Arbeitsmarkt Bundesregierung senkt Wachstumsprognose

Vor allem in Dienstleistungsgewerbe hat die Bundesregierung einen deutlichen Wachstumsrückgang festgestellt. Quelle: dpa

Der Anstieg der Infektionszahlen und der erneute Lockdown verlangsamt die konjunkturelle Entwicklung. Die deutlich abgesenkte Prognose für 2021 liegt bei nur noch drei Prozent.

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Die stark steigenden Infektionszahlen in den Wintermonaten und der erneute Lockdown zeigt sich in den korrigierten Wachstumserwartungen der Bundesregierung. Nach dem aktualisierten Jahreswirtschaftsbericht für 2021, der der WirtschaftsWoche vorliegt, erwartet die Bundesregierung für das laufende Jahr ein Wachstum von nur noch drei Prozent. Damit ist die ursprüngliche Prognose von 3,7 Prozent deutlich abgesenkt worden.

Dagegen wird von einer Entspannung auf dem Arbeitsmarkt ausgegangen. Die Arbeitslosenquote wird in 2021 leicht auf 5,8 Prozent zurückgehen, heißt es in dem Bericht, den Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier am morgigen Mittwoch in Berlin vorstellen will.

Faktor Dienstleistungsgewerbe

Die Entwicklung ist stark vom pandemiebedingten Rückgang im Dienstleistungsbereich geprägt. Das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt der deutschen Wirtschaft ging im vergangenen Jahr mit einer Rate von 5,0 Prozent zurück. Der seit November andauernde Lockdown bewirkte eine erhebliche Verlangsamung der konjunkturellen Dynamik, die in einem schwachen Ergebnis für das Schlussquartal 2020 mündete und auch den Start des laufenden Jahres dämpft, heißt es in dem Bericht. Für das Gesamtjahr 2021 erwartet die Bundesregierung eine Zunahme des preisbereinigten Bruttoinlandsprodukts (BIP) in Höhe von 3,0 Prozent. Es ist davon auszugehen, dass die Wirtschaftsleistung im ersten Quartal noch deutlich durch die Pandemie beeinträchtigt wird, so die Experten. Im weiteren Verlauf nach Stabilisierung der pandemischen Lage durch die Impfung größerer Bevölkerungsgruppen und der Rücknahme der Einschränkungen des öffentlichen Lebens dürfte die Konjunktur wieder Fahrt aufnehmen.



Zweigeteilte Entwicklung

Grundsätzlich bleibt die Entwicklung der Wirtschaft nach Einschätzung der Autoren des Jahresberichts zunächst jedoch zweigeteilt: Einem von sozialen Kontakten stärker abhängigen und daher durch die Pandemie stärker beeinträchtigten Dienstleistungssektor steht eine sich robust entwickelnde Industrie gegenüber. Im Jahresverlauf ist mit der allmählichen Überwindung der Coronapandemie und einer Erholung der Dienstleistungsbereiche zu rechnen. Die vor dem zweiten Lockdown beobachtete positive Entwicklung am Arbeitsmarkt dürfte sich erst im Frühjahr fortsetzen. Steigende Erwerbstätigkeit und Löhne sorgen dann für Einkommenszuwächse und stützen den privaten Konsum.

Der staatliche Konsum wird noch einmal expandieren, wenn auch etwas moderater als im vergangenen Jahr. Die Bruttoanlageinvestitionen sollten in diesem Jahr durch die Belebung der Ausrüstungsinvestitionen wieder deutlich steigen. Auch die Investitionen in Bauten werden
zunehmen und der deutschen Konjunktur Auftrieb geben.

von Tina Zeinlinger, Malte Fischer, Bert Losse, Kristina Antonia Schäfer

Zuwachs der deutschen Exporte

Die Weltwirtschaft wird sich mit zunehmender Lockerung der Eindämmungsmaßnahmen und der Perspektive auf wirksame Impfstoffe voraussichtlich merklich bessern. Vor diesem Hintergrund ist auch mit einem deutlichen Zuwachs der deutschen Exporte zu rechnen, der wiederum zu einer verstärkten Investitionstätigkeit der Unternehmen führen dürfte. Die Projektion der Bundesregierung für das Jahr 2021 liegt unter der Prognose des Sachverständigenrates vom November 2020. Der Rat hatte für das Jahr 2021 ein Wachstum in Höhe von 3,7 Prozent prognostiziert.

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Allerdings dürfte durch die verschärften und verlängerten Pandemie-Eindämmungsmaßnahmen, die der Rat noch nicht berücksichtigen konnte, die Dynamik im ersten Quartal 2021 stärker beeinträchtigt sein. Die Einschätzung zu den Wachstumsträgern ist relativ ähnlich: Sowohl in der Jahresprojektion der Bundesregierung als auch in der Prognose des Sachverständigenrates gehen im Jahr 2021 starke Wachstumsimpulse von den privaten Konsumausgaben und einem leicht positiven Außenbeitrag aus.

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