Klimaschutz CO2-Fußabdruck: Die wichtigste Kennziffer für Manager

Eqi Gletscher mit Treibeis im Vordergrund Westgrönland Quelle: imago images

Was ich nicht messen kann, kann ich nicht managen. Und der wichtigste Wert in diesem Jahrhundert ist der CO2-Fußabdruck. Was also tun, um die Klimakrise zu lösen? Den Ausstoß von Emissionen bilanzieren – und das Sparen belohnen. Ein Gastbeitrag.

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Das Jahr 2020 war geprägt von der Coronakrise. Jedoch hat die Klimakrise dadurch nicht an Bedeutung verloren – im Gegenteil. Viele Initiativen wurden angestoßen. Besondere Aufmerksamkeit bekam zum Beispiel die Petition des Haferdrinkproduzenten Oatly, der die CO2-Kennzeichnung von Lebensmitteln fordert.

Auch in der Politik wurden die Stimmen lauter. So forderte das EU-Parlament, das EU-Klimaziel für 2030 zu verschärfen – von 40 auf 60 Prozent Reduktion. Ganze Länder zogen nach und verkündeten verschärfte Klimaziele.

Besonders auffällig waren 2020 die Aktivitäten aufseiten der Wirtschaft. Zahlreiche Unternehmen, darunter globale Player wie Google, Ikea oder Microsoft, haben ihre Klimaaktivitäten vorangetrieben oder Klimaziele verkündet. Und das ist erst der Anfang. Zwar messen hierzulande laut Bitkom erst 24 Prozent der Unternehmen ihren ökologischen Fußabdruck, aber es werden jede Woche mehr.

Ein wichtiger Aspekt: Das klare Bekenntnis zum Klimaschutz kann Unternehmen nicht nur helfen, langfristige Transformationsprozesse in Gang zu setzen, sondern auch, Mehrwert in Sachen Reputation zu generieren – und sich gegenüber zukünftigen Regularien und Gesetzgebungen frühzeitig abzusichern. Klimaschutz basiert schon längst nicht mehr auf der intrinsischen Motivation von Vorstandsmitgliedern. Klimaschutz ist zum Business Case geworden.

Die CO2-Analyse: Komplex, zeitaufwendig und teuer

Der erste und wichtigste Schritt für jegliche Klimamaßnahmen ist die Messung des CO2-Fußabdrucks. An dieser Stelle sind in der Vergangenheit viele Unternehmen gescheitert oder haben gar nicht erst angefangen. Denn die Erfassung der Daten und die Analyse der CO2-Emissionen sind komplex und bislang noch sehr manuell. Einmal pro Jahr kommen externe Berater ins Unternehmen, die in Excel-Tabellen alle nötigen Daten eintragen und analysieren. Das kostet Zeit und Geld. Am Ende liegt ein Bericht vor, der einen Rückblick auf das abgeschlossene Jahr widerspiegelt. Genau an dieser Stelle findet aktuell ein bahnbrechender Umbruch statt.

Mithilfe digitaler Lösungen ist es für Unternehmen heute einfacher denn je, den eigenen CO2-Ausstoß zu ermitteln. Diese Transparenz ist Voraussetzung, um zu erkennen, wo sie Emissionen vermeiden oder reduzieren können. Steht der CO2-Fußabdruck fest, können sie Reduktionsziele sowie wirkungsvolle und kosteneffiziente Reduktionsmaßnahmen definieren und umsetzen.

Klimaschutz gehört auf jede Managementagenda

Es gibt einige Unternehmen, die als Vorreiter schon Maßnahmen ergriffen und Klimaschutz zur Managementsache erklärt haben. Denn um wirklich Veränderung in Richtung nachhaltiges Wirtschaften zu ermöglichen, sollte Klimaschutz in die Unternehmensstrategie eingebunden werden. Nur mit einer klaren Klimakomponente, die für alle nachvollziehbar und umsetzbar ist, kann auch nachhaltige CO2-Reduktion stattfinden.

Wie kann das praktisch funktionieren? Der CO2-Fußabdruck wird zum Key Performance Indicator, kurz KPI, also zu einer zentralen betriebswirtschaftlichen Kennziffer. Auf Basis einer Klimastrategie werden klare Ziele definiert, die es zu erreichen gilt. Diese können unternehmensübergreifend gefasst und dann auf einzelne Bereiche heruntergebrochen werden. Wichtig ist, dass umsetzbare Maßnahmen gesteckt werden, die auch erreicht werden können.

Boni fürs Sparen

Das Management erhält ein festes CO2-Budget, das es wie das ihm zur Verfügung stehende finanzielle Budget managt. Jede Managerin und jeder Manager bekommt für den eigenen Fachbereich ein CO2-Budget, mit dem er oder sie haushalten muss. Die Ziele sollten einen klaren Reduktionsfokus haben: Je mehr CO2 eingespart wird, desto besser.

Ein weiterer Schritt, um Klimaschutz voranzutreiben, wäre, den CO2-Fußabdruck zusätzlich an Boni zu knüpfen. Dabei kann die KPI an Managementboni, in einem weiteren Schritt auch an Mitarbeiterboni, gekoppelt werden. Egal, für welche Variante sich Unternehmen entscheiden, es sollte klar definierte Ziele geben, mit einer individuellen Incentivierung, die darauf ausgelegt ist, möglichst viel CO2 einzusparen. Das Konzept, die CO2-Reduktion an Boni zu koppeln, kann nur dann funktionieren, wenn diese auch einen signifikanten Anteil ausmachen.

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Die CO2-Emissionen als Budget zu verwalten und an Boni zu koppeln ist ein noch junges Konzept, das zukünftig allerdings stärker in den Vordergrund treten wird. Immer mehr Unternehmen werden ihren Beitrag im Kampf gegen die Klimakrise leisten.

Damit wir die Ziele des Pariser Klimaabkommens erreichen, ist es wichtig, an der CO2-Reduktion zu arbeiten. Dafür muss der CO2-Fußabdruck eine wichtigere Rolle im Unternehmen einnehmen. Und der einfachste Weg ist eben, ihn als Budget zu managen und zusätzlich an die variable Komponente der Gehälter zu koppeln.

Mehr zum Thema: Die Bundesregierung hat die im Klimaschutz-Programm geplanten Regelung für einen CO2-Preis auf Benzin, Diesel, Heizöl und Gas beschlossen. Was die Kohlenstoffsteuer für Sie bedeutet und wie die CO2-Abgabe berechnet wird, erfahren Sie hier.

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