4 Tote und 20 Verletzte Doppelanschlag erschüttert London

Mitten im Zentrum von London rast ein Auto in Fußgänger entlang einer belebten Brücke. Vor dem Parlamentsgebäude attackiert der Angreifer dann einen Polizisten. Die britische Polizei geht von Terrorattacken aus.

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Polizisten in London Quelle: AP

Bei einem Doppelanschlag am britischen Parlament in London sind nach Angaben der Polizei vier Menschen getötet worden, unter ihnen auch der Täter. Mindestens 20 weitere Menschen seien verletzt, sagte ein Sprecher von Scotland Yard am Mittwoch. Die Polizei nahm Ermittlungen wegen Terrorverdachts auf. Sie ging dabei zunächst von einem Einzeltäter aus. Verbündete reagierten bestürzt und sicherten den Briten Unterstützung zu.

Der Doppelanschlag von London wurde auf den Tag genau ein Jahr nach den Terrorattacken von Brüssel verübt, bei denen islamistische Selbstmordattentäter 32 Menschen mit sich in den Tod gerissen und mehr als 300 weitere verletzt hatten.

Unter den Verletzten in London sind mindestens drei französische Schüler, wie das französische Außenministerium in Paris mitteilte. Auch zwei rumänische Staatsbürger sollen rumänischen Behörden zufolge verletzt worden sein. Unklar blieb zunächst, ob auch deutsche Staatsangehörige betroffen sind.

Kanzlerin Angela Merkel reagierte bestürzt und sagte den Briten Solidarität im Anti-Terror-Kampf zu. „Auch wenn der Hintergrund dieser Taten noch präzise aufzuklären ist, bekräftige ich für Deutschland und seine Bürger: Im Kampf gegen jede Form von Terrorismus stehen wir fest und entschlossen an der Seite Großbritanniens“, erklärte Merkel in Berlin. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sagte: „In diesen Stunden sind wir Deutsche dem britischen Volk in besonderer Weise verbunden.“

Die britische Premierministerin Theresa May bestellte das Sicherheitskabinett ein. Sicherheitsberater und Geheimdienstvertreter, Rettungskräfte und Politiker trafen sich am Mittwochabend. „Die Gedanken der Premierministerin und der Regierung sind bei denen, die bei diesem abstoßenden Vorfall getötet und verletzt wurden und bei ihren Familien“, teilte ein Regierungssprecher mit. Das britische Unterhaus hatte zuvor seine Sitzung unterbrochen.

Am Mittwochnachmittag sei ein Autofahrer zunächst auf der Brücke neben dem Parlament in mehrere Fußgänger gerast, unter ihnen drei Polizisten, sagte ein Sprecher von Scotland Yard. Danach krachte das Auto in den Zaun des Parlaments. Der Mann griff auf dem Parlamentsgelände dann einen Polizisten mit einem Messer an. Der Angreifer wurde von anderen Polizisten niedergeschossen, er starb an seinen Verletzungen.

Auch der angegriffene Polizist überlebte die Attacke nicht, obwohl ein Politiker ihm mit Erste-Hilfe-Maßnahmen zu Hilfe kam. Zwei weitere Menschen sollen auf der Brücke ums Leben gekommen sein. Eine Frau stürzte von der Brücke in die Themse, Rettungskräfte bargen sie lebend.

Fahrzeuge als Waffen

In Luftaufnahmen im Fernsehen war zu sehen, wie mehrere Menschen auf der Westminster-Brücke vor dem britischen Parlament am Boden lagen und behandelt wurden. Ein Autowrack war auf dem Fußgängerweg vor dem Zaun des Parlamentsgeländes zu sehen. Weite Teile des Regierungsviertels waren abgesperrt.

Königin Elizabeth II. hielt sich während der mutmaßlichen Terrorangriffe am Londoner Parlament im Buckingham-Palast auf. Ein Palastsprecher äußerte sich nicht zu konkreten Sicherheitsmaßnahmen und verwies auf die Polizei. Die Nachrichtenagentur PA berichtete, dass die Tore geschlossen seien und bewaffnete Polizisten die Zugänge bewachten.

Die Polizei rief Zeugen auf, Filmaufnahmen und Fotos an die Ermittler zu senden. Zugleich bat sie Augenzeugen um Zurückhaltung. Sie sollten keine Bilder und Videos von Verletzten in Umlauf bringen.

Als Reaktion auf die mutmaßlichen Terrorangriffe hat das Regionalparlament in Schottland die für Mittwochabend vorgesehene Abstimmung über ein erneutes Unabhängigkeitsreferendum verschoben.

Beim letzten Terroranschlag in London hatten im Juli 2005 vier Muslime mit britischem Pass in der Londoner U-Bahn und einem Bus Sprengsätze gezündet. 56 Menschen starben, etwa 700 wurden verletzt.

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