Ada-Gründer Nathrath „Wir geben Millionen Menschen medizinischen Rat“

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„Was Google für die Informationssuche ist, soll Ada zu Fragen der Gesundheit werden.“

Trotzdem gibt es in Afrika immer noch viele Analphabeten, die Ihre App vielleicht gar nicht verstehen – geschweige denn medizinische Fachbegriffe.
Auf Deutsch und auf Englisch haben wir es auch geschafft, eine patientenfreundliche Sprache zu entwickeln. Wir haben medizinisches Vokabular übersetzt, abdominaler Schmerz heißt da jetzt Bauchschmerzen. Und wer nicht lesen kann, hat vielleicht Bekannte, die es können. Ein Apotheker aus einem entlegenen Dorf in Nigeria etwa schrieb uns, dass es bei ihm im Umkreis von vielen Meilen keinen Arzt gebe. Oft fragen Kunden ihn, was ihnen fehle, doch bisher musste er sie ohne einen Rat wegschicken. Jetzt gibt er ihre Symptome bei Ada ein und kann den Menschen viel besser helfen als vorher.

Der Manager in Manhattan hat vielleicht Diabetes, der Bauer in Botswana eher Malaria. Kann Ihre App auch Krankheiten erkennen, die vor allem in Afrika auftauchen?
Krankheiten wie Malaria erkennt Ada schon lange. Teil des Projektes mit der Botnar-Stiftung ist es jetzt, mehrere hundert typische tropische Krankheiten in die medizinische Wissensbasis von Ada einzuarbeiten. Das ist auch schon eine Weile im Gange.

Und woran sind Bill und Melinda Gates interessiert?
Mit der Gates-Stiftung werden wir in einem Forschungsprojekt Millionen von Krankheits-Fällen in Afrika und Asien analysieren, um herauszufinden: Welche diagnostischen Tests – auch etwa ambulante Bluttests – helfen den Menschen am meisten? Wie kann man Malaria und Tuberkulose am besten bekämpfen? Sogar Epidemien wollen wir mit Hilfe unserer App verfolgen.

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von Andreas Menn

Wie soll das funktionieren?
Wir haben anhand unserer App-Daten beispielsweise schon zurückverfolgt, in welchem Ort in Afrika das Lassa-Fieber ausgebrochen war – weil dort die ersten Betroffenen ihre Symptome bei Ada eingaben. Wenn die App in der Breite von vielen Menschen genutzt wird, werden wir noch viel mehr Daten haben, um zu verfolgen, wie sich Krankheiten verbreiten. Und Ärzte können dann viel schneller reagieren, wenn irgendwo ansteckende Krankheiten ausbrechen.

Was sind Ihre Pläne für die nächsten Jahre?
Was Google für die Informationssuche ist, soll Ada zu Fragen der Gesundheit werden. Google ist ein tolles Tool für die allgemeine Suche nach Informationen, aber verwirrt die Menschen, die nach Symptomen und Krankheiten suchen, oft mit zu vielen Informationen. Ada gibt wie ein sehr guter Arzt Informationen, die zu jedem einzelnen und seiner Situation passen. Sie sagt Ihnen nicht nur, was für eine Krankheit Sie vermutlich haben, sondern auch, ob Sie zum Hausarzt, Apotheker oder ins Krankenhaus fahren sollten. Unser Ziel ist, dass Ada in ein paar Jahren Milliarden Menschen Zugang zu einer guten Gesundheitsversorgung verschafft.

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