
Bei dem Blick in das eigene digitale wie analoge Postfach können einem manchmal die Nerven durchgehen. Werbeflyer und Spam-Mails erinnern daran, dass die eigenen Daten im Internet kursieren und auf Servern von Unternehmen und Behörden gespeichert sind.
Wer seinen Namen und seine Adresse schon mal irgendwo angegeben und in einem Social-Media-Profil ein paar Links und Tipps von “Freunden” mit einem “Gefällt mir” belohnt hat, ist ein “gläserner Kunde”. Die Bezeichnung für den Menschen, über den die Werbewirtschaft alles zu wissen scheint, wird längst wie selbstverständlich benutzt. Sogar das gezielte Einsetzen der gesammelten Informationen hat in der Werbewirtschaft seinen eigenen Begriff: “Targeting”.
Nur 18 Prozent der Online-Käufer in Europa haben den Eindruck, die vollständige Kontrolle über ihre Daten zu haben. Das hat die Umfrage “Eurobarometer - Einstellungen zum Datenschutz und Elektronischer Identität in der EU“ aus dem Jahr 2011 ergeben. Dabei ist es eigentlich ganz einfach, sich zumindest einen recht umfassenden Überblick über das Daten-Chaos zu verschaffen. Man muss nur eines tun: Nachfragen.
Merkregeln für sichere Passwörter
Zugegeben, „Password“, „12345“, „qwert“, „0000“ oder der eigene Name sind leicht zu merken. Trotzdem sollte sich, wer eine dieser Zeichenfolgen als Zugangscode für das Konto, den Computer oder die Kreditkarte gewählt hat, schleunigst Gedanken über sicherere Alternativen machen. Denn viel leichter kann man es Hackern kaum noch machen.
Doch selbst ein schwacher Schutz ist besser als gar keiner. Aktivieren Sie deshalb am Mobiltelefon neben der PIN-Abfrage der SIM-Karte auch den Passwortschutz des Gerätes selbst. So wird nicht nur die SIM, sondern auch das Mobiltelefon für Diebe unbrauchbar. Prüfen Sie zudem, ob die Passwortabfrage in Ihrem heimischen schnurlosen Funknetz (WLAN) aktiv ist. Sonst surfen Fremde kostenlos mit.
Vermeiden Sie es, identische Passwörter für mehrere Zwecke zu nutzen. Wer im WLAN-Netz eines Cafés den gleichen Zugangscode zur Abfrage der E-Mails verwendet wie daheim für Zugriffe auf das Online-Bankkonto, handelt fahrlässig. Denn die Codes werden über Funk meist unverschlüsselt übertragen. Sicherheitsexperten empfehlen, wenigstens drei unterschiedlich komplexe Schlüssel für unterschiedlich sensible Anwendungen einzusetzen. Wichtig: Wenn die Gefahr besteht, dass ein Passwort bekannt geworden ist oder gar geknackt wurde, tauschen Sie es sofort aus.
Auch bei Passwörtern gilt: „Viel hilft viel“. Je länger und komplexer die Codes sind, desto sicherer sind sie. Je weniger Systematik und Semantik in ihnen steckt, desto besser. Vor allem der Einsatz von Sonderzeichen wie §, &, $ oder @ steigert die Zahl der Passwort‧alternativen enorm. Leider nur sind diese Schlüssel auch schwerer zu merken.
Reine Zahlencodes wie Handy-, EC- oder Kreditkarten-PINs geraten im alltäglichen Informationswust allzuleicht in Vergessenheit. Sie lassen sich besser merken, wenn Sie diese mit emotional relevanten Fakten assoziieren – und die voreingestellten Codes der Karten entsprechend umprogrammieren. Vergessen Sie Ihr Geburtsdatum, das recherchieren Datendiebe im Zweifel auch. Wie wäre es aber mit dem Tag, an dem Ihr Lieblingsverein zum letzten Mal Meister wurde, Sie Ihr Diplom gemacht oder die Ausbildung abgeschlossen haben? Darauf kommt keiner – und Sie können es zur Not sogar nachschlagen.
Sicherer als reine Zahlen-PINs sind Kombinationen aus Zahlen und Buchstaben. Sie haben am 31. März 89 geheiratet? Lesen Sie im Wechsel die Buchstaben von hinten, die Zahlen von vorn: „3z1r8ä9m“ ist schwer zu knacken, für Sie aber leicht zu merken. Mischen Sie die letzten vier Zeichen des Geburtsorts der Mutter und des Geburtsdatums des Vaters und lesen sie beides rückwärts. „h1c4i0r1“ errät niemand – Sie müssen sich lediglich die Systematik merken.
Merken Sie sich statt vieler Zahlenfolgen nur eine, mit dem Sie alle anderen verschlüsseln. Die können Sie dann sogar im Adressbuch notieren. Wählen Sie ein Wort, bei dem sich in den ersten zehn Buchstaben keiner wiederholt, zum Beispiel „Aktienkurs“, „Herbstwald“ oder „Blumengruß“. Ersetzen Sie die Ziffern Ihrer PIN durch die an der entsprechenden Stelle Ihres persönlichen Schlüsselwortes stehenden Buchstaben. Bei „Herbstwald“ würde aus „4735“ der Code „bwrs“, aus „901628“ das neue „ldhtea“. Für Sie ist der Weg zurück ein Leichtes. Doch wer Ihr Geheimwort nicht kennt, hat kaum Chancen, die ursprüngliche Zahlenfolgen zu rekonstruieren.
Zumeist sind PINs und Passwörter relativ kurz. Wer – etwa bei der Wahl des Zugangsschlüssels für das WLAN-Funknetz, aber auch beim Start des PCs – die Möglichkeit hat, kann auch statt weniger Zeichen viele Buchstaben verwenden und sich einen Satz mit einem starken persönlichen Bezug merken: „Wedeln_im_Tiefschnee_ist_mein_Traum“ weiß ich sogar im Tiefschlaf. Sie finden sicher Ähnliches.
Sehr sichere – aber deutlich kürzere – Codes lassen sich mithilfe von Sätzen oder den Titeln Ihrer Lieblingsbücher, -bands oder -hits bilden. Aus den ersten Buchstaben von „Seit 10 Jahren schnorchele ich vor Hawaii“ wird dann „S1JsivH“, aus den jeweils beiden letzten von „Money for nothing“ wird „ngorey“. Auch hier ist nur wichtig, dass Sie sich die Systematik merken. Ihren Lieblingstitel sollten Sie ohnehin kennen.
Selbst vergleichsweise einfach zu merkende Schlüssel sind schwerer zu knacken, wenn Sie Buchstaben durch Zeichen ersetzen – etwa „T“ durch „+“, „H“ durch „#“, „E“ durch „3“, „I“ durch „!“ oder „S“ durch „$“. Wenn Sie sich den Satz merken können „Meine Tochter heißt Sarah“, dann sollte das auch mit „M+#$“ klappen.
Nicht jedes Passwort lässt sich an die eigenen Bedürfnisse anpassen. Dann hilft nur noch Büffeln. Wirksam (und nicht nur bei Vokabeln bewährt) ist die Strategie, sich die Codes in wachsenden Abständen selbst abzufragen. Beginnen Sie dabei im Minutenabstand und steigern Sie die Zeiträume in Etappen. Wichtig ist, gerade selten benötigte Codes regelmäßig zu wiederholen. Sonst sind sie im entscheidenden Moment weg.
Einmal im Jahr sind Unternehmen und Behörden in Europa verpflichtet alle gespeicherten Informationen über eine Person bekannt geben. Dazu muss der Bürger oder Kunde eine schriftliche Anfrage stellen. Binnen weniger Wochen sollten die vorliegenden Daten dann per Post zugeschickt werden. Dabei beschränkt sich die Auskunftspflicht nicht nur auf die Daten. Auch der Verwendungszweck muss sauber ausgewiesen werden. Aufwendig ist dieses Vorgehen dennoch, denn jede Stelle muss separat angefragt werden - von Amazon bis zum Kraftfahrtbundesamt.
Wer hat die Daten?
Allgemein gilt, dass Unternehmen und Behörden alles speichern dürfen, was sie für ihre Geschäftszwecke brauchen. Auch alle Angaben, die Kunden freiwillig machen, dürfen archiviert werden. Ebenso alles, was öffentlich zugängig ist. Damit ist jedes Social-Media-Profil, jeder Blog, jede Homepage oder auch jeder Twitter-Feed gemeint. Auch was andere über einen öffentlich machen, zählt dazu, sofern nicht dagegen vorgegangen wird.
Die meisten Daten, die bei den Behörden über Personen gespeichert sind, wurden nicht freiwillig abgegeben – beispielsweise Angaben beim Einwohnermelde-, Ordnungs- oder Kraftfahrtbundesamt in Flensburg. Außerdem kennt das Arbeitsamt den Lebenslauf, das Finanzamt das Einkommen und Krankenkassen wissen, wie gesund beziehungsweise krank ihre Kunden sind. All diese Daten dürfen die einzelnen staatlichen Behörden frei untereinander austauschen, sofern das für ihre jeweilige Arbeit notwendig ist.