Regierungsflieger mit Problemen Die Pannenserie der Flugbereitschaft

Ein Jet vom Typ Global 5000 der Flugbereitschaft der Bundesregierung steht auf dem Flughafen Schönefeld an der Rollbahn. Das Flugzeug war nach einer Funktionsstörung kurz nach dem Start umgekehrt und mit großen Problemen auf dem Flughafen Berlin-Schönefeld gelandet. Quelle: dpa

Viele deutsche Politiker haben schon Erfahrungen mit den Pannen der Flugbereitschaft gemacht. Jetzt gab es in Berlin den nächsten Vorfall - ohne Passagiere. Wie andere Nationen mit ihrer Flugbereitschaft umgehen.

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Ein Jet der Flugbereitschaft der Bundeswehr ist bei einer Landung in Berlin nur knapp einem Unglück entgangen. Das Flugzeug war nach Angaben der Luftwaffe gerade zu einem 30-Monats-Checkup beim Hersteller in Schönefeld und auf dem Weg zurück nach Köln, als eine Funktionsstörung angezeigt wurde. Der Pilot kehrte um und landete mit großen Problemen auf dem Flughafen Berlin-Schönefeld. „Die Maschine hatte mit beiden Tragflächen Bodenberührung. Und eine kontrollierte Landung war nicht mehr möglich“, sagte ein Sprecher der Luftwaffe am Dienstag in Berlin.

Das Flugzeug ist den Angaben zufolge vom Typ Global 5000 des kanadischen Flugzeugherstellers Bombardier, mit dem auch Regierungsmitglieder reisen. An Bord habe sich kein Politiker befunden, hieß es. Das Flugzeug war nach den Worten des Sprechers in Schönefeld für eine Wartung gewesen und eigentlich auf dem Weg nach Köln, wo es stationiert ist.

Es ist nicht der erste Zwischenfall. Zuletzt gab es immer wieder Pannen bei Auslandsreisen deutscher Politiker.

Die schwerste Panne betraf Kanzlerin Angela Merkel (CDU) Ende November, als sie mit dem Regierungsflieger „Konrad Adenauer“ auf dem Weg zum G20-Gipfel in Argentinien war. Ein defektes Bauteil - eine zentrale Schalteinheit der Bordelektronik - hatte gleich zwei Funksysteme lahmgelegt, die sich im Notfall gegenseitig ersetzen sollen. Der in Berlin gestartete Flieger musste umkehren und wurde auf den Flughafen Köln/Bonn geleitet.

Ende Februar saß Außenminister Heiko Maas (SPD) in Mali fest, im Januar war Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in Äthiopien betroffen, kurz davor Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) in Malawi. Im Oktober 2018 strandete Finanzminister Olaf Scholz (SPD) beim Besuch der Jahrestagung der Weltbank im indonesischen Bali.

Damit kommt die Bundesregierung auf gut 30 Problemflüge allein in den vergangenen zwei Jahren. Das ergab schon Anfang des Jahres eine Übersicht von Verteidigungsministerin von der Leyen, deren Haus die Regierungsflüge organisiert.

Die Anfälligkeit für Probleme hängt auch mit der Ausstattung der Flugbereitschaft zusammen: Sie hat 14 teils recht alte Flugzeuge, die für Flüge von Kabinettsmitgliedern oder des Bundespräsidenten eingesetzt werden. Um für Verbesserung zu sorgen, gab Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen im Februar die Beschaffung von drei neuen Langstreckenmaschinen in Auftrag. „Geschafft: Die Beschaffung von drei niegelnagelneuen A350-900 inkl. VIP-Kabinen ist heute parlamentarisch gebilligt worden“, freute sich die Luftwaffe damals auf Twitter. Bis spätestens Mitte 2020 sollen die Flieger im Einsatz sein.

Auch andere Nationen stehen vor der Herausforderung, ihre Politiker sicher reisen zu lassen. Eine Analyse der WirtschaftsWoche zeigte im Februar dieses Jahres, dass viele andere Nationen beim Thema Flugbereitschaft zu einem von zwei Extremen neigen: Protz oder Pragmatismus.


Fliegende Staatsträger


Fliegende Staatsträger

Während die US-Luftwaffe Air Force ein ganzes Geschwader an Flugzeugen für das Weiße Haus vorhält, haben viele Länder in Europa ihre Flotten fast ganz aufgegeben.

Großbritannien etwa verfügt gerade einmal über ein großes Langstreckenflugzeug. Dänemark, die Niederlande oder Norwegen haben zwar ein paar kleinere Kurzstreckenmaschinen. Doch die nutzen die Politiker nur selten. In der Regel dienen sie vor allem den Fernreisen der Königsfamilien. Stattdessen nutzen die Regierungen Linienflüge - und reservieren dafür schon mal die ganze Businessclass.

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