Ernährung Tiere müssen Industriemüll fressen

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Doch da lauert schon die nächste Gefahr: Giftige Dioxine aus dem Rauch dringen in das Futter, von dort ins Fleisch und schließlich in den Menschen, warnt die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch. Deshalb wächst mit der Abfallverfütterung oft auch die Dioxinbelastung.

In dieselbe Kerbe schlägt ein Bericht der EU-Kommission zur Sicherheit von Futterfetten. Dafür untersuchten die Experten Abfälle der Fettverarbeiter auf Dioxin, die verfüttert werden – darunter Seifen, Reste der Margarineerzeugung und altes Frittenfett.

Lückenlose Dioxinkontrollen

Das Ergebnis: In den Restfetten der Nahrungsölproduktion lag die Dioxinbelastung „in sieben von neun Fällen über dem zulässigen Grenzwert“, sagt Projektleiter Rafael Codony. Etliche dieser heute üblichen Nebenprodukte sollten deshalb nicht mehr verfüttert werden, um zu hohe Dioxinwerte in Eiern und Hühnerfleisch zu vermeiden.

Restfette aus der Margarineproduktion sind auch deshalb problematisch, weil sie reich an schädlichen Transfetten sind, die sich im Fleisch anreichern und später im menschlichen Körper Infarkte und Arterienverkalkung begünstigen. Angesichts solcher Ergebnisse fordern Forscher, die Abfallverfütterung strenger zu überwachen. Doch erst nach dem jüngsten Dioxinskandal setzt sich Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner für eine lückenlose Dioxinmessung aller Futterfette ein.

Die Futterindustrie wehrt sich dagegen: Das Futter müsse preiswert sein, weil der Verbraucher billiges Fleisch verlange. Zudem, so die Lobbyisten, steigere das moderne Mischfutter – Nebenerzeugnisse hin oder her – die Leistung der Tiere.

Bauer Feldbinder bestätigt, dass seine Kühe mit dem gekauften Mischfutter, das er zusätzlich zu Gras und Mais füttert, mehr Milch geben, und kritisiert es trotzdem. Großbetriebe würden nur noch solches Futter verwenden. „Diese auf Höchstleistung getrimmten Kühe können sich nach drei Jahren kaum noch auf den Beinen halten“, sagt Feldbinder. Sie leiden unter Stoffwechselproblemen und Leberschäden. „Eine Kuh, die 8000 Liter Milch pro Jahr gibt“, sagt er, „ist mir deshalb lieber als eine mit 14 000 Litern.“

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