Weg in die Zukunft Warum sich Deutschland mit der Digitalisierung so schwertut

Seite 2/2

Fehlt Deutschland der Plan?

Karps Empfehlung lautet daher: Digitalisierung an sich lasse sich allein mit Geld, ob staatlichem oder privatem, nicht bewältigen. Man brauche stattdessen mehr (Unternehmens-)Künstler – und die auf verschiedene Arten zu finden, das sei Investitionen wert.

Es ist ein gewisses Unverständnis zu spüren, was die Deutschen oder die Europäer da eigentlich genau von einem Lernen wollen. Ein Unverständnis, nicht böse gemeint, sondern weil die Erfahrungen so weit auseinander liegen. Es hat sich auch wenige Tage zuvor gezeigt, ebenfalls in Berlin, bei einer Veranstaltung des FDP-Abgeordneten Thomas Sattelberger. Der hatte eingeladen, um über die von der Bundesregierung geplante Agentur für Sprunginnovationen zu diskutieren.

Bereitwillig stellt Brian Pierce, einer von sechs Darpa-Direktoren, seine Agentur vor, die in Berlin oft als idealisiertes Beispiel für die noch zu gründende deutsche Agentur gehandelt wird. Die Unterschiede werden schnell deutlich, auch abseits der Historie – die Darpa wurde 1958 als Reaktion auf den Schock gegründet, nachdem die Sowjetunion den Sputnik-Satelliten ins All geschossen hatte – und des Budgets: 2,5 Milliarden Dollar im Jahr bei der Darpa, eine Milliarde Euro für zehn Jahre bei der deutschen Sprunginnovationsagentur.

Die Darpa sei eben aus der Befürchtung heraus gegründet worden, hinter der Sowjetunion zurückzufallen, sagt Pierce später, nach der Diskussion. Da stimmt die Parallele zu heute und zu Deutschland, wo die Politiker mahnen, sich von den USA und China nicht abhängen zu lassen.

Die Mission der Darpa war und ist, zu verhindern, dass andere die USA mit technologischen Entwicklungen überraschen – und die Überraschungen selbst zu entwickeln. Man kann diese Aufgabe heute vage finden, damals ging es zunächst sehr konkret vor allem um die Raketen- und Raketenabwehrtechnik. Erst später wurde das Feld weiter und es hat sich unter anderem das Internet daraus entwickelt.

Dieser Ausgangspunkt, Gründungsmoment oder Auftrag ist es, der Pierce, auch wenn er das sehr höflich ausdrückt, bei den deutschen Überlegungen fehlt. Als wollten die Deutschen diesen Schritt überspringen, indem sie ohne genaues Ziel eine Innovationsagentur für neue Geschäftsmodelle aufsetzen.

Pierce könnte sich, das ist ihm anzumerken, eher vorstellen, dass man einem konkreten Plan folgt, zum Beispiel: Wie kann die deutsche Automobilindustrie führend bleiben?

Dann auch gern nach dem Darpa-Prinzip, den Verantwortlichen gleich eine Frist zu setzen, wie lange sie für Antworten Zeit haben.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%