Konjunktur Auftragsbücher der Industrie so prall gefüllt wie noch nie

Die Auftragsbestände der Industrie wachsen immer weiter. Quelle: imago images/photothek

Der Auftragsbestand der Industrie hat einen neuen Rekord erreicht. Treiber dürften die Lieferengpässe bei Vorprodukten sein. Die Erzeugerpreise sind so hoch wie seit 70 Jahren nicht mehr.

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In der deutschen Industrie türmen sich angesichts der Produktionsengpässe die Aufträge in Rekordhöhe auf. Der Bestand wuchs im Oktober um 0,8 Prozent im Vergleich zum Vormonat, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte. Er sei damit seit Juni 2020 kontinuierlich gewachsen und erreiche nunmehr den höchsten Stand seit Beginn dieser Statistik im Januar 2015. Die Bestellungen entwickeln sich nun schon seit Monaten stärker als die Umsätze. „Ein wesentlicher Grund für den hohen Auftragsbestand dürften Lieferengpässe bei Vorprodukten sein“, fassten die Statistiker die Entwicklung zusammen. So leiden etwa die Autobauer am Halbleiter-Mangel, weshalb sie trotz starker Nachfrage nicht so viele Fahrzeuge bauen können.

Im Vergleich zum Februar 2020, dem Monat vor dem Beginn der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie in Deutschland, liegt der Auftragsbestand mittlerweile um 25,6 Prozent höher. Hier hat sich Ökonomen zufolge enorm viel Nachfrage aufgestaut: Lösen sich die Lieferengpässe im kommenden Jahr nach und nach auf, kann dies die Produktion in der Industrie kräftig ankurbeln, wie es von Expertenseite heißt.

Auch die Reichweite des Auftragsbestands hat sich weiter erhöht und erreichte im Oktober 7,5 Monate - ebenfalls ein neuer Höchststand seit Beginn der Erfassung 2015. Dieser Wert gibt an, wie viele Monate die Betriebe bei gleichbleibendem Umsatz ohne neue Bestellungen theoretisch produzieren müssten, um die vorhandenen Aufträge abzuarbeiten.

Gleichzeitig wird der Preisauftrieb in Deutschland immer stärker. Im November stiegen die Produzentenpreise gegenüber dem Vorjahresmonat um 19,2 Prozent, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Das ist der deutlichste Anstieg seit dem Jahr 1951. Analysten hatten allerdings einen noch stärkeren Anstieg um 20 Prozent befürchtet. Gegenüber dem Vormonat stiegen die Preise, die Hersteller für ihre Waren erhalten, um 0,8 Prozent.

Hauptverantwortlich für den Preisanstieg sei weiter der Anstieg der Energiepreise, erklärten die Statistiker. Energie war im November fast 50 Prozent teurer als ein Jahr zuvor. Erdgas verteuerte sich auf Jahressicht um gut 83 Prozent, elektrischer Strom war 48 Prozent teurer. Hohe Preissteigerungen gab es auch bei Vorleistungsgütern wie Metallen oder Holz. Die Zuwächse sind Folge einer steigenden Nachfrage bei teils stark begrenztem Angebot, zugleich gibt es große Verspannungen im Welthandel wie Lieferkettenprobleme.

Die Erzeugerpreise gehen in die Verbraucherpreise ein, an denen die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Geldpolitik ausrichtet. In Deutschland war die Inflation im November mit mehr als fünf Prozent so hoch wie seit fast 30 Jahren nicht mehr. Die EZB betrachtet die Entwicklung nach wie vor als überwiegend temporär und von Sonderfaktoren getrieben.

Mehr zum Thema: Die Europäische Zentralbank hält an ihren Nullzinsen fest und will weiterhin Wertpapiere kaufen. Das wird die Bürger Europas teuer zu stehen kommen. Ein Kommentar.

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