IT-Lösungen für den Mittelstand: Aus dem Keller in die Cloud

Vorbei sind die Zeiten, als Unternehmens-EDV als heterogenes Sammelsurium verschiedener Systeme ein ungestörtes Kellerdasein fristete. Immer mehr Mittelständler trauen sich in die Cloud. Doch nicht für jeden ist die Datenwolke die passende Lösung.
Wachsende Nachfrage hier, stagnierende Volumen dort. Automobilzulieferer wie Automotive Lighting, Hersteller von Scheinwerfern und Rückleuchten, müssen heute flexibel auf wechselnde Marktanforderungen reagieren können. Das zeigt sich auch bei der IT: Seit die heute an 21 Standorten weltweit tätige Unternehmensgruppe 1999 als Joint-Venture von Bosch K2 Lichttechnik und Magneti Marelli gegründet wurde, setzt man für die EDV in der Firmenzentrale im baden-württembergischen Reutlingen neben Inhousebetrieb auch auf Outsourcing-Lösungen: Die EDV-Infrastruktur befindet sich in Rechenzentren externer Anbieter, die sich auch um den Support kümmern – was die Personalkosten für interne IT-Mitarbeiter beim Automobilzulieferer erheblich senkt.
Für Teile der ERP-Unternehmenssoftware und Datentransfers via EDI-Schnittstellen greift Automotive Lighting heute sogar auf ein Cloud-Modell zurück: Die Anwendungen liegen in einer sogenannten Private Cloud, einer auf das Unternehmen zugeschnittenen Datenwolke, die Datensicherheit bei gleichzeitig hoher Stabilität und Flexibilität garantieren soll. „Die zugesicherte Stabilität ist einer der wichtigsten Vorteile dieser Lösung“, sagt Bernhard Winkler, IT-Verantwortlicher in der Reutlinger Firmenzentrale. „Allein ein einstündiger Ausfall der EDV wäre bei uns schon sehr kritisch.“
Schlank, schnell und günstig
Kostenoptimierung, Stabilität, Standardisierung, Automatisierung und Datensicherheit heißen die Schlagworte, die Mittelständler beim Thema IT aktuell bewegen. Treibender Grund für Veränderungen ist vor allem der Kostenfaktor: Vorbei sind die Zeiten, als Unternehmens-EDV als heterogenes Sammelsurium verschiedener Systeme ein ungestörtes Kellerdasein fristete und von Geschäftsführung und Controlling geflissentlich ignoriert wurde. IT wird heute als Kostenstelle mit messbarem Wertbeitrag gesehen. Für den, stark vereinfacht, die Formel gilt: Je schlanker, flexibler und effektiver die unternehmenseigene Datenverarbeitung gehalten wird – und vor allem je weniger Mitarbeiter hier gebunden sind – desto größer ist der Kostenvorteil. Ohne Outsourcing lässt sich das kaum erreichen. IT muss heute in aller Regel im 24/7-Betrieb funktionieren, was bei reinen In-House-Lösungen enormen personellen Aufwand bedeutet. Dazu kommen Anforderungen durch immer komplexere Technologie oder gesetzliche Bestimmungen, etwa Datenschutz, die sich oft nur noch mit Hilfe externen Know-hows bewältigen lassen.
Im welchem Umfang Mittelständler IT outsourcen ist individuell verschieden: „Die wenigsten lagern die EDV komplett aus“, sagt Michael Illig, Geschäftsführer des Systemhauses Bükotec IT-Solutions. Vor allem im Support-Bereich gebe es jedoch kaum noch ein Unternehmen, das ohne externe Dienstleister auskomme. Viele nutzten einen sogenannten First-Level-Support, bei dem es einen IT-Ansprechpartner im Unternehmen gibt, die Problembehebung aber vom Systemhaus übernommen wird. „Arbeit und Risiko werden so nach außen verlagert“, erklärt Illig. „Wenn ein System ausfällt, kann man eine andere Firma dafür regresspflichtig machen.“
Auch auf technischer Seite sind die Möglichkeiten, um EDV aus dem eigenen Unternehmen auszulagern, heute so vielfältig wie nie. Neben dem klassischem Outsourcing von eigener Hardware in externe Rechenzentren ist Cloud-Computing, also die Nutzung von Infrastruktur und Software via Internetzugriff aus der Wolke, auch im Mittelstand auf dem Vormarsch.
Doch Wolke ist nicht gleich Wolke: So gibt es die Public Cloud, bei der Nutzer Infrastruktur wie Software oder Datenspeicher bedarfsabhängig mieten und per Internet darauf zugreifen – und wenig bis keine Informationen darüber haben, wo ihre Daten liegen und mit wem sie sich die Hardware teilen. Diese Nachteile entfallen bei klar abgegrenzten Private Clouds oder Hybriden Clouds, bei denen sich ein Netzwerk von Unternehmen einer Branche, etwa Krankenhäuser, eine bestimmte Cloud-Infrastruktur teilt.

Dropbox
Einer der bekanntesten Cloud-Speicher-Dienste ist Dropbox. Der US-Anbieter gewährt Nutzern vergleichsweise geringe zwei Gigabyte Gratisspeicher – wer die Dropbox anderen empfiehlt kann den Speicher auf bis zu 16 GB erweitern. Entweder über einen Browser oder über die Applikationen von Dropbox lassen sich Daten hoch- und herunterladen. Installiert man die Software, erscheint sowohl beim Windows- als auch beim Apple-Betriebssystem ein Ordner im Explorer, in dem einfach per kopieren und einfügen Daten in die Cloud und aus ihr herausgeholt werden können. Wer mehr Speicher benötigt, kann bis zu einen Terabyte für 9,99 Euro pro Monat erwerben oder für 99 Euro pro Jahr.

Microsoft OneDrive
Mit einem großen Gratisspeicher lockt Microsoft, das 2015 mit OneDrive den Nachfolger seines Cloud-Speichers SkyDrive präsentierte. 15 Gigabyte winken hier, die auf bis zu 20 Gigabyte erweiterbar sind, indem man etwa neue Kunden wirbt und die automatische Sicherung von Bildern aktiviert. Auch hier können Nutzer entweder über den Browser oder über eine Anwendung auf die Cloud zugreifen. Für 100 GB verlangt Microsoft 70 Cent pro Monat, ein Terabyte ist für günstige sieben Euro monatlich zu haben – inklusive dem Microsoft 365 Office-Paket. Nur die Anbieter Spideroak und Livedrive sind noch günstiger.

Spideroak
Der US-Anbieter Spideroak wartet mit zwei Gigabyte Gratisspeicher für die ersten 60 Tage auf. Danach wird der Dienst kostenpflichtig. Mit 30 Gigabyte für sieben Dollar im Monat und fünf Terabyte für 25 Dollar im Monat zählt Spideroak allerdings zu den günstigsten Anbietern. Ein weiterer Vorteil: Die hohen Sicherheitsstandards. 2014 empfahl der Whisteblower Edward Snowden ausdrücklich Spideroak als sichere Dropbox-Alternative. Nachteile des Diensts: Es gibt keine deutsche Version, sondern nur eine englische. Und der hohe Datenschutz-Standard geht oftmals auf Kosten des Komforts.

Google Drive
Wie auch Microsoft wartet Google Drive mit 15 Gigabyte Gratisspeicher auf. Neben dem Speicher bietet Google einige zusätzliche Cloud-Dienste wie ein Office-Programm, das mehrere Anwender gemeinsam und parallel bearbeiten können; die Versionskontrolle wird über die Cloud-Software synchronisiert. Wer mehr als die 15 Gigabyte Speicher benötigt, kann für 1,99 Dollar pro Monat 100 GB erwerben, ein Terabyte kostet 9,99 Dollar. Der Speicher ist auf bis zu 30 Terabyte erweiterbar – Kostenpunkt: 299,99 Dollar.

Amazon Cloud Drive
Das Online-Kaufhaus Amazon bietet mit seinem Dienst „Cloud Drive“ fünf Gigabyte freien Speicherplatz für die ersten zwölf Monate. Bei Amazon erworbene MP3-Dateien werden direkt auf der Online-Festplatte abgelegt. 50 Gigabyte sind ab 20 Euro pro Jahr zu haben, ein Terabyte ab 400 Euro.

Apples iCloud
Apple-Nutzer erhalten fünf Gigabyte Cloud-Speicher gratis. Sofern ein iPhone-Nutzer keine anderen Einstellungen vornimmt, landen sämtliche Fotos, die er mit seinem Smartphone schießt, in der Cloud. Auch auf Kontakt-Daten, Termine und andere Anwendungen greift die Cloud zu. Solange man ausschließlich Apple-Geräte nutzt, ist die Synchronisation einer der Aspekte, mit denen Apple besonders punktet. Speichererweiterungen sind problemlos möglich: 50 Gigabyte sind für 99 Cent pro Monat erhältlich, ein Terabyte kostet 9,99 Euro – und damit das Doppelte des Dropbox-Preises.

ADrive
Einen vergleichsweise großen Gratis-Speicherplatz bietet ADrive. Hier erhalten Nutzer 50 Gigabyte kostenlos. Wer zehn Terabyte braucht, zahlt monatlich 250 US-Dollar. Wer bereit ist, für den Dienst zu zahlen, kommt in den Genuss hoher Sicherheitsstandards: Die Daten werden mit einer 256bit-AES Verschlüsselung gespeichert. Das Manko: Die Server befinden sich in den USA und sie verfügen über keine Sicherheitszertifikate.

Telekom Mediencenter
Der Spitzenreiter in puncto Gratisspeicher ist das Telekom Mediencenter. Hier erhalten Telekomkunden 25 Gigabyte kostenlos – wer kein Telekomkunde ist, erhält immerhin 10 Gigabyte. Für 4,95 Euro monatlich sind bereits 50 Gigabyte zu haben, für 9,95 Euro pro Monat sogar 100 Gigabyte. Mehr Speicher können Privatkunden nicht ordern.
Auch die Telekom speichert sämtliche Daten auf deutschen Servern und wurde vom TÜV Saarland als sicher zertifiziert. Ein Nachteil ist allerdings, dass die Daten in der Cloud nicht verschlüsselt werden – dafür werden sie verschlüsselt übertragen. Im Gegensatz zu Strato synchronisiert die Telekom die Daten automatisch.

Strato HiDrive
Das deutsche Unternehmen bietet seit 2010 seinen Onlinespeicher an. Kostenlos können Interessierte den Endkunden-Service 30 Tage lang testen oder sich dauerhaft für den Gratiszugang entscheiden. Danach müssen Nutzer einen Vertrag abschließen – die Basic-Variante umfasst eine Laufzeit von zwölf Monaten. 500 Gigabyte kosten hier 19,99 Euro im Monat. Wer Geld sparen möchte, kann einen Vertrag über zwei Jahre abschließen – dann kosten die 500 Gigabyte nur 14,90 Euro pro Monat. Fünf Terabyte sind für 49,90 Euro pro Monat zu haben (bei einer Vertragslaufzeit von 24 Monaten).
Zwar ist der Preis im Vergleich zu den US-Anbietern relativ hoch, dafür befinden sich sämtliche Server in Deutschland – die Daten unterliegen damit dem deutschen Datenschutz. Zudem gilt der Dienst als sicher – er wurde mit einem TÜV-Siegel ausgezeichnet. Ein Nachteil gegenüber den US-Anbietern: Bearbeitet man ein Dokument offline und geht dann wieder online, wird es nicht automatisch mit der Version des Dokuments auf der Cloud synchronisiert, was heute eigentlich Standard ist.

1&1 Onlinespeicher
Die 1&1-Dienste GMX und Web.de bieten beide zwei Gigabyte kostenlosen Speicher an. Wer die kostenpflichtigen E-Mail-Produkte nutzt, erhält sogar zehn Gigabyte gratis. Wer nur den Freemail-Service nutzt, kann für 6,99 Euro auf 100 Gigabyte aufrüsten (die ersten zwölf Monate kosten sogar nur 99 Cent), Nutzer der kostenpflichtigen Angebote zahlen die Hälfte. Auch die 1&1-Dienste speichern ihre Daten ausschließlich in Deutschland.

Zum Abschluss der weltgrößten Computermesse Cebit haben die Veranstalter am Freitag ein positives Fazit gezogen. Das neue Konzept einer reinen Geschäftsmesse, die nicht mehr auf private Besucher setzt, habe sich bewährt: „Der Neustart ist gelungen“, sagte Messe-Chef Oliver Frese. Unter anderem stand der Datenschutz im Mittelpunkt der fünftägigen Messe, die sich erstmals nur an professionelle Anwender richtete. Bis zum Vormittag wurden 210.000 Fachbesucher aus 100 Nationen gezählt - etwas weniger als erwartet. Erstmals seit 2008 kommen nach Angaben der CeBIT mit 55 Prozent wieder mehr als die Hälfte der rund 3400 Aussteller aus dem Ausland.

Panono Kamera
Die Firma Panono hat einen Ball entwickelt, in den 36 kleine Kameras eingebaut sind. Die 360-Grad-Wurfkamera ermöglicht problemlos eine Rundum-Aufnahme vom Messegelände. Damit fängt die Kamera alles ein - auch den Fotografen. Das fertige Bild hat 72 Megapixel.

i-limb ultra
Die bionische Hand "i-limb ultra" wird am Stand des Herstellers Touch Bionics vorgestellt. Die Prothese vermittelt ein "Echtheitsgefühl", alle Finger lassen sich einzeln bewegen und biegen. Und - mit der i-limb ultra lassen sich auch schwerere Gegenstände greifen und heben.

Bag2Go
Die Telekom hat einen intelligenten Koffer für Reisefans vorgestellt. Bag2Go heißt der Koffer, der nicht wie sonst mit dem Reisenden im Flugzeug mitreist, sondern per externen Logistikpartner verschickt werden soll. Per Smartphone kann der Koffers jederzeit geortet werden - damit gehört das lästige Koffer verlieren der Vergangenheit an. Zudem gibt Bag2Go sofort Alarm, sollte jemand versuchen den Koffer zu öffnen. Damit es keine böse Überraschungen beim Wiegen gibt, verfügt der Koffer über eine eingebaute Waage.

Samsung Gear 2
Auch die neue Samsung-Smartwatch mit dem Namen "Samsung Gear 2" ist Thema bei der Cebit. Die Armbanduhr gibt ihrem Träger ein diskretes Signal, wenn auf dem Computer in der Tasche beispielsweise eine E-Mail oder Facebook-Nachricht eingeht.

Vectoring-Technologie
Die Vectoring-Technologie wird am Stand der Telekom visuell dargestellt. Vectoring ist eine Technologie, die vorhandene Kabel für den Datenverkehr schneller machen kann. Mit Hilfe des Datenturbos kann die Telekom die Übertragungsgeschwindigkeiten ihres VDSL-Netzes deutlich steigern.

Roboy
Ein Roboter, der Gefühle zeigt und sich wie ein Mensch bewegt - das stellt die Universität Zürich auf der diesjährigen IT-Messe Cebit in Hannover vor. Mittels echter Sehnen- und Muskelbewegungen haben Wissenschaftler seine Körperbewegungen nachempfunden. Das Ziel: Die Interaktion von Gehirn und Körper besser verstehen.

Aufsteck-Adapter "Dive"
Dreidimensionale Handy-Bilder können mit dem Aufsteck-Adapter "Dive" an einem Messestand der Cebit dargestellt werden. Am 9. März wird die weltgrößte Computermesse offiziell eröffnet.

"EasyPass" Maschine
Ein Mitarbeiter der Bundesdruckerei testet das neue Zweischleusen-System Full-ID für Flughäfen. Neben Pass- und Ausweissystemen bringt die Bundesdruckerei auch Dokumentenprüfgeräte und Sicherheitssoftware auf den Markt. Die neueste Innovation soll die Ausweiskontrolle am Flughafen sicherer machen.
Der Reisende legt seinen Reisepass auf den Scanner und die Maschine gleicht die Informationen im ersten Schritt mit den Fingerabdrücken ab. Die zweite Schleuse öffnet sich, wenn die Software das Gesicht anhand der gespeicherten biometrischen Daten erkannt hat. In München gibt es dieses System bereits, Hamburg, Stuttgart und Düsseldorf sollen noch dieses Jahr folgen.

So sieht das Zweischleusensystem der Bundesdruckerei aus: Eine zügige und sichere Grenzkontrolle mit eGates. Nur 18 Sekunden soll eine Kontrolle damit dauern.

Cebit
Messebauer arbeiten auf dem Messegelände der Cebit in Hannover in der Halle "code_n", bevor die Pforten am Montag geöffnet werden. England ist 2014 offizielles Partnerland der Cebit. Daher eröffnen Bundeskanzlerin Merkel, der britische Premier David Cameron und VW-Chef Martin Winterkorn die Veranstaltung.
Erstmals seit 2008 kommt mit 55 Prozent wieder mehr als die Hälfte der 3400 Aussteller aus dem Ausland. Größtes Ausstellerland neben Deutschland ist China vor dem Partnerland Großbritannien. Das Leitthema der Messe lautet „Datability“ und zielt auf den verantwortungsvollen Umgang mit großen Datenmengen. Erwartet werden bis Freitag rund 230 000 Fachbesucher.
Vor allem kleinere Unternehmen wählen heute Lösungen, bei denen die IT gewissermaßen per Flatrate aus der Steckdose kommt. „Ab 100 bis 150 Euro im Monat können wir einen kompletten IT-Arbeitsplatz bieten“, sagt etwa Max Schaber, Vorstandsvorsitzender der Datagroup AG. Der IT-Service-Dienstleister bietet in eigenen Rechenzentren Cloud-Lösungen an, die standardmäßig Basisansprüche wie Microsoft Office oder Exchange Server erfüllen und gegen Aufpreis um verschiedene Elemente bis hin zu SAP-Umgebungen ergänzt werden können. „Vom Funktionsumfang gibt es keine Einschränkungen zu On-Premise-Lösungen“, sagt Schaber. Lediglich für Anwendungen mit hohem Datentransfer, etwa CAD (computer-aided-design)-Programmen, sei die Cloud-Anbindung aufgrund zu geringer Datenübertragungsraten des Internets bislang nicht ratsam. Michael Illig, Geschäftsführer von Bükotec, sieht dieses Problem zu geringer Datenübertragungsraten vielerorts auch für andere Cloud-Anwendungen gegeben. „Die Internet-Infrastruktur in Deutschland ist zum Teil lausig“, sagt Illig. „Das bremst die Nutzung von Cloud-Lösungen häufig aus. Wer Software nach außen gibt, braucht eine dicke Leitung.“
Wo die Übertragungsraten stimmen, wächst das Interesse an der Cloud jedoch zunehmend, wie Peter Dewald, Geschäftsführer von Sage Software, bestätigt. Egal ob Einsteiger aus Kleinstunternehmen, die Standard-Software als webbasierte Anwendung via iPad nutzen, oder Mittelständler, die mit über die Jahre im Unternehmen gewachsener Software in eine kundenspezifische Wolke wechseln: Die große Flexibilität sei entscheidendes Argument dieser Lösungen, sagt Dewald. „Man kann jederzeit anfangen, aufhören oder erweiterte Services buchen. Bezahlen muss man nur, was man nutzt.“
Nicht so einfach und flexibel wie gedacht
Diese einfache Skalierbarkeit und die Möglichkeit des weltweiten Zugriffs auf Kommunikationssysteme via Internet hat auch die CS GmbH, Hersteller für Sonderfahrzeuge für Feuerwehr und Rettung aus Schwäbisch-Gmünd, bewogen Groupware und Internet-Telefonie in die Public Clouds von Google und Microsoft zu verlagern. Doch inzwischen holt das Unternehmen diese Dienste wieder zurück: Denn so einfach und flexibel sich Cloud-Lösungen darstellen, war es im Fall von CS gar nicht. „Am Anfang stand die Schwierigkeit überhaupt einen zertifizierten Cloud-Partner zu finden. Unser Eindruck war, dass es flächendeckend noch zu wenige Anbieter gibt“, sagt Alen Grdic, IT-Verantwortlicher des Unternehmens mit derzeit 15 EDV-Arbeitsplätzen. Auch bei Funktionalität und Flexibilität musste CS Nachteile in Kauf nehmen. „Es kamen immer wieder Spam-Mails durch, etwa gefälschte Rechnungen, die nicht gleich als solche erkannt wurden“, so Grdic.
Zudem sei die Cloud keineswegs eine Ready-to-go-Lösung: Für eine vorschriftsgemäße Datenspeicherung müsse man genau überlegen, welche Daten wie lange vorzuhalten seien und gegebenenfalls einen eigenen Archiv-Server betreiben. „Man weiß ja nicht, ob es den Anbieter in zehn Jahren überhaupt noch gibt.“ Letztlich war die Entscheidung in Zusammenarbeit mit dem Systemhaus Bükotec wieder auf Lösungen im eigenen Serverraum zu setzen, auch eine Vertrauensfrage. „Es fehlen einfach viele Stufen des Monitorings, man hat selbst etwa keine Möglichkeit auf Protokolle zuzugreifen“, sagt Grdic. Der Nutzer könne hier nur auf sein Vertrauen zum Anbieter setzen. Doch dieses sei spätestens mit Bekanntwerden der massiven Datenüberwachung durch die NSA komplett verloren gegangen.
Dieses Misstrauen, vor allem gegenüber Cloud-Diensten von Anbietern außerhalb der EU, lässt sich in vielen Unternehmen beobachten. „Für unsere Kunden ist es sehr wichtig, dass unser Rechenzentrum in Oldenburg liegt“, sagt etwa Brigitte Wallesch, Bereichsleiterin Industrie beim IT-Consulting und Dienstleistungsanbieter BTC. Vor allem die gefühlte Unsicherheit sei groß: Wer Daten nicht mehr im eigenen Zugriff habe, glaube, dass sie weniger sicher seien. Viele Unternehmen probierten Cloud-Lösungen daher zuerst in abgetrennten Bereichen aus: „Das kann die Reisekostenabrechnung als Teil der ERP sein oder EDI-Schnittstellen, bei denen man bislang sowieso schon fremde Anbieter auf die Systeme gelassen hat“, sagt Wallesch. Mit diesen hybriden Lösungen, also dem Mix von On-Premise und Cloud-Anwendungen, tasteten sich die Unternehmen langsam an die Cloud heran: „Wenn man hier gute Erfahrungen macht, geht man eventuell im nächsten Schritt weiter.“
Über die Datensicherheit werden alle Unternehmen in Zukunft stärker nachdenken müssen, auch wenn sie komplett auf Inhouse-Lösungen setzen. Zum einen weil eigene Rechenzentren selten den Sicherheitsstandard eines zertifizierten Outsourcing-Partners besitzen. Zum anderen weil sich gesetzliche Datenschutzbestimmungen immer weiter verschärfen. „Viele Unternehmen gehen noch recht naiv an das Thema Datensicherheit heran“, sagt Frank Kedziur, Leiter des Expertenteams für IT-Security beim Netzwerkanbieter BT Germany. „Sie geben ihre Daten zu einem Cloud-Anbieter und meinen damit alle Sorgen los zu sein und obendrein Geld zu sparen.“ Ein Trugschluss, denn Betriebe seien selbst für ihre Daten verantwortlich und jedes Mehr an Datensicherheit koste auch mehr Geld.
Daten nach Wichtigkeit einstufen
Jedes Unternehmen müsse zudem überlegen, welche Daten es wohin geben könne. Kedziur rät die Daten dafür zu klassifizieren – zum Beispiel in streng vertrauliche, die ein hohes Maß an Sicherheit, etwa durch Verschlüsselung, benötigten, und weniger sensible, die man etwa bedenkenlos durch die Cloud schicken könne. „Einen Goldbarren sichert man eben anders als das Sparschwein“, sagt der IT-Experte. Manche Lecks seien auch regelrecht hausgemacht. Etwa wenn Fachabteilungen im Unternehmen die Sicherheitsarchitektur aushebelten, indem sie an der IT vorbei Public-Cloud-Dienste wie Dropbox zum Datenaustausch nutzten. „Diese Schatten-IT kann schnell zum Problem werden“, so Kedziur.
Doch so hoch die Anforderungen an sichere Systeme sind: In der Zukunft wird an Cloud-Lösungen kein Weg vorbei gehen. So sieht Dieter Braun, Geschäftsführer von Datagroup Ludwigsburg, den Mittelstand etwa auf dem Weg zur Smart-Factory, in der in Echtzeit steuerbare Wertschöpfungsketten via cloudbasierter Datentransfers realisiert werden. „Die Industrie-Partner der Zulieferer aus dem Mittelstand drängen schon sehr in diese Richtung“, sagt Braun. „Die Welle rollt und jeder springt auf den Zug, weil es um die Zukunft geht.“
Mit Industrie 4.0, der vierten industriellen Revolution durch digitale Automatisierung, soll das Produktionsumfeld um eine virtuelle, baugruppenübergreifende Komponente erweitert werden: Maschinen holen sich selbständig Daten aus der Cloud oder anderen virtuellen Räumen, in die andere Maschinen Daten abgelegt haben. Schon heute gibt es hier entsprechende Ansätze, etwa in der Nachverfolgbarkeit von Bauteilen durch RFID-Chips oder Barcodes. Aktuell gehe es für IT-Anbieter wie Datagroup darum standardisierte Services zu schaffen und mit den Unternehmen gemeinsam Lösungen - auch in Bezug auf die Sicherheit der Produktionsdaten - zu erarbeiten, sagt Braun. Was aber schon allein aufgrund des vorhandenen Maschinenparks und über die Jahre gewachsener Strukturen nicht von heute auf morgen gehe. „Der Prozess ist angestoßen und läuft. Aber man kann nicht auf einen Knopf drücken und hinten kommt Industrie 4.0 raus.“













