SpaceX, Nasa, Boeing Die neue staatlich-private Raumfahrt in den USA

Die USA wollen wieder vorne mitspielen bei den Reisen ins All: Neun Astronauten sollen im kommenden Jahr von den USA aus zur Internationalen Raumstation ISS aufbrechen. Quelle: AP

Gemeinsam mit SpaceX und Boeing will die Nasa demnächst wieder Astronauten vom US-Boden aus ins All bringen. Sie sieht darin Fortschritte für die inländische Raumfahrtindustrie, Trump seine „Space Force“.

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Adé Sojus: Neun Astronauten sollen im kommenden Jahr von den USA aus zur Internationalen Raumstation ISS aufbrechen - und damit nicht mehr auf Sitze in den russischen Raumschiffen angewiesen sein. Nasa-Chef Jim Bridenstine gab am Freitag erfreut bekannt: „Zum ersten Mal seit 2011 sind wir kurz davor, amerikanische Astronauten in amerikanischen Raketen von amerikanischem Boden abheben zu lassen.“ US-Präsident Donald Trump verknüpfte die Ankündigung mit Werbung für die von ihm gewünschte „Space Force“.

Im kommenden Frühjahr oder Sommer sollen die Astronauten von Cape Canaveral in Florida zur ISS abheben. Die Raumschiffkapseln SpaceX Dragon und Boeing Starliner sollen in einer ersten Runde fünf Männer und Frauen, in der zweiten Runde weitere vier ins All bringen. Derzeit bezahlen die Vereinigten Staaten bis zu 82 Millionen Dollar an Russland, um einen Platz in einer Sojus-Kapsel zu bekommen.

Er sei sicher, dass die Erfahrung gut werde, sagte der frühere Nasa-Astronaut und jetzige Boeing-Mitarbeiter Chris Ferguson über den Plan, im kommenden Jahr erneut ins All zu fliegen. Er war Kommandant des letzten US-Flugs 2011. „Als Testpilot wird es kaum besser als das hier“, sagte auch Astronautin Nicole Aunapu Mann, eine Marinefliegerin, die an Bord der Starliner ihren ersten Trip ins All erleben soll. „Wir läuten eine neue Ära der amerikanischen Raumfahrt ein“, sagte sie.

Seit einiger Zeit hat Trump eine sogenannte Space Force im Visier, einen neuen Zweig der US-Armee, der aus Sicht des Präsidenten die amerikanische Dominanz im All garantieren soll. Im Pentagon stieß seine Idee bislang auf Ablehnung. Verteidigungsminister James Mattis etwa sagte, eine „Space Force“ verursache zu viele Kosten und zu viel Bürokratie. Tatsächlich aber ist der Krieg im All nicht nur Stoff für Hollywoodfilme. Nach US-Geheimdiensterkenntnissen treiben Russland und China den Bau „nicht-zerstörerischer und zerstörerischer“ Anti-Satelliten-Waffen voran, die in einem künftigen Konflikt zum Einsatz kommen könnten.

Besonders kritisch wird von Experten gesehen, dass die USA zunehmend abhängig von Satelliten sind, die im Weltraum nur schwer geschützt werden können. Sie stellen Kommunikation, Navigation und andere Dienste bereit, die wesentlich für Militär und Wirtschaft sind. Während Amerika beim Thema Raumfahrt und -forschung lange Vorsprung hatte, wird es nun oftmals als Achillesferse der Nation betrachtet.

Das Pentagon hat bereits eingeräumt, die Verteidigung von US-Wirtschafts- und Sicherheitsinteressen im All benötige eine Generalüberholung. In der kommenden Woche will die US-Regierung eine Studie über ein etwaiges neues Raumfahrtkommando veröffentlichen. Dieses Kommando würde bereits bestehende militärische Möglichkeiten im All koordinieren - etwa im Satellitenbereich. Es wäre kein eigener Zweig der US-Armee. „Im Moment liegt kein konkreter Vorschlag auf dem Tisch, wie eine Space Force aussehen könnte oder was sie tun würde“, sagt auch Brian Weeden, ein Veteran der Air Force und Direktor der Organisation Secure World Foundation. Die Gruppe wirbt für eine friedliche Nutzung des Weltraums. Deborah James, Chefin der Air Force unter Ex-Präsident Barack Obama, erklärte jüngst zudem, eine Space Force sei bei Sorgen um die US-Weltraumabwehr nicht das Richtige. Zur Verdeutlichung sagte sie, wenn man die Logik eines eigenen Weltraumdienstes auf andere Bereiche des US-Militärs übertragen würde, müsste man beispielsweise auch über einen einzelnen Zweig für Nuklearwaffen nachdenken und dafür das Arsenal von Luftwaffe und Marine kombinieren. Das erwäge aber niemand, so James. „Wer an die Kosten denkt, für den ist die Space Force keine Antwort.“

Am Freitag ließ sich Trump von solchen Ansichten scheinbar nicht beeinflussen. Via Twitter erklärte er, unter seiner Regierung erlebe die Nasa ein „großes Comeback“. „Wir haben die größten Anlagen der Welt und jetzt erlauben wir es dem Privatsektor, für deren Benutzung zu zahlen. Aufregende Dinge geschehen. Space Force!“

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