Mobilfunk Warum das Telefonieren noch günstiger wird

Rund zehn Millionen SIM-Karten wurden noch 2021 bundesweit an Handykunden ausgegeben. Doch nun wird der Plastik-Chip zum Auslaufmodell. Quelle: dpa

Alles wird teurer? Von wegen! Telefonieren und surfen via Handy wird preiswerter. Das liegt auch daran, dass Vodafone das Ende der klassischen SIM-Karten einläutet. Und die neuen eSIM machen das Leben der Kunden auch an anderer Stelle leichter.

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Die eSIM, jener virtuelle Nachfolger der Plastik-SIM-Karten, auf dem die Telefonnummer gespeichert ist und die ein Handy erst funktionstüchtig macht, hätte jede Menge Vorteile: Sie würde Kunden, wenn sie einen neuen Vertrag abschließen wollen, den Weg zum Handy-Shop oder das Warten auf den Postboten ersparen, der die neue SIM-Karte bringt. Die Mobilfunkanbieter wiederum könnten Millionenkosten für Herstellung und Logistik der Plastikkarten sparen – und zudem tonnenweise Kunststoffmüll vermeiden. 

Trotzdem blieb die virtuelle SIM-Karte bis heute eine Rarität. Zu groß war die Sorge der Mobilfunkanbieter, ihnen könnte der wertvolle direkte Kundenkontakt verloren gehen, wenn jeder und jede allein durch das Laden einer neuen virtuellen SIM einen neuen Vertrag abschließen oder einen Prepaidtarif buchen könnte. Denn den meisten Kunden war bisher der Aufwand zu groß, der mit dem Tausch einer physischen SIM-Karte verbunden ist.

Nun aber stehen die Chancen gut, dass die virtuelle SIM vom Nischen- zum Massenprodukt wird. Als erster der großen Mobilfunkanbieter will Vodafone die eSIM zum Normallfall beim Verkauf neuer Smartphones und Mobilfunkverträge im Onlineshop machen. Die klassische Plastikkarte gibt es nur noch auf ausdrücklichen Wunsch.

In der Vergangenheit waren eSIM-fähige Geräte im Portfolio der Mobilfunkanbieter die Ausnahme. Das hat sich nun gedreht. „Der weit überwiegende Teil der bei uns vertriebenen Telefone bringt die eSIM-Funktion ab Werk mit“, heißt es bei Vodafone. Wer sein neues Android-Handy erstmals einschaltet und via WLAN mit dem Internet verbindet, kann seine Rufnummer per Fingertipp aufs Telefon laden. Apples iPhones finden ihren Weg ins Vodafone-Netz dank eines integrierten Zugangs zum mobilen Internet sogar ohne eigene WLAN-Verbindung.

Der bei der Einrichtung von eSIM sonst erforderliche Scan eines QR-Codes und die Eingabe einer speziellen ePIN entfallen. Später im Jahr soll der neue Service nicht bloß bei Handys aus dem Onlineshop funktionieren, sondern auch bei solchen, die über klassische Läden gekauft werden, heißt es aus der Vodafone-Deutschlandzentrale in Düsseldorf. Und von August an sollen die virtuellen SIM auch für Prepaid-Kunden zu haben sein.

Lange waren eSIM-taugliche Telefone allenfalls in der Oberklasse zu haben, etwa Apples Top-iPhones oder Samsungs Galaxy-S-Serie. Dass die Einführung der eSIM auch in mittleren und unteren Geräteklassen kaum vorankam, erklärten die Hersteller mit mangelnden Vertriebsbemühungen der Netzbetreiber für die neue Technik. Die Mobilfunker wiederum verwiesen auf das begrenzte Geräteangebot.

Lange Zeit ein Luxusprodukt

Das hat sich gewandelt. Laut der Industrievereinigung GSMA besaßen bereits 2021 weit mehr als 110 Smartphones einen eSIM-Chip; darunter etwa ein Viertel iPhones und drei Viertel auf Basis von Googles Betriebssystem Android. Und die Zahl wächst ständig. Mit der Folge, dass sich die Zahl der verkauften eSIM-fähigen Geräte, die vor zwei Jahren noch bei weltweit rund 150 Millionen Stück lag, bis kommendes Jahr auf rund 900 Millionen Stück versechsfachen dürfte. 2025, so Hochrechnungen der GSMA, sollen sogar bereits 2,4 Milliarden eSIM-Handys aktiv sein.

Die Vielfalt der Geräte dürfte allerdings nur ein Grund für die schwindende Zurückhaltung bei Vodafone sein: Zum einen nutzt der Mobilfunkkonzern die Technologie bereits seit Jahren für die Anbindung von vernetzter Technik im sogenannten Internet der Dinge. Mehr als jede vierte in Deutschland installierte Rufnummer entfällt bereits auf die sogenannte Maschine-zu-Maschine-Kommunikation. Und kein deutscher Mobilfunker hat mehr eSIM für solche Anwendungen im Markt als Vodafone – beispielsweise bei Verschleißsensoren an Fahrstuhlbremsen, Temperaturfühler in Maschinen, oder Funkmodule in den eCall-Notrufsystemen moderner Autos. Dieses Knowhow beim Karten- und Kundenmanagement lässt sich nun auch ins Privatkundengeschäft übertragen.


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