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Masernfälle in Deutschland steigenDie größten Mythen über das Impfen

In der Debatte über die Masern-Impfung halten sich einige Gerüchte hartnäckig. Hier die wichtigsten Fakten.Susanne Kutter 11.09.2013 - 06:00 Uhr

Spätestens seitdem sich immer mehr Fälle von Masern-Erkrankungen häufen, diskutiert Deutschland wieder einmal über das Impfen.

Foto: dpa

Deutschland diskutiert mal wieder über das Impfen. Denn wieder einmal sind die Masern ausgebrochen. Und wieder einmal sind Mediziner wie Politiker geschockt: Wieso taucht diese anderswo längst ausgerottete, gefährliche Krankheit bei uns immer wieder auf?

Aktuelle Zahlen belegen, dass die Zahl der Masernfälle in Deutschland sprunghaft gestiegen. In diesem Jahr gab es bisher fast zehn Mal so viele gemeldete Fälle wie im gesamten vergangenen Jahr. Bis zum 1. September waren es 1542 Erkrankungen. 2012 gab es insgesamt 165 gemeldete Masernfälle. Besonders viele Menschen erkrankten im Mai und Juni 2013.

Gesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) betonte in Berlin die Unterstützung Deutschlands für die Ziele der Weltgesundheitsorganisation, gefährliche Infektionserreger durch vermehrte Impfungen zu bekämpfen. Deutschland unterstütze auch die bis 2015 geplante Ausrottung der Masern. „Die hohe Zahl der Maserninfektionen in Deutschland in diesem Jahr macht jedoch deutlich, dass hier noch Handlungsbedarf besteht“, sagte er. Angesichts der steigendenden Zahlen wurde bereits im Sommer über eine Impfpflicht diskutiert worden.

Masern rufen in 20 bis 30 Prozent der Fälle schwerste Begleiterkrankungen hervor und können "vor allem bei sehr kleinen Kindern auch tödlich enden", sagt der Freiburger Virologe Hartmut Hengel. Doch gerade diesen Kindern bis zu zwei Jahre fehlt in Deutschland ein Impfschutz: Nur 62 Prozent von ihnen sind ausreichend mit zwei Impfungen geschützt, wie eine gerade veröffentlichte Studie des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung ergab.

Für die meisten Ärzte gehören Impfungen zu den sichersten und wirksamsten Vorsorgemaßnahmen der modernen Medizin. Doch das sehen nach Angaben der Universität Augsburg etwa drei Prozent der Deutschen anders. Sie lehnen Impfungen strikt ab. Und immerhin zehn Prozent haben ein ungutes Gefühl bei der Sache.

Auch deshalb, weil Horrorgeschichten rund um das Impfen kursieren, von einer Verschwörung der Industrie bis hin zu dramatischen Risiken. Die folgenden Bedenken halten sich besonders hartnäckig.

Volkskrankheiten haben nicht nur gesundheitliche sondern auch wirtschaftliche Auswirkungen. Allein im Jahre 2010 waren die Bundesbürger 17,6 Tage im Durchschnitt krankgeschrieben.

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Volkskrankheiten führen nicht zwangsläufig zum Tode. Deshalb ist es wichtig, zwischen Krankheiten und Todesursachen zu unterscheiden. Zu den häufigsten Todesursachen zählen in Deutschland der Herzinfarkt und der Schlaganfall. 42 Prozent der Bundesbürger waren hiervon betroffen.

Foto: dpa/dpaweb

Zu den zweithäufigsten Todesursachen zählt das Krebsleiden mit 35 Prozent. Frauen versterben neben Krebserkrankungen der Verdauungsorgane nicht selten an Brustkrebs. der Darm-und Lungenkrebs ist die häufigste Todesursache bei den männlichen Bundesbürgern.

Foto: dpa/dpaweb

Zu den häufigsten Erkrankungen gehört die Depression. Sie belegt den vierten Platz in der Rangliste mit 9,4 Prozent. Unter Depressionen sind unterschiedliche Erkrankungen zu fassen wie beispielsweise Angstzustände.

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Unter den Begriff der Depressionen fällt auch das Krankheitsbild des Burn-out Syndroms. Betroffene sind meist körperlich, geistig und emotional erschöpft. Grund für diesen Zustand sind Stress oder berufliche Überbelastung.

Eu-weit belaufen sich die volkswirtschaftlichen Folgekosten auf 20 Milliarden Euro jährlich.

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Platz 3 belegen die Atemwegserkrankungen mit 18 Prozent. Mediziner unterscheiden zwischen den oberen und unteren Atemwegen. Zu den Erkrankungen der oberen Atemwege gehören Krankheiten der Nasennebenhöhlen und Kieferhöhlenentzündungen. Die Bronchitis hingegen wird zu den Krankheiten der unteren Atemwege gezählt.

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Gemeinsam mit den Atemwegserkrankungen ist die Fettstoffwechselstörung die dritthäufigste Krankheitsursache in Deutschland. Eine Störung des Stoffwechsels ist das Übergewicht, das auf falsche Ernährung und Bewegungsmangel zurückzuführen ist. Laut des Europäischen Statistikamts sind 60 Prozent der Deutschen übergewichtig.

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Eine weitere Fettstoffwechselstörung ist die Zuckerkrankheit Diabetes mellitus. Dabei wird zwischen Typ 1 und Typ 2 unterschieden. Typ 2 ist auf das Übergewicht zurückzuführen.

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Mit 24,1 Prozent sind die Rückenschmerzen das zweithäufigste Volksleiden der Deutschen. Diese Zahl schlägt sich auch in den Krankheitstagen nieder. 13 Tage lässt sich der Bundesbürger wegen dieser Erkrankung krankschreiben.

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25,7 Prozent der deutschen Bundesbürger leiden an Bluthochdruck. Damit belegt diese Erkrankung den ersten Platz. Die Ursachen sind vielfältiger Natur. Außer der genetischen Veranlagung spielen Stress, Bewegungsmangel und ein überhöhter Alkoholkonsum eine wesentliche Rolle. Wird die Erkrankung nicht behandelt, drohen Herzinfarkt und Schlaganfall.

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1. "Die Risiken des Impfens werden unterschätzt"

Ohne Frage, auch Impfungen haben Nebenwirkungen: In abgeschwächter Form können Symptome der Krankheit auftreten - ebenso wie Fieber, Hautrötungen oder Schwellungen an der Impfstelle. Auch Impfkomplikationen bis hin zum Tod sind nicht ausgeschlossen, aber extrem selten.

Betroffene können, Ärzte, Heilpraktiker, Gesundheitsämter und Hersteller müssen alle beobachteten Komplikationen dem Paul-Ehrlich-Institut (PEI) in Langen melden. Es ist für die Sicherheit von Impfungen zuständig und analysiert die Verdachtsmeldungen. 1.778 gingen 2011 ein.

Nicht jeder Verdacht bestätigt sich allerdings. Laut Bundesgesundheitsministerium liegt die Zahl der anerkannten Impfschäden in Deutschland im Schnitt bei 34 pro Jahr. Bei knapp 50 Millionen Impfungen, die deutsche Ärzte jährlich Kindern und Erwachsenen in Oberarme oder Pobacken spritzen, ist das eine sehr niedrige Rate. Alleine die Gefahr, an einer Masern-Infektion zu sterben, ist deutlich höher: Immerhin einer von 10.000 Masern-Infizierten überlebt die Krankheit nicht.

Hier macht sich jedoch ein psychologischer Effekt bemerkbar. Während Menschen Pillen schlucken, wenn es ihnen schlecht geht und sie dann auf Heilung hoffen, ist es beim Impfen anders herum: Obwohl der Impfling kerngesund ist, muss er das Risiko eingehen, dass es ihm nach der Impfung schlechter geht als zuvor.

Zudem ist den meisten Menschen heute kaum noch bewusst, vor welchem Leid sie sich und ihre Kinder mit Impfungen bewahren - eben weil die meisten schweren Infektionskrankheiten wie Diphtherie, Wundstarrkrampf oder Kinderlähmung aufgrund von jahrelangen erfolgreichen Impfkampagnen so selten geworden sind.

Nase hochziehen ist gefährlich

Im Volksmund heißt es häufig, Schleim durch die Nase hochzuziehen sei nicht nur unhöflich und unappetitlich, sondern zudem auch gefährlich, da der Schleim sich in den Nasennebenhöhlen einniste. Mediziner Carsten Lekutat widerlegt diese Behauptung ganz klar: nicht das Hochziehen des Schleims, sondern zu kräftiges Schnäuzen birgt Gefahren. Denn der dabei entstehende Druck leitet den Schleim aus der Nase im schlimmsten Fall in die Nebenhöhlen oder durch einen Kanal im Nasen-Rachen-Raum ins Mittelohr. Auch wenn das Naseputzen wohl manierlicher ist, gesünder ist es nicht.

Carsten Lekutat ist Arzt und hat das Buch "Halbwahrheiten der Medizin" geschrieben

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Ungerades Sitzen ist schlecht für den Rücken

Diese Volksweisheit ist nicht wahr. Nicht striktes gerades Sitzen, sondern dynamisches Sitzen ist entlastend für den Rücken. Wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass entgegen der landläufigen Meinung eine um 135 Grad nach hinten geneigte Rückenlehne optimal für den Rücken ist, da die Bandscheiben in dieser Position am meisten geschont werden. Genauso wichtig für die Funktionstüchtigkeit der Gelenke ist allerdings konstante Bewegung, um für die nötige Durchblutung des Knorpel- und Bandscheibengewebes zu sorgen.

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Zähne putzen nach dem Essen beugt Karies vor

Eine landläufige Meinung besagt: „Nach dem Essen das Zähneputzen nicht vergessen!“ Naheliegend ist dies allemal, da sich in harten Zahnbelägen Karies auslösende Bakterien in Hülle und Fülle tummeln. Über die Nahrung aufgenommene Kohlenhydrate werden in Säuren umgewandelt und greifen den Zahn an. Doch laut Dr. Carsten Lekutat ist das sofortige Zähneputzen nach der Nahrungsaufnahme kontraproduktiv. „Wenn wir direkt nach dem Essen munter drauflos schrubben, zerstören wir also mit unserer Zahnbürste nicht die Kariesbakterien, sondern den Zahnschmelz, die wichtigste Schutzschicht der Zähne“, erklärt der Mediziner. Nach einer Mahlzeit sollte man sich also auf den Speichel als natürlichen Bakterienschutz verlassen und frühestens eine halbe Stunde später – wenn die Säure neutralisiert ist - zur Zahnbürste greifen.

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Bei grünem Nasenschleim muss ein Antibiotikum her

Dass man das Ausmaß von Atemwegserkrankungen wie Nasennebenhöhlenentzündungen an der Farbe des Nasenschleims erkennt, ist nichts weiter als ein Mythos. Wie eine britische Studie belegt, wurde bei derartigem Schleim zwar deutlich häufiger ein Antibiotikum verschrieben als bei klarem Ausfluss. Die Art der Erkrankung zeigt dieser jedoch nicht an, da er laut Lekutat sowohl bei bakteriellen als auch viralen Entzünden auftritt. Außerdem trat eine Besserung der Symptome – unabhängig ob Gabe von Antibiotikum oder nicht – immer nach sieben Tagen ein. Über die Notwendigkeit einer Behandlung mit Antibiotikum sagt die Verfärbung also nichts aus. Die meisten Entzündungen klingen ohne ärztliche Therapie nach wenigen Tagen von alleine ab.

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Fingerknacken verursacht Gelenkbeschwerden und Rheuma

Das Knacken mit den Fingern wird als gefährlich deklariert. Ein weit verbreiteter Mythos besagt, es rufe Gelenkbeschwerden oder gar Rheuma hervor. Ganz ungefährlich ist das Knacken zwar nicht, denn es kann Schwellungen am Finger hervorrufen und die Kraft in den Händen verringern. Schädlich für die Gelenke ist das nervöse Zerdrücken der Finger jedoch auch nicht. Zu diesem Ergebnis kamen die Wissenschaftler Castellanos und Axelrod in einer 1990 veröffentlichten wissenschaftlichen Studie. Chirotherapeuten setzen es sogar als Behandlungsmethode gezielt ein, um Blockaden zu lösen, die durch untrainierte Gelenke entstehen. Fingerknacken sorgt also allenfalls für kurzweilige Schwellungen oder kraftlose Hände, nicht aber für rheumaartige Beschwerden. Wer das Knacken als Mittel zum Stressabbau betreibt, kann und sollte aber definitiv auf gesundheitsfördernde Maßnahmen wie zum Beispiel Autogenes Training oder Yoga zurückgreifen.

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Ein Schnaps nach dem Essen regt die Verdauung an
Dieser Glaube zählt zu den meist verbreiteten. Fakt ist jedoch: Alkohol hemmt die Verdauung. Er lenkt die Leber vom Verdauen der Speisen ab und behindert sogar die Magenentleerung. "Bei Völlegefühl ist ein Spaziergang oder ein warmer Tee sinnvoll. Vorbeugend hilft natürlich auch, maßvoll zu essen", weiß Thomas Meier, Gastroenterologe am Diagnostik Zentrum Fleetinsel Hamburg.

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Wechselduschen stärken das Immunsystem

„Das Wasser ist mein bester Freund und wird es bleiben bis ich sterbe“, sagte einst Sebastian Anton Kneipp, der Erfinder der bekannten Wasserkur. Von Medizinern bewiesen ist zumindest, dass Wechselduschen einen positiven Effekt auf das Immunsystem haben. Eine Studie der Universität Jena kam zu dem Ergebnis, dass Patienten mit chronischer Bronchitis nach einer zehnwöchigen Wasseranwendung nach Kneipp eine um 13 Prozent gestärkte Immunabwehr entwickelt hatten und die Zahl der Infektionen zurückging.

Außerdem sprechen Forscher von einem „Lerneffekt des Körpers“. Durch das Gewöhnen an Temperaturwechsel kann der Organismus auch besser mit ihnen umgehen. Regelmäßige Wechselduschen wirken sich laut Facharzt Carsten Lekutat dreifach positiv aus: sie beleben, stärken das Immunsystem und mindern das Infektionsrisiko.

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Beim Sprung ins kalte Wasser bleibt das Herz stehen
„Einem gesunden Herzen kann der Sprung ins kalte Wasser nichts anhaben. Sonst wäre auch vom kalten Bad nach dem Saunagang abzuraten.

Menschen mit Gefäß- und Herzerkrankungen sollten den plötzlichen Temperaturwechsel jedoch vermeiden, da dabei Herz und Kreislauf zu stark beansprucht werden könnten“, erklärt Thomas Stein, Kardiologe und ärztlicher Direktor am Diagnostik Zentrum Fleetinsel. Allgemein ist es ratsam, sich langsamer abzukühlen, um den Kreislauf nicht unnötig zu belasten.

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Cola und Salzstangen helfen bei Durchfall

Bei Durchfall verliert der Körper Flüssigkeit und Mineralien, die schnell wieder zugeführt werden sollten. Salzstangen und Cola sind dafür allerdings nicht optimal: Das Koffein in der Cola kann besonders bei Kindern den Durchfall noch verstärken. Zu viel Zucker entzieht dem Körper weiteres Wasser sowie Kalium, wie eine Studie des "Internal Journal of Clinical Practice" zeigt. Besser eignen sich leicht gesüßte Tees und Elektrolytelösung aus der Apotheke.

Auch die Salzstangen bringen nicht viel, Zwieback hilft dem Körper besser, wieder zu Kräften zu kommen.

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Schnarchen nervt, ist aber unbedenklich
Gelegentliches oder erkältungsbedingtes Schnarchen ist unbedenklich. Regelmäßige Schnarcher sollten sich aber von einem Arzt durchchecken lassen: „Beim krankhaften Schnarchen verengt sich der Rachen stark und es gelangt nur wenig Luft in die Lunge. Das löst Atemaussetzer aus – ohne, dass der Schlafende dies bemerkt. Die verringerte Sauerstoffzufuhr führt zu einer Unterversorgung des Gehirns und anderer Organe“, warnt Tomas Stein, Kardiologe und ärztlicher Direktor am Diagnostik Zentrum Fleetinsel Hamburg.

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Obst und Gemüse schützen vor Krebs

Wer sich gesund ernährt und mehr Gemüse als Fleisch isst, der tut seinem Körper etwas Gutes. Doch ein konkreter Schutz vor Krebs ist das nicht. Das ergab eine Studie von Hsin-Chia Hung und Walter Willet von der Harvard University Boston, die im "Journal of the National Cancer Institute" veröffentlicht wurde. Die Probanden, die mehr Obst und Gemüse aßen, hatten jedoch ein geringeres Herzinfarktrisiko.

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Dunkle Schokolade macht nicht so dick

Das stimmt leider nicht. Egal, wie dunkel die Schokolade ist, sie besteht in erster Linie aus Kakaobutter, Zucker und Kakaomasse. Im Gegensatz zu Milchschokolade enthält dunkle Schokolade keine Milch, folglich auch keinen Milchzucker - und auch insgesamt meist weniger zugesetzten Zucker. Die Kalorienzahl ist durch den hohen Fettgehalt aber vergleichbar mit der der Milchschokolade.

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Kaffee trocknet den Körper aus

Nein, Kaffee entzieht dem Körper kein Wasser. Koffein wirkt allerdings harntreibend: Wer viel Kaffee trinkt, muss also öfter die Toilette aufsuchen. Das bedeutet aber nicht, dass er dabei mehr Flüssigkeit verliert, als er mit dem Bürokaffee aufgenommen hat.

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Wasser und Steinobst zusammen verursachen Bauchschmerzen
Früher stimmte das. Das Trinkwasser enthielt häufig Bakterien, die in Kombination mit dem Obst im Magen zu gären begannen. Die Folge waren Beschwerden wie Bauch- und Magenschmerzen. „Bei der heutigen Trinkwasserqualität in Deutschland ist das jedoch nicht mehr zu befürchten“, erklärt Thomas Meier, Gastroenterologe am Diagnostik Zentrum Fleetinsel Hamburg.

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Pro Tag zwei Liter Wasser trinken

Es ist richtig, dass der Mensch "ausreichend" Flüssigkeit braucht. Er muss aber nicht zwangsläufig zwei Liter in Form von Wasser trinken. Auch Obst, Gemüse und Milchprodukte enthalten Flüssigkeit. Außerdem hängt der Flüssigkeitsbedarf von vielen Faktoren ab, etwa wie heiß es ist, wie viel der Mensch wiegt und ob man sich körperlich stark anstrengt. Pauschal eine Menge von zwei Litern zu empfehlen, ist wenig sinnvoll. Zu viel Wasser kann dem Körper auch schaden. Wer ein normales Durstgefühl hat, nimmt automatisch genug Flüssigkeit zu sich.

>> Hier finden Sie die wichtigsten Tipps zum richtigen Trinken.

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Jodmangel schädigt die Schilddrüse
Obwohl sie sehr klein ist, ist die Schilddrüse eines der wichtigsten Organe im menschlichen Körper. Um reibungslos zu arbeiten, benötigt sie Jod. Das ist nicht nur im bekannten Jodsalz und damit hergestellten Produkten, sondern vor allem in Seefisch enthalten. „In der Regel nehmen wir über die Nahrung ausreichend Jod auf. Spezielle Präparate können unterstützend wirken. Darüber entscheidet jedoch am besten ein Arzt. Schaden nimmt die Schilddrüse nur bei einem extremen, langanhaltenden Jodmangel“, erläutert Thomas Meier, Gastroenterologe am Diagnostik Zentrum Fleetinsel Hamburg.

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Eier erhöhen den Cholesterinspiegel

Cholesterin ist ein lebensnotwendiger, natürlicher Stoff und kein Schadstoff. Der Körper produziert selbst Cholesterin und stoppt die Produktion, wenn zu viel Cholesterin in Form von Nahrung aufgenommen wird. Nur wer eine Cholesterin-Stoffwechselstörung hat muss auf seine Ernährung achten. Alle anderen können so viele Frühstückseier essen, wie sie wollen.

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Cholesterin schädigt das Herz
Die Cholesterinart ist entscheidend: Das schädliche LDL-Cholesterin lagert sich in den Gefäßwänden ab. In erhöhter Form können diese Fetteinlagerungen Arteriosklerose und Herzkrankheiten begünstigen. HDL-Cholesterin dagegen löst das Fett wieder aus den Gefäßwänden und transportiert es aus dem Körper. Die Konzentration des HDL-Werts sollte deshalb wesentlich höher liegen. „Ab welchem Wert ein LDL-Cholesterin-Spiegel bedenklich erhöht ist, hängt vom Einzelfall ab. Präventiv wirken eine ausgewogene, fettarme Ernährung und ausreichend Bewegung“, sagt Tomas Stein, Kardiologe und ärztlicher Direktor am Diagnostik Zentrum Fleetinsel.

>> Zehn wissenswerte Fakten rund um Cholesterin und andere Fette finden Sie hier.

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Im Alter wächst Krebs langsamer
„Hier trifft oft das Gegenteil zu, Krebs kann im Alter aggressiver und schneller wachsen“, erklärt Thomas Meier, Gastroenterologe am Diagnostik Zentrum Fleetinsel Hamburg. Der Grund: Bei vielen älteren Menschen sind die Abwehrkräfte bereits durch andere Erkrankungen geschwächt – der Körper hat den Krebszellen dadurch nicht mehr so viel entgegenzusetzen. Dabei spielt aber auch die Krebsart eine wichtige Rolle.

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Salz ist ungesund

Das stimmt nur, wenn Sie zu den sogenannten salzsensitiven Menschen zählen. Bei denen kann der häufige Genuss von stark gesalzenen Speisen zu einem Anstieg des Blutdrucks führen. Betroffen ist etwa jeder vierte Deutsche. Da die Mehrheit der Menschen also nicht salzsensitiv ist, müssen sie auch nicht auf Salz verzichten.

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Mehrere kleine Mahlzeiten sind besser

Immer wieder hört man, es sei besser fünf kleine Mahlzeiten zu sich zu nehmen, als die drei großen Klassiker Frühstück, Mittag- und Abendessen. Im Grunde ist es völlig egal, wann man isst. Wer mit fünf „kleinen“ Mahlzeiten am Tag abnehmen möchte, läuft jedoch schnell Gefahr, zu viele Kalorien aufzunehmen. Wer sich an feste Mahlzeiten hält, behält besser den Überblick über die Gesamtmenge der aufgenommenen Kalorien.

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Am Abend essen macht dick

Ob wir zu- oder abnehmen liegt an der Menge der Kalorien, die wir zu uns nehmen und nicht am Zeitpunkt der Nahrungsaufnahme. Mehrere Studien haben widerlegt, dass Stoffwechselvorgänge am Abend ruhen und daher, wer abends mehr isst, schneller dick wird.

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Der Mensch nutzt nur einen Bruchteil seines Gehirns

Zwar keine Ernährungsweisheit, aber ein Gesundheitsmythos ist, dass der Mensch gar nicht die volle Leistung des Gehirns ausschöpfe. Einmal heißt es 10 Prozent, ein andermal 25 Prozent. Mehr unserer Hirnkapazitäten nutzen wir nicht? Doch, tatsächlich nutzt der Mensch alle Bereiche seines Gehirns. Untersuchungen haben gezeigt, dass es keine inaktiven Teile gibt. So verführerisch der Gedanke an noch ungenutzte Areale und Möglichkeiten wie Telepathie und Telekinese sein mag, sie bleiben Fantasterei.

>> Hier finden Sie weitere spannende Mythen rund um unser Gehirn.

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Von wegen Kinderkrankheit

Masern-Ausbrüche häufen sich wieder

2. "Die vielen Impfungen sind ein Grund für die Zunahme von Allergien"

Obwohl der Zusammenhang zwischen Allergien und Impfungen immer wieder angeführt wird, ließ er sich bisher wissenschaftlich nicht belegen. Es scheint eher eine gleichzeitige, aber unabhängige Entwicklung zu sein - wie beim Geburtenrückgang und dem Verschwinden der Störche: Seit Kinderschutzimpfungen in den Fünfzigerjahren ihren Siegeszug antraten, sind auch Allergien auf dem Vormarsch.

Gegen die Vermutung, dass Impfungen die Ursache von Allergien sind, spricht zudem eine innerdeutsche Beobachtung: In der DDR, wo Impfpflicht bestand, gab es kaum Allergien. Erst als die Impfraten nach der Wende auch in Ostdeutschland deutlich sanken, nahmen dort die Allergien zu.

Führende Allergologen wie der inzwischen emeritierte Berliner Charité-Professor Ulrich Wahn haben trotzdem seit Jahren den Verdacht, "dass ein bisschen krank sein gar nicht schlecht ist, um Allergien zu vermeiden". Dann sei "das Immunsystem mit wirklich wichtigen Dingen beschäftigt, statt sich auf Feinde zu stürzen, die keine sind". Impfungen vor gefährlichen Krankheiten seien dennoch unverzichtbar.

Im Jahr 2013 verstarben in Deutschland insgesamt 893.825 Menschen, davon 429.645 Männer und 464.180 Frauen. Wie das Statistische Bundesamt mitteilt, ist damit die Zahl der Todesfälle gegenüber dem Vorjahr um 2,8 Prozent angestiegen.

Durch einen Suizid beendeten 10.076 Menschen ihr Leben, wobei der Anteil der Männer mit 73,9 Prozent fast dreimal so hoch war wie der Anteil der Frauen mit 26,1 Prozent.

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In 10.842 Fällen (4 972 Männer und 5 870 Frauen) war ein Sturz die Ursache für den Tod.

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Bestimmte infektiöse und parasitäre Krankheiten waren für 18.475 Sterbefälle verantwortlich.

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3,8 Prozent aller Todesfälle waren auf eine nicht natürliche Todesursache wie zum Beispiel eine Verletzung, einen Unfall oder eine Vergiftung zurückzuführen (34.133 Sterbefälle).

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Eine deutliche Zunahme um 16,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr ist bei den Psychischen und Verhaltensstörungen festzustellen. Hieran verstarben 2013 insgesamt 36.117 Menschen, davon 14.241 Männer und 21.876 Frauen. In 80 Prozent dieser Sterbefälle war eine Demenzerkrankung die Todesursache.

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Die Zahl der Sterbefälle infolge von Krankheiten des Verdauungssystems betrug im vergangenen Jahr 40.112. Das entspricht einer Rate von 4,5 Prozent.

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An einem akuter Herzinfarkt starben im Jahr 2013 insgesamt 54.538 Menschen. Davon waren 56,1 Prozent Männer und 44,9 Prozent Frauen. Damit ist der Herzinfarkt, der zur Gruppe der Herz-/Kreislauferkrankungen gehört, die vierthäufigste Todesursache in Deutschland.

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Auf Platz drei der häufigsten Todesursachen in Deutschland folgen Krankheiten des Atmungssystems mit 7,3 Prozent beziehungsweise 64.918 Sterbefällen.

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Zweithäufigste Todesursache waren sowohl 2012 als auch 2013 die Krebserkrankungen: Ein Viertel aller Verstorbenen (223.842 Menschen) erlag im Jahr 2013 einem Krebsleiden, darunter 127.748 Männer und 102.094 Frauen. Bei Männern waren die bösartigen Neubildungen der Verdauungsorgane beziehungsweise der Atmungsorgane die am häufigsten diagnostizierten Krebsarten. Frauen waren ebenfalls am häufigsten von einer bösartigen Neubildung der Verdauungsorgane betroffen. Häufigste Einzeldiagnose bei den Krebserkrankungen von Frauen war jedoch der Brustkrebs.

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Eine Herz-/Kreislauferkrankung ist die häufigste Todesursache in Deutschland - daran hat sich nichts geändert. 2012 wurden 40,2 Prozent aller Sterbefälle (insgesamt 349.217) durch eine solche Erkrankung verursacht, 2013 waren 39,7 Prozent aller Sterbefälle darauf zurückzuführen. Von den 354.493 Menschen, die an einer Herz-/Kreislauferkrankung verstarben, waren 153.309 Männer und 201.184 Frauen. 92 Prozent der an einer Krankheit des Herz-Kreislaufsystems Verstorbenen waren 65 Jahre und älter.

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3. "Impfungen sind die Ursache von Autismus und multipler Sklerose"

Dass Impfungen für schwerste Leiden wie die Nervenentzündung multiple Sklerose (MS), die chronische Darmentzündung Morbus Crohn oder psychische Erkrankungen wie den Autismus verantwortlich sein könnten, ließ sich nach Einschätzung des PEI bislang nicht nachweisen. Die einzige Studie, die einen klaren Zusammenhang zwischen MS und der Impfung gegen Hepatitis B belegt haben will, beurteilt die Weltgesundheitsorganisation kritisch, weil sie methodische Mängel aufweise und beispielsweise zu wenig Fälle betrachte. Eine sehr ähnliche, methodisch bessere Studie konnte keinen Zusammenhang entdecken.

Platz 10: Uterus myomatosus

Knapp zwei Drittel aller Fehler, die von den Gutachterkommissionen und Schlichtungsstellen der Bundesärztekammer anerkannt wurden, ereigneten sich in Krankenhäusern. Auf Platz 10 der dort am häufigsten fehlbehandelten Krankheiten ist Uterus mymatosus. Dahinter verbergen sich Myome der Gebärmutter, die am häufigsten gutartigen Tumore bei Frauen.
21 Mal behandelten Krankenhaus-Ärzte diese Krankheit vergangenes Jahr falsch.
Woran die zahlreichen Fehler in Krankenhäusern liegen, hat die WirtschaftsWoche bereits im April analysiert.

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Platz 9: Gallenstein

23 Mal wurden in Krankenhäusern Gallensteine, also Cholelithiasis, falsch behandelt.

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Platz 8: Oberflächliche Verletzungen

Wunden und Schrammen wurden in deutschen Krankenhäusern 26 mal falsch behandelt – womit sie auf Platz 8 landen.

Bei Fehlbehandlungen in Arztpraxen erreichen oberflächliche Verletzungen Platz 10. Niedergelassene Ärzte behandelten sie nur zehn Mal falsch.

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Platz 7: Handfraktur

Knochenbrüche an der Hand behandelten Krankenhausärzte vergangenes Jahr 30 Mal falsch. Damit erreichen Handfrakturen Platz 7.

Bei Fehlbehandlungen durch niedergelassene Ärzte erreichen Handfrakturen Platz 8. Sie behandelten diese Knochenbrüche zwölf Mal falsch.

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Platz 6: Schulter- und Oberarmfraktur

Nur einmal mehr fuschten Krankenhaus-Ärzte bei Brüchen an Schulter und Oberarm: Hier gab es 31 Fehlbehandlungen.

Bei niedergelassenen Ärzten kommen  Fuschereien in diesem Bereich gar nicht in den Top 10 vor.

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Platz 5: Unterschenkel- und Sprunggelenkfraktur

Ganze 21 Mal häufiger wurden Brüche an Unterschenkel- und Sprunggelenken falsch therapiert. Hier gab es in deutschen Krankenhäusern 52 Fehlbehandlungen.

In Praxen gab es bei Unterschenkel- und Sprunggelenkfrakturen sogar mit 15 Fällen die zweithäufigsten Fehlbehandlungen.

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Platz 4: Oberschenkelfraktur

Mit 63 Fuschereien in Krankenhäusern landen Oberschenkelfrakturen auf Platz 4.

In niedergelassenen Praxen kommen Oberschenkelfrakturen nicht in den Top 10 der Fehlbehandlungen vor.

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Platz 3: Unterarmfraktur

Falsch therapierte Brüche des Unterarms kamen mit 65 Fällen am dritthäufigsten vor.

Bei Arztpraxen gab es 16 Fehlbehandlungen von Unterarmfrakturen – womit sie dort Platz 1 belegen.

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Platz 2: Arthrose der Kniegelenke

Krankenhausärzte behandelten den schmerzhaften Verschleiß der Kniegelenke vergangenes Jahr 71 Mal falsch. Damit gab es dort die zweithäufigsten Fuschereien.

In niedergelassenen Arztpraxen belegt falsch behandelte Kniegelenksarthrose nur Platz 9 mit elf Fällen.

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Für Aufsehen sorgte eine 1998 im renommierten Fachblatt "The Lancet" veröffentlichte Studie des britischen Kinderarztes Andrew Wakefield. Sie schien zu beweisen, dass die Dreifach-Impfung gegen Masern, Mumps und Röteln der Auslöser für Autismus sei. Auch Wakefield wurden methodische Mängel vorgehalten, aber es kam noch schlimmer. Im Jahr 2004 wurde bekannt: Wakefield hatte sich die Studie mit 55.000 britischen Pfund von Anwälten finanzieren lassen, die Eltern von autistischen Kindern bei ihren Klagen gegen die Hersteller des MMR-Impfstoffs vertraten.

Weil er diesen Interessenkonflikt weder "The Lancet" noch seinen Mitforschern mitgeteilt hatte, zog die Zeitschrift den Artikel schließlich zurück.

Was Supplemente wirklich bringen

Leere Versprechen um Vitaminpillen

von Meike Lorenzen

DUMENZ

Beschreibung:

Fehlendes Erinnerungsvermögen, auf welche Anredeform man sich mit erfolgreich verdrängten Kollegen einst geeinigt hatte

Diagnose:

Leichte Form: Die Erkrankten stehen offen zu ihrem Leiden: „Waren wir eigentlich beim Du?“

Schwere Form: Konsequente Verwendung von Indefinitpronomen: „Man hat sich ja schon lange nicht mehr gesehen! Wie geht‘s einem denn so?“

Behandlungsmöglichkeit:

Gegen Dumenz wurde bislang leider kein wirksames Sierum gefunden.

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AKW – ABKÜRZUNGSWAHN

Symptome:

„Wir möchten Sie darum bitten, f. QX-Vorgänge künft. ausschl. den Vordr. PD zu verwenden! Form. TJ gilt somit nur noch f. NF-, VB-, UL u. FiK-Aktivit. der FB FK, SO u. HÜ, die NICHT über ein CR abgew. werden können (m. Ausn. v. LM- u. AA-Prozessen)! Bei Fr. wenden Sie sich über die SeS (Maske QU) an den f. Sie zust. FU od. CK. EOM. MfG, FE“

Verwandte Krankheiten:

Fachidiotie, Tastenneurose

Behandlungsmöglichkeit:

Ausschr. d. Worte.

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CHARTWAHN

Beschreibung:

Unvermögen, Dinge ohne Balken-, Linien- oder Kreisdiagramme zu verstehen

Verbreitung:

Der Chartwahn tritt fast ausschließlich im höheren Management bzw. auf Geschäftsführer- oder Vorstandsebene auf.

Behandlungsmöglichkeit:

Malen nach Zahlen

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FLOSKELIE

Beschreibung:

Maßlose Verwendung inhaltsleerer Sprachhülsen, oft in Kombination mit pathologischer Unlustigkeit

Symptome:

Gerne gratulieren Erkrankte mit den Worten „Herzlichen Glühstrumpf“, stücken ein Rück oder müssen mal für kleine Königstiger. Dabei holen sie gerne noch weitere Kollegen mit ins Boot.

Sie verbringen ihre Arbeitstage zum Bleistift damit, grüne Wiesen auf dem Schirm zu haben, Klarheiten zu beseitigen und gemeinsam mit anderen Pfarrerstöchtern Projekte einzutüten.

Klappen die Erkrankten gegen 17 Uhr ihre Schlepptops endlich zu, verabschieden sie sich mit „Tschüssikowski!“

Verwandte Krankheit:

Verbaler Durchfall

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HEIMWEH

Beschreibung:

Quälende Sehnsucht nach den eigenen vier Wänden oder dem eigenen Balkon; beginnt in der Regel mit dem Betreten des Firmengebäudes

Verstärkende Faktoren:

Schönes Wetter und sportliche Großereignisse während der Arbeitszeit

Behandlungsmöglichkeit:

Home-Office, Urlaub, Vorruhestand, Lottogewinn

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KATEGORISCHER KONJUNKTIV

Beschreibung:

Verbale Arbeits- und Verantwortungsvermeidungsstrategie; äußert sich durch die inflationäre Verwendung von Indefinitpronomen und Konjunktiven

Symptome:

In E-Mails und Besprechungen häufen sich Formulierungen wie „irgendjemand müsste“, „man sollte“ oder „einer könnte ja mal“.

Verwandte Krankheit:

Dumenz

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KLEBTOMANIE

Meist beginnt die Klebtomanie mit einem einzigen am Rahmen des Monitors angebracht Klebezettel, auf den der Betroffene Dinge wie „Chef anrufen“ schreibt. Da sich aus dem Telefonat mit dem Vorgesetzten gleich mehrere wichtige To-Do‘s ergeben, werden diese umgehend auf weiteren Zetteln notiert, die der Erkrankte anschließend an die (noch) freien Stellen am Bildschirmrand anheftet. Unglücklicherweise fehlt aufgrund der Dringlichkeit der Aufgaben jedoch die Zeit, nicht mehr benötigte Notizen zu entfernen – der Beginn eines fatalen Teufelskreislaufs (daher die Redewendung „sich verzetteln“).

Behandlungsmöglichkeit:

Hirn einschalten, und nicht jeden Blödsinn sofort aufschreiben!

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MONTAGSDEPRESSION

Beschreibung:

Kalenderbedingte Antriebshemmung

Verbreitung:

Tritt vorwiegend nach Sonntagen auf.

Folgeerscheinungen:

Dienstagskoma, Mittwochsträgheit, Donnerstagslethargie, Freitagsflaute

Behandlungsmöglichkeit:

Vier-Tage-Woche.

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PARETONTOSE (DT. 80/20-DEFEKT)

Beschreibung:

Vom italienischen Soziologen Vilfredo Pareto entdecktes krankhaftes Ungleichgewicht bei der Verteilung von Arbeit und Gehältern.

Symptome:

1.) 80 % aller anstehenden Aufgaben im Unternehmen werden von 20 % der Belegschaft erledigt.

2.) 20 % der Mitarbeiter streichen 80 % der Gesamtsumme aller Löhne und Gehälter ein.

Behandlungsmöglichkeit:

Nicht weiter drüber nachdenken.

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VERBALER DURCHFALL

Beschreibung:

Lautstarkes Austreten von Hirnfürzen

Verbreitung:

Überdurchschnittlich oft tritt die Krankheit während Besprechungen und Konferenzen zutage.

Verbaler Durchfall gehört – über alle Hierarchieebenen hinweg – zu den am weitest verbreiteten Bürokrankheiten.

Behandlungsmöglichkeit:

Keine

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4. "Eine Krankheit zu durchleben stärkt den Körper"

Gerade in anthroposophischen Kreisen gelten Krankheiten als Wert an sich, die den Körper stärken und reinigen. Aus wissenschaftlicher Sicht gibt es aber keinerlei Beleg dafür, dass der Körper an einer Krankheit wächst, sagen Impfbefürworter wie Hengel, der auch Mitglied der vom Robert Koch-Institut einberufenen Ständigen Impfkommission (STIKO) ist. Denn wer sich mit Masern oder irgendeiner anderen ansteckenden Krankheit infiziert und es ohne Schaden überlebt, sei anschließend nicht gestärkt oder gereinigt, sondern lediglich immun gegen eine weitere Maserninfektion - "nicht mehr und nicht weniger".

Medikamente, Impfstoffe und Co.

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von Susanne Kutter

5. "Eine staatlich verordnete Impfpflicht grenzt an Körperverletzung"

Auch wenn die Wissenschaftler sich darüber einig sind, dass der Nutzen von Impfungen die Risiken bei Weitem überwiegt - eine Impfpflicht, wie sie bis zur weltweiten Ausrottung der Pocken im Jahr 1979 galt, ist dennoch eine rechtlich heikle Sache. Denn in Deutschland schützt das Grundgesetz das Recht jedes Einzelnen auf körperliche Unversehrtheit. Das heißt im Zweifelsfall, dass jeder auch ein Recht darauf hat, nicht geimpft zu werden.

Gerade die Pockenimpfpflicht, die 1807 in Bayern und nach einer Pockenepidemie mit 125.000 Toten 1874 in ganz Deutschland eingeführt wurde, ist eine der Ursachen der tief verwurzelten Angst vor Impfungen. Denn tatsächlich war dieser Impfstoff alles andere als gut verträglich. Solange die Gefahr der tödlichen Seuche aber noch bestand, war eine generelle Impflicht verfassungsgemäß, wie das Bundesverwaltungsgericht 1959 entschied. Demnach hat jeder Bürger ein Recht auf Impfung, auch die Kinder von impfkritischen Eltern.

Für Beda Stadler, den Direktor des Instituts für Immunologie der Universität Bern, ist das gut so: "Die Kinder entscheiden nicht selber, allenfalls krank zu werden, sondern ihre Eltern. Das ist eine Zumutung." Was ihn zudem stört: "Wir haben schlicht die Freiheit nicht, einen anderen Menschen mit einer ansteckenden Krankheit zu beglücken." Wer das in Kauf nehme, handle "unverantwortlich und egoistisch".

Wollte Bundesgesundheitsminister Bahr nun eine Impfpflicht für die Masern einführen, um die Bürger zur Räson zu bringen, könnte er sich auf das Infektionsschutzgesetz berufen, erläutert Ulrich Gassner, der Direktor des Instituts für Bio-, Gesundheit- und Medizinrecht an der Universität Augsburg. Das ermächtige ihn, durch Rechtsverordnung mit Bundesrats-Zustimmung anzuordnen, dass bedrohte Teile der Bevölkerung an Schutzimpfungen teilzunehmen haben, wenn eine Epidemie drohe.

Das Ziel, die Masern weltweit auszurotten, reiche aber nicht als Begründung, sagt Gassner. Er empfiehlt deshalb eine "starke demokratische Legitimation", etwa durch einen Parlamentsbeschluss.

6. "Es wird viel zu viel geimpft - Daran verdient nur die Pharmaindustrie"

Insgesamt machten Impfstoffe mit gut einer Milliarde Euro im Jahr 2011 nur 3,58 Prozent der gesetzlichen Krankenkassenausgaben für Arzneimittel in Deutschland aus. Es ist ein Nischenmarkt. Auch der Vorwurf, die Mehrfachimpfungen seien die Lizenz zum Gelddrucken, trifft nicht wirklich: Sie sind sogar etwas günstiger als Einzelimpfungen. So kostet etwa der Vierfach-Impfstoff gegen Masern, Mumps, Röteln und Windpocken von GlaxoSmithKline (GSK) 100,13 Euro. Verkauft der Hersteller aber die Dreifachimpfung MMR zu 51,11 Euro und die gegen Windpocken für 58,49 Euro, bekäme er in Summe 109,60 Euro. Den Kindern bleibt durch die Vierfachimpfung ein unangenehmer Piekser erspart.

Die Tatsache, dass GSK im vorigen Jahr auf politischen Druck hin den Krankenkassen 67 Prozent Nachlass auf den saisonalen Grippeimpfstoff gewähren musste und ihn nun zum Preis einer Schachtel Zigaretten verkauft, zeigt allerdings, dass die Margen beträchtlich sind. Auch wenn der Konzern nun jammert, dass weitere Kostenschnitte die Impfstoffproduktion bald zum Zuschussgeschäft werden ließen.

Neue Impfungen - vor allem für Erwachsene - machen das Ganze nun endgültig zu einem Milliardengeschäft, wie eine Marktstudie von Frost & Sullivan belegt. Tatsächlich erzielte Pfizer 2012 mit Prevenar 13 gegen Lungenentzündungen einen Umsatz von 3,7 Milliarden Dollar. Und Gardasil, der Impfstoff für junge Erwachsene gegen Gebärmutterhalskrebs bescherte Merck & Co. und Sanofi Pasteur MSD 1,9 Milliarden Dollar im Jahr 2012.

Dass Unternehmen mit ihren Produkten Geld verdienen, findet STIKO-Mitglied Hengel nicht schlimm. Was er beobachtet, ist aber Folgendes: Die Hersteller setzen gerade bei den preiswerten Impfstoffen der Grundversorgung darauf, ein und dasselbe Produkt über Jahrzehnte in Massen zu verkaufen, ohne es weiter zu verbessern. Dabei sieht Hengel für viele Impfstoff noch großen Verbesserungsbedarf.

Doch ausgerechnet seine Ständige Impfkommission beschert Firmen einen dauerhaften, von den Kassen finanzierten Massenabsatz. Frei nach dem Motto: Einmal von der STIKO empfohlen, immer empfohlen. Hengel gibt zu: "Das jetzige System bietet kaum Anreiz für Innovationen."

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