Ernährung Elf Tipps zum gesunden Abnehmen

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"Diäten sind wie schlechte Urlaube – teuer und ohne Spaß"

Wo muss denn nun eigentlich das Fett weg? Am Bauch, oder doch eher an den Oberschenkeln? Wo sitzt das „böse“ Fett?

Irina Baumbachs Einschätzung: Erst einmal sollte das Fett dort weg, wo es deutlich zu viel ist und den Menschen stört. Neben der gesundheitlichen Frage ist es auch eine Frage der Ästhetik und des Wohlbefindens, warum Fett an bestimmten Körperstellen für uns zum Problem wird. Und damit ist kein krankhaftes Abmagern oder ähnliches gemeint. Aus gesundheitlicher Sicht ist dabei das Bauchfett das problematischste. Es ist stoffwechsel-bezogen außerordentlich aktiv: Das Bauchfett sendet Entzündungssignale aus, bringt hormonelle Wirkungsmechanismen durcheinander und belastet dadurch das Herz-Kreislauf-System.

Nicolai Worm erläutert: Gesund ist Fett, wenn es unter der Haut eingelagert wird – sogenanntes Unterhautfettgewebe – und wenn es dabei ausreichend über das Blut mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt wird. Damit bleibt das Fettgewebe fit. Je weniger Muskelaktivität, desto wahrscheinlicher ist es, dass das Fettgewebe nicht mehr ausreichend versorgt wird. Dann entzündet sich das Fettgewebe und mit der Zeit können die Zellen nicht mehr ausreichend Fett speichern. Dann werden alternative Speicherplätze genutzt. Das ist die Bauchhöhle und die darin gelagerten Organe – allen voran die Leber. Fettleber ist inzwischen eine neue Volkskrankheit und sie verantwortet die typischen Stoffwechselstörungen bei Fettleibigkeit. Das Fett im Bereich von Oberschenkeln und Po wird leichter versorgt und bleibt viel länger funktionell als das Fett am Oberkörper. Also kommt es aus gesundheitlichen Gründen darauf an, das Fett aus der Bauchhöhle und vor allem aus der Leber zu entfernen.

Die sieben Erfolgsfaktoren gesunder Ernährung

Auch Stefan Kabisch sagt: Das Unterhautfettgewebe ist für die Gesundheit des Menschen relativ neutral. Bei Frauen übernimmt es nach den Wechseljahren sogar wichtige Funktionen im Östrogen-Haushalt. Problematisch ist das innere Bauchfett, das um die inneren Organe liegt. Es sendet Entzündungsstoffe aus und wirkt sich negativ auf unser Gerinnungssystem aus. Obwohl es mengenmäßig meist gar nicht so viel ausmacht, ist dieses innere Bauchfett dafür verantwortlich, dass Übergewicht krank macht. Allerdings wissen wir heute auch: Wer jetzt beispielsweise 70 Jahre alt ist und sein Übergewicht schon seit 50 Jahren mit sich herumschleppt, für den bringt das Abnehmen zumindest keine messbare Lebensverlängerung mehr. Für das tägliche Wohlbefinden kann es dagegen durchaus sehr hilfreich sein. Wir stellen aber auch fest: Viele Menschen gefallen sich überhaupt nicht mehr und sind totunglücklich, wenn sie abgenommen haben – auch wenn das für Außenstehende schwer vorstellbar ist. Deshalb rate ich auch von Eingriffen ab, die nicht mehr rückgängig zu machen sind, wie etwa operative Magenverkleinerungen.

Woran erkenne ich, ob ich effektiv und richtig abnehme, ohne meinem Körper zu schaden?

Laut Irina Baumbach gibt es dafür zwei Regeln: Erstens ist eine Abnahme von mehr als ein bis zwei Kilogramm pro Woche über einen längeren Zeitraum meist nicht physiologisch – vor allem wenn wir von den berühmten fünf Kilogramm „zu viel“ ausgehen, die viele auf den Rippen haben. Die Situation ändert sich, wenn jemand massiv übergewichtig ist und beispielsweise 180 Kilogramm auf die Waage bringt. Dann kann auch ein schnelleres Abnehmen sinnvoll und physiologisch sein.

Zweitens: Auf sich hören. Wer körpereigene Signale wahrnehmen und reflektieren kann, wird feststellen, wo und wie viel er abnimmt, ob sich Beschwerden bessern und das Wohlgefühl zunimmt. Meistens geht es um kleine Stellschrauben – mittags mehr Gemüse, abends keine Schokolade, zwischendurch kein Orangensaft. Solche kleineren Änderungen lassen sich auch langfristig gut integrieren. Diäten und „totale“ Umstellungen hingegen sind wie sehr schlechte Urlaube – teuer und ohne Spaß, Genuss oder Erholung.

Fastenmodelle im Vergleich

Nicolai Worm meint: Allein ist das schwierig. Man sollte sich in die Obhut eines ernährungsmedizinischen Experten begeben, der verschiedene Risikoparameter und die Muskelmasse im Auge behält – denn Muskelabbau ist die beste Garantie dafür, schnell wieder zuzunehmen.

Zu professioneller Hilfe rät auch Stefan Kabisch: Gerade wenn es darum geht, sehr viel abzunehmen, sollte man das unter ärztlicher Kontrolle tun. Vor allem bei älteren Menschen baut der Körper schnell die wichtige Muskelmasse ab, statt Fett zu verbrennen.

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