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JamedaNeuer KI-Assistent dokumentiert Arztgespräche automatisch

Der Telemedizinanbieter Jameda bringt einen smarten Assistenten an den Start, der Arzt-Patienten-Gespräche transkribiert und zusammenfasst – das soll 20 Prozent der für die Dokumentation notwendigen Zeit einsparen.Michael Kroker 28.05.2024 - 09:00 Uhr
Foto: dpa Picture-Alliance , imago images, Collage: Marcel Reyle

Vier Minuten pro Patient oder 90 Minuten täglich – das ist laut einer Ipsos-Umfrage der Zeitaufwand, den Arztpraxen in Deutschland im Schnitt für die schriftliche Dokumentation von Arzt-Patienten-Gesprächen aufwenden. Dabei ist diese Dauer für einen gründlichen Bericht zu kurz, zugleich aber zu lang, um genug Zeit für wertschätzende Arzt-Patienten-Gespräche zu lassen: Immerhin fast neun von zehn hiesigen Ärzten (87 Prozent) sowie knapp zwei Drittel aller Patienten (64 Prozent) wünschen sich mehr Zeit für den persönlichen Austausch vor Ort.

Um den Spagat zwischen möglichst genauer Dokumentation und mehr persönlichen Gesprächen besser zu bewältigen, bringen der deutsche Telemedizinanbieter Jameda und sein in Polen beheimateter Mutterkonzern Docplanner jetzt speziell für niedergelassene Ärzte einen selbst entwickelten Assistenten basierend auf künstlicher Intelligenz (KI) an den Start. Die Algorithmen des Assistenten sind vortrainiert auf die Zusammenfassung von medizinischen Behandlungsgesprächen zwischen Arzt und Patient. Zudem kann der Arzt die Struktur des Protokolls unter Überschriften wie „Patientenbeschwerde und Anamnese“, „Körperliche Untersuchung und diagnostische Ergebnisse“ oder „Behandlungsplan“ selbst vorgeben.

„Unsere KI hilft dabei, die Arbeit von Ärzten und medizinischen Fachkräften signifikant zu vereinfachen, indem sie eine Dokumentation automatisiert und zeiteffizient erstellt“, sagt Jameda-Chefin Constanze Stypula. Rund 20 Prozent der Zeit, die bisher für die Dokumentation des Arzt-Patienten-Gesprächs benötigt werden, sollen sich mit dem Tool einsparen lassen, schätzt das Unternehmen.

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Die Hoheit über die Daten liegt immer beim Arzt

Anders als herkömmliche KI-Lösungen zur reinen Transkription von Gesprächen filtert der von Jameda „AI Assistant“ genannte Service nur patientenbezogene Fakten zu Vorerkrankungen, Medikation, Symptomen sowie ärztliche Therapieentscheidungen aus dem Arztgespräch heraus. Diese stehen nach der Sprechstunde innerhalb einer Minute als strukturierte Zusammenfassung zur Verfügung, die der Arzt beliebig ergänzen und bearbeiten kann. Am Ende hat er zudem die Möglichkeit, die Dokumentation per Mausklick zur Patientenakte hinzuzufügen und diese dem Patienten per Ausdruck oder E-Mail zukommen lassen. „Die Hoheit über die Daten liegt immer beim Arzt – der AI Assistant ist sein Hilfsmittel“, sagt Stypula.

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Die Idee für den smarten Zusammenfasser geht zurück auf einen firmeninternen Hackathon bei der Jameda-Mutter aus dem vergangenen Jahr. Dort entwickelte ein Team einen ersten Prototypen, der in der Folge den Hackathon gewann. „Wir haben die Lösung dann mit professioneller Programmierung zur Marktreife gebracht“, sagt Jameda-Chefin Stypula. In den drei Docplanner-Märkten Polen, Mexiko und Brasilien können Ärzte den AI Assistent bereits nutzen. Nun folgt Deutschland als viertes Land. Aktuell nutzen das Tool erst einige hundert Ärzte in den jeweiligen Märkten. „Wir sind derzeit im initialen Roll-out und lernen jeden Tag dazu“, so Stypula.

Nach erfolgreicher Dokumentation durch den AI Assistant können Ärzte und Patienten ihr Einverständnis zur weiteren Datennutzung geben. Die digitalen Aufnahmen werden dann anonymisiert zum Weiterlernen der Algorithmen verwendet. „Alle Patientendaten werden nach dem neuesten Stand der Technik verschlüsselt in Rechenzentren in den Niederlanden und Deutschland gespeichert“, verspricht Stypula.

Technik von OpenAI und Microsoft

Für die Transkription der Gespräche setzen Jameda und Docplanner auf die Speech-to-Text-Lösung Whisper von ChatGPT-Erfinder OpenAI. Whisper ist eine freie Software, die das Unternehmen auf seiner eigenen Rechnerinfrastruktur betreibt. Dieses Modell wird laufend mit medizinischen Fachbegriffen, Pharmazeutika und neuen Gerätschaften trainiert. „Die lokale Speicherung erlaubt uns zudem, die Daten zu anonymisieren, bevor wir sie an das Large Language Model weitergeben“, so Stypula. Bei diesem KI-Sprachmodell zur Erstellung der Dokumentation nutzt das Unternehmen einen KI-Dienst aus Microsofts Azure-Cloud, der auf Rechenzentren in Europa läuft.

Auch Rivalen von Docplanner und Jameda sind bereits auf dem Felde der künstlichen Intelligenz aktiv: So hat etwa die französische Gesundheitsplattform Doctolib erst in der vergangenen Woche angekündigt, den Berliner KI-Telefonassistenten Aaron.ai übernehmen zu wollen. Zugleich hat Doctolib-CEO Nikolay Kolev eigene KI-Anwendungen für den Herbst angekündigt. 

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„Das ist alles nur in Teilen digital“, beschrieb Jameda-Chefin Stypula den Zustand des deutschen Gesundheitswesens im Gespräch mit der WirtschaftsWoche Ende 2023 noch mit recht drastischen Worten. Mit ihrem neuen AI Assistant hofft sie, einen Schritt in eine digitalere Zukunft des Sektors voranschreiten zu können.

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