Klimaschutz-Index 2022 Deutschland rückt vor im weltweiten Vergleich

Damit sich Deutschland im Klimaschutz verbessern kann, plediert Germanwatch für einen Kohleausstieg bis 2030, den Ausbau erneuerbarer Energien und Emissionssenkungen. Quelle: imago images

Kein Staat ist auf dem Weg, die Klimaschutzziele von Paris zu schaffen – doch es gibt Fortschritte. Die Skandinavier glänzen in einem neuen Ranking, China und die USA schwächeln. Und Deutschland? Man robbt sich ran.

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Im Rennen um den besten Klimaschutz hat Deutschland den Abstand zur Spitzengruppe der skandinavischen Länder etwas verkürzt. Im neuen Klimaschutz-Index 2022 liegt die Bundesrepublik auf Rang 13 - so gut wie seit acht Jahren nicht mehr (Vorjahr: Platz 19). Die Rangliste wurde am Dienstag von Umweltschutzorganisationen auf der Weltklimakonferenz in Glasgow vorgestellt.

Verglichen werden darin die Bemühungen der größten Emittenten, den Ausstoß des Treibhausgases Kohlendioxid zu drosseln. Zudem wird bewertet, inwieweit die Staaten auf dem richtigen Pfad sind, das 2015 in Paris vereinbarte Klimaziel zu schaffen - also die Erderwärmung möglichst auf 1,5 Grad zu begrenzen im Vergleich zur vorindustriellen Zeit. Vorgelegt wurde der Index von Germanwatch, dem NewClimate Institute und dem Climate Action Network.

Zur Klimapolitik Deutschlands sagte Mitautor Jan Burck von Germanwatch, die Politik habe noch keine ausreichende Antwort auf die Frage gegeben, wie man seine Klimaziele tatsächlich erreichen wolle. Deutschland werde mit den bisher beschlossenen Klimaschutzmaßnahmen seine gesetzlich vorgeschriebenen Ziele für 2030 „krachend verfehlen“, sagte er. Es sei die „Feuerprobe“ für die neue Bundesregierung, ob sie mit einem Sofortprogramm die Weichen umstellt.

Die wohlinszenierten Erfolge bei der Uno-Konferenz können über eines nicht hinwegtäuschen: Für die zentralen Ziele von Paris haben die mehr als 190 Länder zum Konferenzendspurt keine verbindlichen Regeln gefunden.
von Cordula Tutt

Thea Uhlich von Germanwatch ergänzte, unter der neuen Bundesregierung brauche es ein 100-Tage-Programm gleich zu Beginn der Amtszeit. „Dazu gehört der Kohleausstieg bis 2030, ein Turbo für den Ausbau der Erneuerbaren Energien und dringend Emissionssenkungen endlich auch im Verkehrsbereich - etwa durch ein verändertes Dienstwagenprivileg.“

In dem Index belegen Dänemark, Schweden und Norwegen die Ränge vier bis sechs - vor allem dank großer Fortschritte beim Ausbau erneuerbarer Energien und guter Klimapolitik. Die Plätze eins bis drei bleiben erneut frei, „da sich noch kein Land tatsächlich auf einem 1,5-Grad-Pfad befindet“, wie es hieß.

Am Ende der Tabelle finden sich den Verbänden zufolge „die größten Bremser“: Australien mit der schlechtestmöglichen Wertung 0,0 – noch hinter Brasilien und Algerien. Aber auch fünf EU-Staaten befinden sich bei der Klimapolitik in der untersten Kategorie „sehr schlecht“: Das sind Bulgarien, Ungarn, Polen, Rumänien und Tschechien.

In der Kategorie „erneuerbare Energien“ kommt Norwegen als einziges Land auf ein „sehr gut“. Neben dem hohen Anteil von Wasserkraft setze das Land auch zunehmend auf Wind- sowie Solarenergie und habe ehrgeizige Ausbauziele, lobten die Autoren.

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China, das mit Abstand die meisten Treibhausgase ausstößt, rutscht vier Plätze auf Rang 37 ab, in der Gesamtwertung wird das Riesenreich als „schwach“ eingestuft. Die selbstgesteckten Ziele Pekings für 2030 seien weit entfernt von einem Paris-kompatiblen Pfad. Sehr gut hingegen sei der Trend bei den erneuerbaren Energien, hier liege das Land mit Rang 23 etwa noch vor Deutschland.

Beim zweitgrößten Emittenten, den USA, macht sich den Autoren zufolge das erste Jahr unter dem neuen Präsidenten Joe Biden positiv bemerkbar. Im Vorjahr noch Schlusslicht, klettert Amerika nun in der Gesamtwertung um sechs Plätze auf Rang 55, bleibt aber in der Kategorie „sehr schwach“. Die Verbesserung sei ausschließlich auf die deutlich bessere Politikbewertung und das neue Klimaziel für 2030 zurückzuführen, hieß es. „Es wird sich in den kommenden Jahren zeigen müssen, ob Bidens Politik auch tatsächlich bei Erneuerbaren, Energieeffizienz und letztlich Emissionen Früchte trägt“, sagte Niklas Höhne vom NewClimate Institute.

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