bereitschaft für Veränderungen rapide ab“, sagt Eilfort. „Sollte sich die Einstellung der Älteren gegenüber Veränderungen nicht ändern, sehe ich Gefahren für das Wachstum.“
Eine Rentenreform wird in 20 Jahren „unmöglich“ sein, so Eilfort. Zudem werde es „immer brisanter, Infrastrukturvorhaben umzusetzen“. Protestbewegungen manifestieren sich zudem unter jenen, „die nichts zu verlieren haben“. Sie radikalisieren sich – ohne Rücksicht auf andere.
Die Politik ist für die bürgerliche Misstrauenskultur selbst verantwortlich. Gescheiterte Bauprojekte, explodierende Kosten und Intransparenz frustrieren die Bürger. „Eine Lösung könne lauten, rechtzeitig und ehrlich zu informieren“, sagt Eilfort. Wie es die Schweizer etwa beim Bau des 57 Kilometer langen Gotthard-Basistunnels durch die Alpen machten. Sie stimmten 1992 nicht nur grundsätzlich über den Bau ab, sondern auch ein zweites Mal, als die Kosten explodierten.