Wahlkampf Wer hat Angst vor Rot-Rot-Grün?

Zwei Wochen vor der Wahl sammelt die Kanzlerin ihre Anhänger zum Endspurt. Das Horrorszenario einer Regierungsbeteiligung der Linken soll den schrumpfenden Vorsprung sichern.

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Welche Koalitionen im Bund denkbar sind
Große Koalition aus Union und SPDVorteile: technokratisches Regieren, krisenerprobt, sichere MehrheitNachteile: schmerzhaften Reformen eher abgeneigt, schwache Opposition ist kaum als Korrektiv geeignetWahrscheinlichkeit: groß Quelle: dpa
Ampel-Koalition aus SPD, FDP und Grünen Quelle: dpa
Jamaika-Koalition aus Union, Grünen und FDP Quelle: dapd
Bürgerliche Koalition aus Union und FDP Quelle: dapd
Schwarz-grüne Koalition aus Union und GrünenVorteile: verbindet Interessen von Ökonomie und ÖkologieNachteile: vereint Wähler mit unterschiedlichem Gesellschaftsbild, wenig Schnittmengen in der WirtschaftspolitikWahrscheinlichkeit: eher gering, weil beide Parteien zunächst andere Koalitionen ausloten Quelle: dpa
Rot-grüne Koalition aus SPD und Grünen Quelle: dpa
Rot-rot-grüne Koalition aus SPD, Grünen und LinkenVorteile: Rechnerische Mehrheit im linken Lager erreichbarNachteile: Linkspartei gilt im Westen als kaum koalitionsfähig, SPD und Linke konkurrieren und misstrauen sich, Peer Steinbrück kann überhaupt nicht mit der LinkenWahrscheinlichkeit: ausgeschlossen

Die CDU tut alles, um sich die Deutungshoheit über dieses Ereignis zu sichern. Der pflichtschuldige Applaus ist kaum abgeebbt, da ruft der Hallensprecher durch das Mikrofon: „Wir bedanken uns bei 7.000 Zuschauern für die tolle Beteiligung.“ Es ist eine dem Augenschein nach zumindest gewagte Schätzung. Gerade hat Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) auf der als ‚Wahlkampfauftakt‘ angekündigten Veranstaltung gesprochen, die das medienwirksame Highlight auf ihrem Weg zur Wiederwahl werden sollte. Die CDU hatte dafür forsch eine der größten Veranstaltungshallen im Lande gebucht, der Düsseldorfer ISS Dome fasst im besten Falle fast 14.000 Zuschauer.
Doch statt über die Euphorie rund um die Kanzlerin war im Vorfeld nur über die maue Nachfrage nach dem Event berichtet worden. Aus dem ganzen Land soll der NRW-Landesvorsitzende Armin Laschet deshalb Busse mit konservativen Wahlhelfern angefordert haben. Das gelang nur leidlich, wie auch der komplett abgehängte Oberrang und sechs riesige Leinwände nur unzulänglich kaschierten. Aufkommender Applaus verstärkte sich denn auch in erster Linie durch den Widerhall der blanken Betonwände. Entsprechend dünn blieb die Stimmung, wie sich schon bei Laschets Begrüßungsrede zeigte. „Lasst euch nicht einschläfern“, rief der den Anhängern zu, als einmal so etwas wie Stimmung aufkam. Und auch die folgende Parteiprominenz schien sich auf diese Deutung geeinigt zu haben: Die Menschen wollen alle eine schwarz-gelbe Koalition, wir müssen bloß dafür sorgen, dass sie das in den nächsten zwei Wochen nicht vergessen.

Was Merkel in der vergangenen Legislaturperiode erreichte

Und so blendeten Horst Seehofer, Volker Bouffier und Angela Merkel alles aus, was in diesen Tagen nach Antworten verlangt hätte. Horst Seehofer schwärmte davon, wie gut es Deutschland, dieser „Insel des Fortschritts“ gehe, während er über das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ seine erneute Festlegung auf eine PKW-Maut als Koalitionsbeteiligung mitteilen ließ. Den eigenen Anhängern gegenüber sagt er kein Wort dazu. Der jüngste Aufwind des Kandidaten Peer Steinbrück? Keine Erwähnung wert. Stattdessen versichert Seehofer: „Die wollen uns weismachen, Deutschland sei ein linkes Land, dabei weiß ich, es ist ein bürgerliches.“

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