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KI-Gipfel in Paris150 Milliarden für künstliche Intelligenz: Bringt das den KI-Durchbruch für Europa?

Auf einem Gipfel in Paris kündigen Staatschefs und Manager große KI-Investments an. Schlau genutzt, könnten sie den Kontinent unabhängiger von US-Techkonzernen machen.Andreas Menn 10.02.2025 - 18:02 Uhr

Auf den KI-Gipfel in Paris geht es, um die Zukunft von KI in Europa.

Foto: imago images

Auf Konferenzen zu künstlicher Intelligenz traf man vor ein paar Jahren nur Computerwissenschaftler und Nerds. Ganz anders die Gästeliste beim großen KI-Gipfel diese Woche in Paris: Staatschefs wie Bundeskanzler Olaf Scholz, Chinas Vizepräsident Zhang Guoqing, US-Vize JD Vance treffen sich Élysée-Palast bei Frankreichs Staatspräsident Macron, dazu CEOs wie Google-Chef Sundar Pichai und Microsoft-Präsident Brad Smith.

Es soll um die Zukunft der künstlichen Intelligenz gehen – und welche Rolle Europa dabei spielt. Denn die Technologie ist inzwischen zum Instrument der Geopolitik geworden. Vor drei Wochen kündigten die USA KI-Investitionen in Höhe von 500 Milliarden Dollar an („Project Stargate“). Dann überraschten neue leistungsstarke, preiswerte KI-Modelle des Unternehmens Deepseek aus China die Welt.

Auf dem Gipfel in Paris wollen nun europäische Akteure ein Signal setzen: Auch der Kontinent hat Ambitionen im weltweiten KI-Rennen. Mehr als 60 europäische Unternehmen haben eine „EU AI Champions Initiative“ angekündigt. Geplant sind Investitionen in europäische KI in Höhe von 150 Milliarden Euro in den nächsten fünf Jahren. Parallel dazu hatte Staatspräsident Macron Investments in Höhe von 109 Milliarden Dollar angekündigt.

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„Europa verfügt über alle wesentlichen Elemente für eine widerstandsfähige und wettbewerbsfähige KI-Infrastruktur: Talent, Kapital und eine starke industrielle Basis“, sagt Jeannette zu Fürstenberg, Koordinatorin der Champions-Initiative und Managing Director beim Investmentunternehmen General Catalyst.

Geld solle in eine Vielzahl von Sektoren fließen, heißt es in einer Ankündigung der Champions-Initiative, „darunter KI-Technologieunternehmen, Unternehmen, die KI zur Optimierung ihrer Abläufe einsetzen, sowie die kritische Infrastruktur, die KI unterstützt, wie Energie und Rechenzentren“.

Blitzschneller Bot aus Frankreich

Zuletzt war Europa bei Investitionen und Innovationen in Sachen KI ins Hintertreffen geraten. Zwar sammelten europäische KI-Start-ups wie etwa Mistral aus Paris im Jahr 2024 mit 7,7 Milliarden Dollar mehr Geld ein denn je, wie ein neuer Report der französischen Investment-Unternehmen Chausson Partners, Galion.exe und Revaia ergeben hat. Doch allein ChatGPT-Macher OpenAI aus den USA steht einem Bericht des Senders CNBC zufolge vor einer Finanzierungsrunde über 40 Milliarden Dollar.

„Mistral aus Frankreich hat mit seiner effizienten Open-Source-Strategie gezeigt, wie Europa im Bereich generativer KI innovativ bleiben kann“, sagt Kristian Kersting, Leiter des Fachgebiets Maschinelles Lernen an der Technischen Universität Darmstadt. Auch AlephAlpha aus Heidelberg und NXAI aus Linz seien „erste Erfolge, die zeigen, dass wir mitspielen können“. Doch in der kommerziellen Umsetzung von KI hinke Europa hinterher. „Es fehlt an eigener KI-Infrastruktur, insbesondere an leistungsfähigen Rechenzentren und der notwendigen Hardware, um globale Spitzenleistungen zu sichern“, sagt Kersting.

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Hier wollen die Europäer nun offenbar nachziehen. Im Umfeld des Gipfels in Paris versprechen die Entscheider nun deutlich mehr Geld für europäische KI-Ambitionen. „Das KI-Rennen ist noch lange nicht vorbei – es hat gerade erst begonnen“, sagt Gundbert Scherf, Mitgründer des Münchner KI-Start-ups Helsing, der die Champions-Initiative unterstützt. Europa müsse sein Potenzial nun nutzen.

Der Erfolg der preiswerten KI von Deepseek aus China hat der europäischen und französischen KI-Szene Mut gemacht. Kurz vor Macrons Gipfel demonstrierte dann auch das Pariser Start-up Mistral einen beeindruckenden neuen KI-Chatbot. Le Chat, so sein Name, soll vor allem schneller sein als ChatGPT und Co.: Er liefert Antworten mit 1000 Wörtern pro Sekunde.

Darüber hinaus sucht die KI nach aktuellen Informationen im Internet, analysiert Dokument und Fotos und generiert auch Bilder mit Hilfe von Software des Freiburger Start-ups Black Forest Labs. Mistrals führendes großes Sprachmodell, Pixtral Large, soll nach Unternehmensangaben mit GPT-4o von OpenAI oder Claude 3.5 Sonnet von Anthropic mithalten können.

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Gigantische neue Rechenzentren

Die KI-Gründer von Mistral haben nun Investitionen von mehreren Milliarden Euro in ein eigenes Rechenzentren in der Nähe von Paris angekündigt. Andere Investoren aus Frankreich und den Vereinigten Arabischen Emiraten wollen 30 bis 50 Milliarden Dollar in ein gigantisches KI-Rechenzentrum mit einem Gigawatt Anschlussleistung stecken, das in Frankreich gebaut werden soll.

Das sind Summen, mit denen europäische Anbieter erstmals in die Liga der US-Techkonzerne vorstoßen. Microsoft etwa will im Finanzjahr 2025 rund 80 Milliarden Dollar in KI-Rechenzentren investieren. Ein Teil davon geht auch nach Europa – etwa ins Rheinische Revier, wo Microsoft zwei KI-Rechenzentren baut.

Microsoft-Partner OpenAI hatte gerade erst bekräftigt, wie wichtig Europa und vor allem der deutsche Markt für das Unternehmen sei und hat deshalb ein Büro in Deutschland eröffnet. OpenAI-Chef Sam Altman trat am Freitag in einer Diskussionsrunde bei der TU Berlin auf – und deutete ebenfalls Investitionen in Rechenzentren an: „Wir würden liebend gerne ein Stargate in Europa machen“, sagte er in Bezug auf sein 500-Milliarden-Projekt in den USA.

OpenAI werde sich an die KI-Regulierung der EU halten, sagte Altman, ließ aber durchblicken, dass sie aus seiner Sicht einige KI-Innovationen verzögern könne. Es sei in Europas Interesse, KI einzusetzen und nicht hinter dem Rest der Welt zurückzufallen. Ähnlich klingt das bei der „Champions-Initiative“: „Die Straffung und Vereinfachung von mehr als 100 technologiebezogenen Gesetzen in der EU muss oberste Priorität haben.“

"Die KI-Verordnung ist eine epochale Gesetzesinitiative", sagt dagegen Antonio Krüger, Chef des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz. Sie hemme keine Innovationen, sondern definiere Leitplanken und schaffe damit Handlungsspielräume.   

„Die Zeit für Debatten und klein angelegte Pilotprojekte ist vorbei“, kommentierte Arthur Mensch, Mitgründer von Mistral. „Jetzt ist es entscheidend, dass europäische Politiker, Industrie­führer und Startups das volle Potenzial der KI nutzen.“ Auf zahlreichen Foren in Paris wollen die KI-Gründer bis Dienstagabend darüber sprechen, wie das zu schaffen ist.

Lesen Sie auch: Warum DeepSeek jetzt Europa ins KI-Rennen zurückbringen könnte

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