Bundesverfassungsschutz warnt Russischer Geheimdienst nimmt deutsche Hightech-Firmen ins Visier

Spionage-Warnung für Deutsche Unternehmen, die russische Exilanten beschäftigen. Quelle: Getty Images

Russland hat durch die Sanktionen kaum noch Zugriff auf westliche Hightech. Nun sollen Wirtschaftsspione sensibles Firmenwissen beschaffen. Im Fokus: russische Exilanten und Beschäftigte deutscher Firmen.

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Ungewohnt deutlich warnt der Bundesverfassungsschutz vor zunehmenden Kontakt- und Anwerbe-, aber auch vor Bedrohungs- und Erpressungsversuchen russischer Nachrichtendienste gegenüber russischen Staatsangehörigen, die in der Folge des Ukraine-Krieges in die Bundesrepublik gekommen sind. Diese Kontakte könnten unter anderem dem Zweck dienen, Zugang zu Wissen und Technologien aus deutschen Hightechunternehmen zu bekommen, das aufgrund der westlichen Sanktionen gegenüber Russland nun nicht mehr verfügbar sei.

In einem am Dienstagmorgen vom Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) verschickten „Sicherheitshinweis für die Wirtschaft“ schreiben die Experten der für die Abwehr von Wirtschaftsspionage zuständigen Abteilung Wirtschaftsschutz, es bestehe zunehmend die Gefahr von Kontaktversuchen zu Personen, die in für Russland relevanten Wirtschafts- und Forschungszweigen arbeiten. „Beschäftigte mit russischer Staatsangehörigkeit sind besonders gefährdet.“ Grund sei, dass diese zwangsläufig regelmäßig Kontakt zur Botschaft oder zu Konsulaten ihres Heimatlandes hätten.

In den vergangenen Wochen hatten zahlreiche westliche Unternehmen ihre Niederlassungen in Russland geschlossen und  ihrer dortigen Beschäftigten teilweise einen Wechsel an westliche Standorte angeboten. Die Deutsche Telekom etwa hat für Teile ihres IT-Entwicklungsteams aus Sankt Petersburg sogar ein Luxushotel in der Türkei als Ausweicharbeitsort angemietet

Die Deutsche Telekom boykottiert Russland – und fliegt zahlreiche IT-Mitarbeiter aus Sankt Petersburg in ein Luxushotel in der Türkei aus. Nun wachsen die Sicherheitsbedenken wegen möglicher Sabotage.
von Nele Husmann

Für viele westliche Unternehmen in Branchen, in denen ohnehin Personalmangel herrsche, sei der Zustrom russischer Fachkräfte eine Chance, vakante Arbeitsplätze zu besetzen. Damit bestehe in den Unternehmen großes Interesse, russischen Exilanten einen raschen und unbürokratischen Berufseinstieg zu ermöglichen. Allerdings gehe damit auch das Risiko einher, dass die neuen Kolleginnen und Kollegen direkt ins Visier von Wirtschaftsspionen gerieten, so die BfV-Experten in ihrer Warnung. 

Bereits im April hatte die Bundesregierung deutsche Konzerne in einer geheimen Empfehlung vor möglichen Sabotage- und Spionageversuchen durch russische Akteure gewarnt. Zu den Adressaten gehören damals unter anderem Betreiber lebenswichtiger Infrastrukturen, etwa Strom, Internet und Wasser. In der Folge hatten verschiedene Unternehmen unter anderem die Zugriffsberechtigungen russischer Softwareentwickler, die bei ihnen beschäftigt sind, zu den von ihnen betreuten IT-Systemen deutlich eingeschränkt.

Im Internet kursierten Datenbanken, die tagesaktuell auflisteten, welche westlichen Firmen sich aus Russland zurückgezogen hätten. Diese Datenbanken könnten für gezielte Ansprachen aber auch Sabotage- oder Desinformationskampagnen genutzt werden. Daneben könnten russische Geheimdienstler aber auch versuchen, über Repressalien gegenüber in Russland gebliebenen Verwandten oder Bekannten Druck auf russischstämmige Beschäftigte in deutschen Unternehmen auszuüben. Generell scheuten russische Nachrichtendienste auch vor Bedrohung und Erpressung nicht zurück.

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Um den Verlust sensiblen Firmenwissens möglichst zu verhindern, sollten deutsche Firmen, neu eingestellte Beschäftigte russischer Herkunft nicht bloß aktiv auf das Risiko von Anbahnungsversuchen durch Wirtschaftsspione hinweisen. Zudem sei es wichtig auch Kontaktpersonen und interne Meldewege zu etablieren, über die sich die Beschäftigten bei Verdachtsfällen oder konkreten Kontaktaufnahmen oder gar Bedrohungen melden können.

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