Markus Söder "Mich muss ja nicht jeder mögen"

Die politische Kultur leidet, heißt es. Es gebe zu viel Streit und Polemik. Markus Söder sieht das anders: Unsympath zu sein ist sein Geschäftsmodell. Im Interview spricht der CSU-Politiker über Image und Populismus.

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bayerische Finanzminister Markus Söder Quelle: dpa

Es gibt Politiker, die sind unbeliebt. Und dann gibt es Markus Söder. Der 49 Jahre alte CSU-Mann war schon laut und provokant, als die Populisten von der Alternative für Deutschland (AfD) – über die sich der deutsche politische Diskurs nach ihren Erfolgen bei den Landtagswahlen am Sonntag den Kopf zerbricht – noch sehr leise waren.

Selbst Parteifreunde unterstellen dem Franken Skrupel- und Prinzipienlosigkeit, erkennen aber zugleich an, wie zuverlässig er bei Wahlen gewinnt. Und Söder ist noch lange nicht am Ende seiner Karriere angelangt. Der amtierende bayrische Finanzminister hat beste Chancen, 2017 Horst Seehofer im „schönsten Amt der Welt“ (Franz Josef Strauss) zu beerben, dem des Ministerpräsidenten von Bayern.

WirtschaftsWoche: Herr Söder, welche Eigenschaften braucht man, um politisch Karriere zu machen?

Markus Söder: Man braucht Leidenschaft, Überzeugungen und Interesse an den großen und kleinen Sorgen der Bürger. Wer nur Weltpolitik machen will und den direkten Kontakt mit Menschen scheut, sollte besser nicht Politiker werden.

Zur Person

Nur mit Menschenliebe kommt man in der Politik nicht weiter. Können Sie für Nichtbayern erklären, was „Schmutzeleien“ sind?

Da ich den Begriff nie verwendet habe, kann ich auch nicht erläutern, was damit gemeint ist. Die Urheberschaft liegt bei jemand anderem.

Ihr Chef Horst Seehofer hat Sie dessen vor einigen Jahren auf einer CSU-Weihnachtsfeier öffentlich bezichtigt …

Wir sagen in Bayern gerne über jemanden, den eine gewisse Schlitzohrigkeit oder Cleverness auszeichnet: „A Hund is’ a scho’.“ So könnte es gemeint gewesen sein.

Aha, in der Politik muss man also feste Tritte vors Schienbein ertragen.

Das ist wie im Fußball. Wer nur schön spielen kann, aber bei der kleinsten Rempelei umfällt, der wird sich weder in der Politik noch im Journalismus oder in der Wirtschaft durchsetzen. Man muss auch körperlich etwas aushalten können.

Was halten Sie von der These, dass der Ministerpräsident und Sie sich sehr ähnlich sind?

In Bayern sagt man: Wir sind beide gestandene Mannsbilder. Aber uns trennt auch einiges, zum Beispiel 20 Jahre.

von Gregor Peter Schmitz, Max Haerder, Christian Ramthun, Christian Schlesiger, Cordula Tutt

Wie sehr hat es Sie getroffen, als Seehofer Sie außerdem als „vom Ehrgeiz zerfressen“ und mit „charakterlichen Schwächen“ beschrieb?

Wir haben uns damals ausgesprochen. Damit ist das für mich erledigt. Ich gehöre nicht zu denen, die ständig mit einem Rucksack schlechter Erinnerungen herumlaufen.

Sie klingen sehr abgeklärt. Ist es manchmal nicht auch anstrengend, von so vielen als Unsympath gesehen zu werden?

Sie haben recht: Es geht in der politischen Diskussion leider nicht immer sauber und sachlich zu. Da darf man aber wie im Fußball nicht auf ein Revanchefoul sinnen, sondern muss weiter fair spielen. Wer alles persönlich nimmt, hat es schwer.

Sie haben offenbar ein ziemlich dickes Fell. Viele Gegner halten Sie für skrupellos. Braucht es in der Politik eine gewisse Skrupellosigkeit?

Das ist doch ein Klischee! Das würde ja bedeuten, man hätte keine Werte und kein Ethos. Wer einem so etwas unterstellt, bei dem habe ich Zweifel, ob er selbst über eine ordentliche Ethik verfügt. Ich bin Mitglied der Landessynode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern. Sie glauben doch nicht, dass die Kirche Menschen ohne Ethos in ihre Synode berufen würde.

Was hat öffentliche Aufmerksamkeit zu Beginn Ihrer politischen Karriere für Sie bedeutet? Fanden Sie das toll?

Als Politiker muss man die Begegnung mit Menschen suchen. Marktplätze und Bierzelte sind Orte, an denen man viele Menschen treffen kann. In Bayern gehört das Bierzelt nun mal ebenfalls zur politischen Tradition dazu. Ich wundere mich, dass sich viele Politiker da nicht hintrauen und stattdessen lieber nur mit Journalisten reden.

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