Strom auch bei Flaute: Wie kann man Windenergie speichern?
Hendrik Holt, geschäftsführender Gesellschafter der Holt Holding, will für einen Windpark in Andorra auf Speicherbatterien setzen.
Foto: dpaDas Problem mit den erneuerbaren Energien? Ihre schlechte Planbarkeit. Zwar hat die Sonne Unmengen mehr Energie als die Menschen brauchen würden, aber sie scheint nicht immer dann, wenn viele viel den Strom benötigen. Und auch bei der Windkraft besteht das Problem, dass sie sich nicht so punktgenau ein- und abschalten lässt, wie es der Bedarf erfordert. Was liegt also näher, als erneuerbare Energie zu speichern, etwa in riesigen Batterien?
Was es schon in manchen Privathaushalten gibt, um den Strom aus Photovoltaikanlagen besser nutzen zu können, will ein Unternehmer aus dem Emsland bei einem Windparkprojekt standardmäßig einbauen: Schiffscontainergroße Batterien sollen den Strom zwischenspeichern. Geplant ist der Einsatz der Batteriespeicher bei einem Windpark in dem Pyrenäen-Staat Andorra. Der 27 Jahre alte Unternehmer Hendrik Holt aus dem niedersächsischen Haselünne will für das Fürstentum mit knapp 80 000 Einwohnern einen Windpark mit einer Gesamtleistung von jährlich 60 Millionen Kilowattstunden errichten. Andorra wolle unabhängiger werden von Stromlieferungen aus Frankreich und Spanien, sagt der Geschäftsführer des Projektentwicklers Holt Holding.
Allein aus diesem Windpark könnte ein Viertel des gesamten Energiebedarfes Andorras gedeckt werden. Die Windräder stehen in einer Höhe von 2700 Metern - von den Windverhältnissen her ideal. Das Auftragsvolumen betrage etwa 60 Millionen Euro. „Die Anlagen stehen sehr konzentriert, eine Verspargelung der Landschaft wird es dort nicht geben“, sagt der Generaldirektor des Unternehmens, Heinz Luchterhand. Der Windpark werde in einer Zone errichtet, wo niemand wohne und wo es auch keine Touristen hinziehe. „Der Windpark ist kaum zu sehen, er sitzt in einer Bergkette.“
Wichtig sei für den Windpark die Möglichkeit, Strom zu speichern, so dass er auch nutzbar sei, wenn die Windräder stillstehen - etwa bei Wartungsarbeiten oder schwierigen Wetterbedingungen im alpinen Winter. Aus Platzgründen werde es wahrscheinlich auf Batteriespeicher hinauslaufen - sechs Speicher, so groß wie Schiffscontainer. Jeder Speicher müsse in der Lage sein, die Tagesproduktion Strom eines Windrades zu speichern.
Als Energiespeicher im großen Maßstab für Strom aus Sonne oder Wind bieten sich drei verschiedene Techniken an, sagt Peter Röttgen, Geschäftsführer des Bundesverbands Erneuerbare Energie: Große Wärmespeicher, bei denen Wasser erhitzt wird, und die dann etwa für Fernwärme genutzt werden können. Eine andere Technik unter dem Namen „Power to Gas“ - etwa: Energie wird zu Gas - setzt auf Elektrolyse. Dabei wird der Strom genutzt, um Wasser in die chemischen Bestandteile Sauerstoff und Wasserstoff zu trennen. Der Wasserstoff lasse sich als Energieträger speichern. Aber es gibt laut Röttgen auch große Batteriespeicher: „Das ist heute auch schon Stand der Technik.“
Schon immer seien Batterien in Kraftwerken verwendet worden. „In den letzten Jahren sind Batteriespeicher im Megawatt-Bereich entwickelt worden.“ In England habe es gerade eine Ausschreibung für einen Batteriespeicher mit einer Kapazität von zweihundert Megawatt gegeben, aufgebaut aus Teilanlagen zu je 20 Megawatt. Batterien seien eine von mehreren Lösungen für das Problem, Strom aus erneuerbaren Quellen speichern zu müssen, sagt Röttgen. Ein Teil könne in Batterien gespeichert werden, ein anderer werde zur Produktion von Wasserstoff verwendet und auch Wärme könne hergestellt werden.
Platz 14: XEMC (China)
Nirgendwo auf der Welt werden jährlich mehr Windräder ans Stromnetz angeschlossen als in China. Zu den größten Profiteuren dieses fernöstlichen Grünstrom-Booms zählt XEMC. Der chinesische Elektrokonzern hat im Jahr 2009 die niederländische Energiefirma Darwind gekauft und sich so wertvolles Know-how für die Herstellung von Windturbinen und Rotorblättern gesichert, den wichtigsten Komponenten von Windenergieanlagen. Nach Berechnungen der Marktforschungsfirma FTI Intelligence brachte es XEMC 2016 auf einem Marktanteil von 2,2 Prozent.
Marktanteil 2,2 Prozent.
Foto: REUTERSPlatz 13: Dongfang (China)
Der chinesische Staatskonzern Dongfang stellt Schiffe, Lokomotiven und Gasturbinen her. Zu einem immer einträglicheren Geschäft werden aber auch die Windräder, die das Unternehmen aus der Provinz Sichuan fertigt.
Marktanteil: 2,2 Prozent.
Foto: REUTERSPlatz 12: Senvion (Deutschland)
Deutschlands viertgrößter Windkraftkonzern Senvion rangiert global gesehen nur noch auf Platz 12. Die Hamburger kämpfen derzeit mit schwindenden Aufträgen, bröckelnden Marktanteilen und sinkenden Umsätzen. Nach einer Konsolidierungsphase soll der Erlös bis 2019 aber auf 2,6 Milliarden Euro in die Höhe schnellen. Damit die Konkurrenz Senvion in der Zwischenzeit nicht völlig enteilt, streicht der Konzern Hunderte Stellen und investiert in neue Produkte.
Marktanteil: 2,5 Prozent.
Foto: dpaPlatz 11: Sewind (China)
Die Windkraftsparte des chinesischen Staatskonzerns Shanghai Electric produziert in zwei Fabriken jährlich mehr als 3.000 Windräder. Besonders erfolgreich ist das Unternehmen mit seinen Anlagen auf hoher See. Im Segment Offshore-Wind zählt Sewind zu den drei größten Herstellern weltweit. In Deutschland sind die Chinesen zudem am Maschinenbauer Manz AG beteiligt.
Marktanteil: 3,0 Prozent.
Foto: dpaPlatz 10: CSIC Haizhuang (China)
Unter den 14 führenden Windkraftkonzern der Welt befinden sich gleich acht Unternehmen aus China. Der Grund ist simpel: Im Reich der Mitte wurden alleine 2016 mehr als 40 Prozent der weltweit neu installierten Windräder ans Stromnetz angeschlossen. Ausländische Firmen kommen in China kaum zum Zug, der Markt ist weitgehend abgeschottet. Dieser Heimatbonus beflügelt Konzerne wie CSIC Haizhuang – sie prägen verstärkt den Weltmarkt.
Marktanteil: 3,2 Prozent.
Foto: dpaPlatz 9: Mingyang (China)
Chinas viertgrößter Windkraftkonzern will sich vom Maschinenbauer zum Service-Unternehmen wandeln. Zwar soll die Produktion von Turbinen, Gondeln und Rotorblättern weiterhin eine wesentliche Säule des Geschäfts bleiben, aber die Wartung und Instandhaltung von Windrädern verspricht höhere Renditen.
Marktanteil: 3,5 Prozent.
Foto: PRPlatz 8: Envision (China)
Lei Zhang ist das Enfant terrible der Windenergieindustrie. Der Chef von Envision bezeichnet sein Unternehmen gerne als das „Apple der Energiewelt“. Statt wie die Konkurrenz lediglich „dumme“ Windräder herzustellen, will Zhang künftig mit einer offenen Plattform Geld verdienen, die Angebot und Nachfrage im Energiemarkt synchronisiert. Schwankende Solar- und Windenergie will er im großen Stil mit Stromspeichern, Elektroautos oder Industrieanlagen koppeln und auf lange Sicht mit dem smarten Steuern von Energieflüssen Milliarden verdienen. Zumindest ein paar Jahre lang dürfte der Verkauf von Windmühlen aber noch das Kerngeschäft von Envision bleiben. Anders als die Wettbewerber lässt Envision aber die Anlagen von Subunternehmen fertigen. Damit braucht der Konzern fast zwanzig Mal weniger Fixangestellte als die Branchenführer. Nur das Design und die Patente gehören Envision. „Wie bei Apple“, meint Unternehmenschef Zhang.
Marktanteil: 3,5 Prozent.
Foto: BloombergPlatz 7: United Power (China)
Der zweitgrößte chinesische Windkraft-Konzern, United Power, schafft es im globalen Ranking wie im Vorjahr auf Platz sieben. Die Tochtergesellschaft des staatlichen Stromversorgers China Guodian produziert Turbinen für Windräder an Land und auf hoher See in beinahe allen Leistungsklassen.
Marktanteil: 3,8 Prozent.
Foto: CLARK/obsPlatz 6: Nordex Acciona (Deutschland)
Nach der Übernahme des spanischen Konkurrenten Acciona ist bei Nordex Ernüchterung eingekehrt. Der Umsatz der Hamburger schoss durch die Fusion im Geschäftsjahr 2016 zwar um 40 Prozent in die Höhe – auf 3,4 Milliarden Euro. Aber wegen Projektverzögerungen und verstärktem Preisdruck schockierte der Konzern seine Aktionäre mit einer drastischen Umsatz- und Gewinnwarnung für das Jahr 2018. Statt wie geplant bis zu 4,5 Milliarden Euro dürfte Nordex 2018 maximal 3,6 Milliarden Euro erwirtschaften. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) dürfte zudem um 160 Millionen Euro geringer ausfallen als angestrebt. Die Folge: Investoren entziehen Nordex zunehmend das Vertrauen. Als Hauptverantwortlicher für die Misere musste Nordex-Chef Lars Bondo Krogsgaard im Frühjahr 2016 seinen Posten räumen. Seither hat der Spanier José Luis Blanco bei Nordex das Sagen.
Marktanteil: 4,8 Prozent.
Foto: dpaPlatz 5: Enercon (Deutschland)
Extrem verschwiegen, enorm erfolgreich: Enercon hat weltweit bereits mehr als 26.000 Windräder installiert und erwirtschaftet jährlich einen Umsatz von rund fünf Milliarden Euro. Die Firma mit Sitz im ostfriesischen Aurich ist ein Riese, gibt sich nach außen hin aber gern als Zwerg. Ökopionier und Firmengründer Aloys Wobben ist mit einem geschätzten Vermögen von 7,6 Milliarden Dollar nicht nur der reichste Mann Niedersachsens, sondern auch einer der wohlhabendsten Deutschen insgesamt. Mit Enercon hat sich Wobben schon früh auf Windkraftanlagen am Festland spezialisiert. Das Markenzeichen des deutschen Marktführers sind getriebelose Turbinen. Unverkennbar ist das Gondel-Design in Eiform – konzipiert wurde es vom britischen Stararchitekten Norman Foster.
Marktanteil: 6,8 Prozent.
Foto: dapdPlatz 4: Goldwind (China)
Deutlicher Absturz: Im vergangenen Jahr führte Goldwind noch die Liste der größten Hersteller von Windturbinen und Rotorblättern an. 2016 reichte es für Chinas Windkraftprimus weltweit dagegen nur noch für Platz 4. Dennoch bleibt Goldwind ein Gigant. Der in Shenzhen und Honkong börsennotierte Konzern ist beinahe der einzige chinesische Anbieter, der auch fernab der Heimat Erfolge vorweisen kann.
Marktanteil: 11,7 Prozent.
Foto: Qilai ShenPlatz 3: General Electric (USA)
Der US-Elektronikriese General Electric (GE) baut sein Windenergiegeschäft weiter massiv aus. Um mehr als zwei Prozent konnten die Amerikaner ihren globalen Marktanteil steigern und landen wie im Vorjahr auf dem Treppchen. GE profitiert insbesondere von dem Windkraftboom in den USA, der über Steuergutschriften befeuert wird. Trotzt der starken Stellung auf dem Heimatmarkt konnte GE aber nicht verhindern, dass ausgerechnet der Erzrivale aus Deutschland die Amerikaner im Windsektor überholt hat.
Marktanteil: 12,1 Prozent.
Foto: REUTERSPlatz 2: Siemens (Deutschland)
Durch die Fusion mit dem spanischen Konkurrenten Gamesa katapultiert sich Siemens von Platz 4 auf Platz 2 im globalen Ranking der größten Windkraftunternehmen. Der Münchner Industrieriese überflügelt damit auf einen Schlag den ewigen Konkurrenten GE. Siemens und Gamesa passen gut zusammen. Während die Münchener das Geschäft mit Offshore-Windkraftanlagen auf hoher See dominieren und in den USA am Festland punkten, sind die Basken in Asien und Südamerika stark vertreten. Im Gespann mit Gamesa verfolgt Siemens-Chef Joe Kaeser jetzt vor allem ein Ziel: die Weltspitze erklimmen. Doch dafür müssen die Münchener zuerst den Branchenprimus vom Thron stoßen.
Marktanteil: 13,1 Prozent.
Foto: REUTERSPlatz 1: Vestas (Dänemark)
Rekordumsatz, Rekordgewinn, Rekordaufträge: Vestas hat 2016 das beste Geschäftsjahr in der Geschichte des Unternehmens erzielt. Der weltgrößte Hersteller von Windenergieanlagen mit Sitz in der dänischen Hafenstadt Aarhus erwirtschaftete im vergangenen Jahr einen Umsatz in der Höhe von 10,2 Milliarden und einen Gewinn von 965 Millionen Euro. Mit einer Marge vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 13,9 Prozent ist Vestas in puncto Profitabilität weiterhin unerreicht. Weder Siemens, GE noch Goldwind können da auch nur ansatzweise mithalten. In ihrer Heimat genießen die Dänen mit ihren 21.600 Mitarbeitern deshalb beinahe einen Heiligenstatus.
Marktanteil: 15,8 Prozent.
Foto: ZBBislang stelle sich für Windkraftbetreiber in Deutschland die Frage, ob sie einen Speicher benutzen, aber nicht, sagt Stefan Grothe vom Bundesverband Windenergie. Denn bislang bekommen die Windmüller eine feste Vergütung für ihren Strom, unabhängig von der Nachfrage. Für den Betreiber fehle damit der Anreiz, direkt in Speichertechnik zu investieren. Es gebe aber bereits erste Projekte mit Speichermöglichkeiten. Denn in der Zukunft dürfte ein Szenario wichtig werden, für das Fachleute den Begriff „Sektorenkopplung“ benutzen. In einigen Jahren werde man nicht mehr die Energiegewinnung, die Wärmeversorgung und den Verkehr als drei getrennte Bereiche sehen, sondern als miteinander vernetzte Einheit. Strom, für den es gerade keine Nachfrage gebe, könnte so tatsächlich zur Wärmegewinnung genutzt werden - und Elektroautos dienten mit ihren Batterien auch als Stromspeicher. In diesem Kontext werde das Thema Energiespeicherung deutlich wichtiger als heute.