Politiker im Aufsichtsrat Blackrock braucht Friedrich Merz nicht mehr

Insgesamt ist Merz Tätigkeitsnachweis beim weltgrößten Vermögensverwalter Blackrock übersichtlich. Seine war für Anleger kein großer Gewinn. Quelle: dpa

Der weltgrößte Vermögensverwalter Blackrock hat gute Verbindungen in die Politik. Friedrich Merz wird dafür nicht mehr gebraucht – seine Aufsichtsratsarbeit war für Anleger ohnehin kein großer Gewinn.

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Note ausreichend, zu mehr reicht es nicht für die Zeilen, die Friedrich Merz zu verantworten hat. Der Aufsichtsratsbericht der Blackrock Asset Management Deutschland AG ist „oberflächlich und unstrukturiert“, so das Urteil von Alexander Juschus, Gründer des Stimmrechtsberaters Ivox und des Dienstleisters Governance & Value und einer der renommiertesten Experten auf dem Gebiet verantwortungsvoller Unternehmensführung („Corporate-Governance“) in Deutschland.

Dass es mit Wohlwollen noch für eine Vier als Note reicht, liegt daran, dass andere Aktiengesellschaften, die nicht selbst an der Börse notiert sind, es auch nicht besser machen. Blackrock aber sollte Vorbild sein, als Treuhänder für Milliardenvermögen – allein in Deutschland sind es um die 47 Milliarden Euro, weltweit rund 6400 Milliarden. Und als größter Investor bei vielen Dax-Unternehmen legen die Amerikaner durchaus sehr strenge Maßstäbe an, wenn sie die Berichte von anderen Vorständen und Aufsichtsräten beurteilen.

Insgesamt ist Merz Tätigkeitsnachweis bei Blackrock übersichtlich. Es gab laut Aufsichtsratsbericht zwei Aufsichtsratssitzungen, eine Telefonkonferenz und als Informationsquelle zwei Quartalsberichte und schriftliche sowie mündliche Berichterstattungen des Vorstandes. Dafür kassierten die drei Aufsichtsräte, neben Merz noch je ein Blackrock-Vertreter aus London und New York, insgesamt 377.000 Euro. In manchen Dax-Unternehmen wird Aufsichtsräten weniger gezahlt.

Aber es reicht dem Blackrock-Aufsichtsrat offensichtlich nicht, um auch noch den dritten Quartalsbericht und den Geschäftsbericht zu lesen? Oder hat man vergessen es in den Bericht zu schreiben? Und waren die Aufsichtsräte auch tatsächlich auf den zwei Sitzungen anwesend?

Solche Informationen sind eigentlich für Governance-Experte Juschus unentbehrlich, um die Arbeit des Gremiums beurteilen zu können. Bei Unternehmen, die verantwortungsvolle Unternehmensführung wirklich ernst meinen, sind solche Angaben auch Standard.

Vielleicht hält es Blackrock aber auch für eine Zumutung, überhaupt einen solchen Aufsichtsratsbericht machen zu müssen. Andere US-Fondsanbieter in Deutschland kommen ohne aus. Blackrocks Konkurrenten Vanguard, JP Morgan Asset Management oder Franklin Templeton sind nur ein paar der großen Namen, die in Deutschland nur eine rechtlich unselbstständige Niederlassung haben. Sie operieren in Europa von ihrem Hauptsitz in Luxemburg oder London aus und sparen sich eine deutsche Aktiengesellschaft.

Trotzdem ist die Deutschland-Einheit von BlackRock nur ein eher kleines Anhängsel der US-Mutter. Die AG mit einer kleinen Mitarbeiterzahl führt Gewinne nach London ab und zahlt auch dort Steuern.

Aber ein bisschen pingeliger hätte Merz trotzdem als Aufsichtsratsvorsitzender sein können. Seine Funktion als unabhängiger Aufsichtsrat war der Fondsbranche so wichtig, dass sie sie im Jahre 2005 immerhin in ihre Standesregeln aufgenommen hat. Unabhängige Aufsichtsräte sollen in Fondsgesellschaften die Interessen der Anleger vertreten, also möglichst dafür sorgen, dass das Unternehmen Produkte im Sinne der Anleger managt, günstig anbietet und bestmöglich verwahrt. Man wünschte sich in einem solchen Aufsichtsgremium mal andere Sichtweisen als die der Brancheninsider.

Jemanden wie Merz von politischer Seite zu haben, ist deshalb nicht falsch. Bis 2012 war etwa der frühere Bundesarbeitsminister Walter Riester Aufsichtsrat bei Union Investment. Das Mandat war umstritten, denn Riester hatte dem genossenschaftlichen Fondshaus mit der Riester-Rente eine lukrative Einnahmequelle verschafft. Bei der staatlich geförderten Altersvorsorge sind die Frankfurter Marktführer geworden.

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